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Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)

Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)

Titel: Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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zuschlagen.«

69

    Ich bin reich! – Kleiner Wermutstropfen: Schwere Klaustrophobieattacke in der Grabkammer. War das übel! – Aber mein Plan hat funktioniert. Gutes Werkzeug, die Tür zur Gruft geknackt und das bleierne, versiegelte Kästchen geöffnet. – Inhalt: Ein verrosteter Dolch, zwei Dokumentrollen. Volltreffer! Zwei Jahre Plackerei haben sich gelohnt. – Doch keine Zeit zu großen Jubelarien. Beim Zurückkriechen hat es mir fast die Lunge zerrissen, so sehr musste ich husten wegen des Drecks und Staubs, den ich beim Hinweg aufgewirbelt hatte. – Endlich wieder draußen, Schatulle in den Rucksack, kurzer Blick zurück: Der Geheimgang war geschickt angelegt, die Öffnung lag in einer unregelmäßigen, überwachsenen Felsverwerfung in der Mitte des Steilhangs. Der Eingang sah aus wie ein vergittertes Heiligenbild oder ein Marterl für einen abgestürzten Bergsteiger. Die perfekte Tarnung. – Abstieg.
     
    Er kletterte vorsichtig nach unten. Auf halber Strecke hörte er ein Geräusch. Es kam von einem kleinen, überstehenden Felsen, und blitzartig tauchte dahinter eine Gestalt auf. Die Dunkelheit hatte dem Angreifer zusätzlichen Schutz geboten. Im fahlen Mondlicht konnte er einen kurzen Blick auf sein Gesicht erhaschen, und ein überraschter Ausruf entfuhr ihm. Schwer keuchend ging der Angreifer auf ihn los, der Kampfplatz war nicht größer als eine Tischtennisplatte, zudem schräg abfallend und voller Geröll. Den ersten Schlag konnte er noch abwehren und den Typen ins Leere taumeln lassen. Doch der zweite Schlag traf ihn voll in den Magen. Er ging in die Knie und griff nach den Beinen des Gegners, er bekam einen Zipfel seiner Hose zu fassen. Er bemerkte, dass der andere versuchte, seinen Rucksack zu öffnen, um die Schatulle herauszunehmen. Wütend schrie er auf. Noch ein Schlag. Ein Schlag zurück. Ein Gegenschlag.
     
    Mir wurde schwindlig. Mir wurde kotzübel. Ich taumelte. Ich strauchelte und fiel. Aber dann …
     
    »Was war denn das?«, fragte Ostler.
    Alle hatten den lauten, langgezogenen Schrei gehört, der in der Ferne erklungen war. Sie liefen zur Holzbrüstung des Burggeländes und leuchteten mit den Taschenlampen hinunter in die Tiefe. Der dichte Waldbewuchs nahm jedoch die Sicht, der Talboden sechzig Meter tiefer war nicht zu erkennen.
    »Los! Runter!«
    Sie rannten los. Sie nahmen den kürzesten Weg zur nächsten Aussichtsplattform. Der Mond erhellte den mit Baumwurzeln durchflochtenen Pfad mit trübem Licht, doch richtig laufen konnte man hier nicht. Mehrmals stürzte einer von ihnen, doch sie kamen schließlich an dem kleinen, wackeligen Holzpodest an. Von hier aus hatte man einen besseren Blick. Die bröckelige Felswand lag seitlich von ihnen, sie leuchteten sie mit den Taschenlampen ab. Dann der entsetzliche Anblick. Dreißig oder vierzig Meter unter ihnen lag ein Mensch ausgestreckt auf der Erde.
     
    Jennerwein und Stengele erreichten keuchend die leblose Gestalt. Stengele prüfte mit der Taschenlampe den Pupillenreflex, dann schloss er dem Toten die Augen. Er erhob sich und schüttelte den Kopf.
    »Er ist abgestürzt. Keine Chance mehr, etwas für ihn zu tun.«
    Ein paar Meter entfernt lag ein bleifarbenes Etwas, ein kleiner Kasten, der sich mit einer Spitze in den Humus gebohrt hatte. Becker untersuchte vorsichtig die Schatulle. Ostler, Maria und Nicole traten näher, um das Gesicht des Absturzopfers zu betrachten. Der Tote war nicht sofort zu erkennen, so verzerrt und zerschlagen war das Gesicht. Doch nach einer Pause sagte Stengele:
    »Er also.«
     
    Das Funkgerät knackte leise. Johann Ostler rief die Sanitäter und den Leichenwagen. Die Spurensicherer murmelten sich ein paar Kommandos zu, dann verstummten auch sie und arbeiteten schweigend weiter. Vorsichtig öffneten sie das Kästchen. Becker nahm eine verrostete Stichwaffe und eine Schriftrolle heraus und steckte sie in eine Plastiktüte. Stengele durchbrach die unheimliche Stille als Erster.
    »Es ist also um den Inhalt dieser Schatulle gegangen. Prallinger hat gewusst, dass sie irgendwo dort oben versteckt worden ist. Was kann so wichtig sein, um solch ein riskantes Verbrechen zu wagen und darüber hinaus zwei Menschen zu ermorden?«
    »Er war am Ziel«, sagte Maria. »Er hat sich sicher gefühlt. Als er die Schatulle in seinem Besitz hatte, wurde er wahrscheinlich leichtsinnig. Eine Unachtsamkeit – und er ist abgestürzt.«
    Als Johann Ostler dem Toten mit der Taschenlampe ins Gesicht leuchtete, pfiff er

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