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Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)

Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)

Titel: Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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wollen wir eigentlich in der Ruine? Da ist doch alles ausgeräubert und geplündert worden. Sogar ein Brauhaus im Ort wurde mit den Steinen der Burg gebaut. Da gibt es nichts Geheimes mehr.«
    »Die wichtigen Sachen werden schon auf dem Friedhof versteckt worden sein.«
    »Es gibt aber keinen Friedhof.«
    »Es war aber einmal einer da. Ich habe auf den alten Plänen nachgeschaut. Da drüben soll eine kleine Kapelle gestanden haben, und daneben war sicherlich der Friedhof.«
    Sie schalteten die Taschenlampen ein. Hier war nur abschüssiger Waldboden zu sehen.
    »Ich stelle mir das so vor: Die Kapelle ist abgerissen worden, der Grund, auf dem sie gestanden hat, vollkommen zugeschüttet. Im Lauf der Zeit hat es fünf, vielleicht sogar zehn Meter Erde hergeschwemmt. Und dann sind Bäume drübergewachsen.«
    »Stimmt. Wenn man da was finden wollte, dann müsste man graben. Mit schweren Baumaschinen müsste man ein Riesenareal auseinanderpflügen. Das bezahlt dir kein Mensch. Aufgrund eines kleinen Verdachts, dass da unten vielleicht ein kleines Blattl Papier versteckt worden ist.«
    »Hm«, machte Ursel nachdenklich. »Denk aber bloß einmal an den zweiten Eingang, den der Papst Sisinnius bauen hat lassen.«
    »Wahrscheinlich auch verschüttet.«
    Nicht verschüttet. Durchaus nicht.
     
    Oben auf dem Areal der schaurigen Burgruine trafen die Mitglieder des Teams aus allen Richtungen ein. Sie blickten hinunter ins Tal. In der Ferne bohrten sich Hunderte von Autoscheinwerfern in die Dämmerung. Viele kamen aus dem Norden und fuhren in den Süden. Ein paar einheimische Nachtvögel waren sicher auch dabei.
    »Ist jemandem etwas aufgefallen?«, fragte Jennerwein.
    Alle verneinten.
    »Was um Gottes Willen tust denn du hier!«
    Jennerwein leuchtete mit der Taschenlampe in ein ängstliches Gesicht. Stengele war schon zu der Stelle gesprungen, um eine Gestalt im schlabbrigen Trainingsanzug von einer noch gut erhaltenen Sitznische im Burgpalas zu zerren.
    »Lassen Sie ihn«, sagte Jennerwein. »Ich glaube, er will uns etwas sagen.«
    Motte riss sich von Stengele los.
    »Ich habe vor dem Krankenhaus auf Sie gewartet«, sagte er. »Dann habe ich Sie in diese Richtung fahren sehen. Ich wollte mich eigentlich bloß entschuldigen. Ich habe Scheiß gebaut, ja, das gebe ich zu.«
     
    Motte wollte sich nicht entschuldigen. Motte hatte das Notebook seines Vaters gehackt. Dort hatte er Hinweise auf ein Riesenmegading gefunden. Jetzt hatte ihn das Ermittlerfieber gepackt. Und er hatte einen schlimmen Verdacht.

68

    Der Konferenzraum im französischen Verteidigungsministerium war abgedunkelt. Auf der riesigen Leinwand war eine Karte von Europa zu sehen. Um den runden Tisch saßen einige Staatssekretäre, ein Militär hielt sich diskret im Hintergrund. Der Verteidigungsminister deutete auf einen Kartenpunkt, der sich genau im Zentrum Europas zu befinden schien.
    »Das ist die ehemalige Grafschaft Werdenfels«, sagte er. »Es ist der Fall eingetreten, den wir schon lange befürchtet haben. Wir haben alarmierende Nachrichten aus Berlin. Es geht um einen alten Staatsvertrag, der immer noch gültig ist. Es besteht die theoretische Möglichkeit, dass wir als Schutzmacht angerufen werden. Philippe le Bel hat ihn 1294 unterschrieben. Er läuft zwar in einigen Wochen ab, aber zum jetzigen Zeitpunkt ist er immer noch rechtsverbindlich.«
    Ein juristischer Berater erklärte die Sachlage. Viele der Anwesenden schüttelten ungläubig den Kopf. Ein Staatssekretär des Innenministeriums fügte hinzu:
    »Wenn sich dieser Freistaat Werdenfels tatsächlich von der Bundesrepublik Deutschland lossagt, sollte die französische Regierung natürlich offiziell ablehnen, ihre Schutzmachtfunktion auszuüben.«
    Er machte eine Pause. Ein süffisantes Lächeln überzog sein Gesicht.
    »Aber wir werden diesen Trumpf nicht so schnell aus der Hand geben.«
    Ein Minister fuhr auf.
    »Mon Dieu! Das ist gefährlich. Jede Sekunde, die wir zögern, könnte als Zeichen einer erneut europakritischen Haltung Frankreichs gesehen werden.«
    Am Tisch breitete sich genussvolle Heiterkeit aus. Eine Beraterin des Staatspräsidenten sagte:
    »Und genau diesen Effekt nützen wir aus. Wir machen die Deutschen ein wenig nervös. Wir lassen sie zappeln. Was für eine schöne Gelegenheit!«
    Der diskrete Militär schnarrte:
    »Vor allem aber müssen wir den Originalvertrag in unseren Besitz bringen. Ist unser Mann schon unterwegs?«
    »Ja, ist er. Und er wird schon heute Nacht

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