Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)
Die falsche Spur zu Dietrich Diehl. Keiner ahnt, dass ich die Drähte ziehe. Jetzt muss nur noch die verdammte Geldübergabe klappen.
»Herein!«
Dr. Rosenberger war in der Pension Alpenrose abgestiegen. Sein Zimmer war alpenländisch behaglich eingerichtet, natürlich hatte man ihm eines mit Blick auf sein geliebtes Wettersteinmassiv gegeben. Jennerwein riss die Tür wütend auf. Er war auf hundert.
»Hauptkommissar Jennerwein, ich gratuliere! Treten Sie näher. Ich muss schon sagen, auf Dietrich Diehl wäre ich –«
Jennerwein unterbrach ihn schroff.
»Diehl ist nicht der Täter. Das ist wieder eine Finte! Der Geiselnehmer läuft nach wie vor frei herum.«
»Aber Jennerwein –«
»Herr Dr. Rosenberger!«, unterbrach der Kommissar erneut. »Es besteht immer noch die Gefahr, dass der Geiselnehmer mit seiner Erpressung durchkommt.« Er erhob die Stimme bis knapp an die Höflichkeitsgrenze. »Die Frage ist jetzt die: Was wusste Prallinger?
Sie
müssen das herausfinden! Wenn Sie jetzt nicht handeln, dann muss ich annehmen, dass Sie etwas mit der Sache zu tun haben!«
Dr. Rosenberger blickte entsetzt auf.
»Aber Jennerwein, wie kommen Sie denn darauf –«
»Für mich sieht es langsam so aus, als ob Sie den Täter decken. Und überhaupt: Sie kannten auch Heinz Jakobi.«
»Ich habe ihn ein paar Mal bei Empfängen getroffen.«
»Und was hatten Sie in den letzten Tagen in Spanien zu tun?«
»Dort habe ich Freunde besucht. Warum fragen Sie?«
Jennerwein stand jetzt direkt vor seinem Chef. Er beugte sich leicht zu ihm und sagte eindringlich:
»Sie waren einer der Ersten droben auf dem Kramergipfel. Sie waren noch vor mir da. Wie kam das?«
»Ein Bergwachtler hat mich mit dem Jeep mitgenommen. Was haben Sie denn plötzlich, Jennerwein? So kenne ich Sie ja gar nicht.«
»Unternehmen Sie etwas, Herr Oberrat. Lassen Sie endlich Ihre Beziehungen spielen! Jetzt gleich! Sonst kommt der Mörder von Jakobi, Prallinger und Diehl ungestraft davon. Es eilt, glauben Sie mir. Schalten Sie die richtigen Leute ein.«
Dr. Rosenberger schien furchtbar erschrocken über Jennerweins Ton. Er nickte langsam. Dann griff er zum Hörer.
Volle Konzentration. Tief durchatmen, alle Kräfte auf den Endspurt bündeln. In einer knappen Stunde werde ich mit dem FAVOR CONTRACTUS beim vereinbarten Treffpunkt erscheinen. Was für ein Hammer: Ein kleiner Wisch Papier – und mich wird er reich machen. – Was ist das? Mist. Es klingelt an der Tür.
Mit energischen Schritten betrat Jennerwein das Wohnzimmer. Er blickte sich einmal rasch um und fixierte sein Gegenüber.
»Willst du etwas trinken? Setz dich doch, Hubertus.«
»Nein danke, ich will nichts trinken. Und ich will mich auch nicht setzen. Ich mache es kurz. Ich bin dienstlich hier.«
Jennerwein schwieg einen Moment. Dann sagte er langsam und ernst:
»Gunnar, ich weiß, dass du der Geiselnehmer bist.«
Viskacz lachte blechern.
»Netter Versuch. Das hast du wahrscheinlich jedem der anderen auch schon gesagt. Antonia, Schorsch, Jerry – ich stelle mir vor, wie
sie
alle reagiert haben. Muss doch ziemlich öde sein, nichts in der Hand zu haben!«
»Du hast einfach übertrieben«, fuhr Jennerwein unbeirrt fort. »Du hast damals im Schultheater auch schon immer einen zu viel draufgesetzt.
Romeo und Julia
bei Mathelehrer Schirmer. Fichtl als Romeo, Beissle als Julia. Erinnerst du dich?«
»Ich erinnere mich bloß daran, dass du, Jennerwein, einen stummen Diener gespielt hast. Ich hatte immerhin eine kleine Rolle. Ich weiß es gar nicht mehr – irgendeinen Adeligen. – Aber was soll das? Willst du in Erinnerungen schwelgen?«
»Du hast den Tybalt gespielt, Gunnar. Bei der Stelle
Wie, du ziehst deinen Degen gegen diese verzagten Hasen?
, da hast du die Augen gerollt, bist an der Rampe auf und ab gegangen – du hast immer daran gedacht, wie es wirken könnte. Du hast dich zu sehr auf den Effekt konzentriert. Schirmer hat damals einen guten Satz gesagt: Denk nicht zu viel nach, was du machst. Mach es. Sei es.«
Gunnar Viskacz blickte seinem ehemaligen Schulkameraden herausfordernd in die Augen. Jennerwein hielt dem Blick stand.
»Mit der Lady-Gaga-Maske hast du die Leute einschüchtern und täuschen können. Ohne Maske geht das nicht so leicht. Du hättest damals auf den alten Schirmer hören sollen.«
Viskacz machte eine verächtlich abwinkende Handbewegung.
»Hubertus, du enttäuschst mich schwer! Wegen irgendwelcher uralter Schultheatergeschichten
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