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Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)

Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)

Titel: Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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wechseln, das Gerät instand zu setzen und die Waffen zu schärfen. Der Mohr steht auf dem Marktplatz, und viel Volk versammelt sich um ihn. Er erzählt, mit seinen paar Brocken Werdenfelserisch, ansonsten mit Händen und Füßen, abermals die Geschichte von den goldenen Schätzen im Niger, den Töchtern des Flusses, von den Mannen des Königs, die einer schönen starken Frau wegen ein Boot besteigen, um in den Krieg zu ziehen. Ein Priester wird ins Wasser geworfen. Die Zuhörer klatschen vor Freude.
     
    Folkhart von Herbrechtsfeld fertigt für den reichen Buckelwiesen-Bauern aus dem Ort noch einen Grenzsteinvertrag, zudem verheiratet er die schwierig zu vermittelnden Söhne des Burghüters. Das sind Gefälligkeiten für gewisse Informationen, die er erhält, das geht schnell, das macht er nebenbei, bis er wieder aufbrechen kann. Doch dann fällt Folkhart auf, dass eine sonderbare Gestalt im Ort herumschleicht. Es scheint ihm, als würde ihn der Kerl heimlich beobachten. Offenbar hat er seine namenlosen Verfolger nicht abschütteln können. Er muss diesen Ort auf allerschnellstem Wege verlassen. Er muss die prall gefüllte Schatulle mit den Münzen, die er von Bischof Emicho erhalten hat, endlich an König Adolf übergeben. Dadurch wäre er schon einmal ein gerüttelt Maß seiner Sorgen los. Der letzte Teil seines Auftrags lautet, nach Frankreich zu reisen, um dort der Schutzmacht des Vertrags, dem französischen König, noch eine weitere Abschrift des Vertrages zukommen zu lassen. Folkhart hat zu seiner eigenen Sicherheit eine zusätzliche, vierte Abschrift des FAVOR CONTRACTUS angefertigt, die er hier im Ort zu lassen gedenkt. Aber wo verstecken? Wem vertrauen? Er geht zum alten Kerschner, dem Mesner von Germareskauue, einem Großonkel Odilos.
     
    »In der Kirche?«, fragt Folkhart.
    »Nein«, sagt der Mesner. »Das ist zu naheliegend. Da sucht man zuallererst.«
    »Auf einem Bauernhof?«
    »Ich weiß keinen Bauern, dem man voll und ganz vertrauen könnte.«
    »Hoch droben auf dem Berg, in einer Felswand?«
    »Schon besser. Aber dort ist so ein Dokument zu sehr den Unbilden der Witterung ausgesetzt.«
     
    Der Mesner erzählt von einer anderen Idee. Die Winde, die Stürme, die Hagelschauer des Werdenfelser Landes, sie singen ihr Lied dazu. Folkhart und Odilo, sein treuer Diener, sind von der Idee des Mesners begeistert.

30

    Der große bunte Bus mit der Aufschrift
Fröhlich’s Fernreisen
fuhr zügig in den Kurort ein. Auf einem baumumstellten Hotelparkplatz hielt er an. Der Mann, dessen Aussehen zwischen einem Kindergärtner und einem Masseur pendelte, warf einen kurzen Blick aus dem Fenster. Dann winkte er der Baskenmütze mit dem Bürstenhaarschnitt. Er zeigte auf die Berge und fuhr mit dem Finger die gezackte Linie des Panoramas ab.
    »Müssen wir da irgendwo rauf?«
    »Sieht so aus«, sagte Robert Schimowitz.
    »Geiselnahme?«
    »Ich bin überzeugt davon. Ich kenne Kommissar Jennerwein. Er hat bisher immer richtig gelegen.«
     
    Der Geocacher war verzweifelt. Bisher war alles schiefgegangen. Der Akku seines Handys war leer. Nach dem wilden Querfeldeinaufstieg hatte er rasende Herzschmerzen. Und er hatte keine Ahnung, wie er jetzt vorgehen sollte. Es war eine verdammt törichte Idee gewesen, diesen Alleingang zu wagen. Aber er konnte doch nicht tatenlos hier herumstehen! Er versuchte, den Blutfluss aus dem Mund des Mannes mit einem Taschentuch zu stoppen. Er wusste, dass das wenig brachte. Er drehte den Verletzten in eine stabile Seitenlage – oder was er dafür hielt. Der Mann reagierte kaum mehr darauf. Er stammelte unverständliches Zeug. Der Geocacher glaubte, die Worte … scha … oder … jean … herauszuhören, vielleicht auch ›chapeau‹.
    Das ergab überhaupt keinen Sinn.
    »Was meinen Sie? Sprechen Sie mir ins Ohr!«
    »… scho … scha …«
    Der Geocacher wurde nicht schlau daraus. Der Mann war mit dem Rücken auf den Felsen geknallt, er hatte am ganzen Körper schwere Verletzungen davongetragen. Seine Kleidung war zerfetzt, aus einer tiefen Wunde am Oberschenkel sickerte Blut. Er riss den Gürtel aus seiner Hose und band damit das Bein notdürftig ab. Er musste Hilfe holen. Aber wie? Kein Wanderweg war mehr in Rufweite. Mit dem GPS -Empfänger, der ihn zu seinen Geocache-Zielen führte, konnte er keine Signale senden. Aber der Verletzte musste doch ein Handy bei sich tragen – jeder hatte heutzutage eines! Vorsichtig durchsuchte er die Hosen- und Jackentaschen des Abgestürzten.

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