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Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)

Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)

Titel: Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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wegen …
     
    KLASSENTREFFEN .
KL SSEN REFFEN .
KL SSEN REF N .
KL  S N R F N .
KL     R F N .
     
    Die Marmorsteine der Schrift begannen zu bröckeln. Die Buchstaben purzelten durcheinander. Oben kamen immer mehr Mitschüler an den Rand der ausgehobenen Grube, um fotografiert zu werden. Christine Schattenhalb, Hubertus Jennerwein … Dann die Lehrer. Gott, was hatten sie für Giftzwerge und Gewitterhexen als Pauker gehabt! Musiklehrer Lorenzer beugte sich über die Schultern der anderen. Er hatte wochen- und monatelang versucht, ihnen den Tristanakkord zu erklären. Jetzt schon wieder! Er erklärte ihn schon wieder! Er hatte ein Akkordeon umgeschnallt und spielte den Tristanakkord, dass sich der Himmel verdüsterte. Die Trauergesellschaft sang mit, und Lorenzer dirigierte. Auch der alte Mann mit der Alkoholfahne stand da oben. Er war riesengroß.
    »Ich komme gleich wieder«, rief der alte Mann. »Halten Sie durch. Ich hole Hilfe!«
    Durchhalten? Wieso durchhalten? Wieso Hilfe holen? Er wollte den alten Mann fragen, aber er brachte kein Wort heraus. Der alte Mann trug keine Maske. Alle anderen trugen doch Masken, bunte Masken von irgendeiner Popsängerin. Auch der mit der Maschinenpistole. Der zuallererst. Der wollte nicht erkannt werden. Trotzdem war ihm an dem etwas aufgefallen. Die Wut. Der Jähzorn. Vieles konnte man mit einer Maske verbergen. Aber nicht den Jähzorn. Vor allem den nicht. Der kam direkt aus dem tiefsten Körperkeller. Die Verkrampfungen bei Jähzorn waren eindeutiger als ein Fingerabdruck. Was hatte der Geiselnehmer mit ihm gemacht, nachdem er so zornig geworden war? Er hatte seine Handfessel gelöst, hatte ihn vom Boden hochgerissen und zum Abgrund gezerrt. Dann war das Unwetter losgebrochen. Es hatte wie aus Kübeln geschüttet. Hässliche Worte waren gefallen. Der Mann mit der Maschinenpistole … Das war genau die Zornexplosion von damals … derselbe schrille Ton … ein schreiender, tobender, cholerischer Typ … Die grässliche Klarheit kam zum Schluss … Er wusste, dass er nicht mehr lange durchhalten würde … Weichmacher durchströmten seinen Körper, milde Substanzen, die die Evolution zusammengemixt und eingepflanzt hatte, um die Schreie der Kreaturen nicht hören zu müssen … Er wusste … wer ihn da … mit der Waffe … den Abgrund hinunter …
     
    Sein letzter Gedanke hatte jedoch auch etwas Hoffnungsvolles und Tröstliches: Er hatte dem alten Mann noch den Namen des Mörders ins Ohr geflüstert.
     
    Der alte Mann mit der Schnapsfahne, der Franz-Schubert-Liebhaber und Geocacher, kletterte den Steilhang hinauf. Er nahm all seine Kräfte zusammen, er fasste schnell Tritt, es war vermutlich nicht mehr weit.
    »Hallo! Ist da oben jemand?«, rief er. Doch es war sinnlos. Ein plötzlicher Wind riss ihm die Worte aus dem Mund. Er blickte nach unten zu dem Mann, den er zurückgelassen hatte. Das Zittern, das er vorher beobachtet hatte, hatte aufgehört. Bis hier herauf sah er, dass der Mann die Augen aufgerissen hatte, so, als ob er gerade etwas Schreckliches erblickt hätte.

31

    Die sogenannte Geheime Stelle lag etwas außerhalb des Kurortes, in südlicher Richtung, schon fast in Österreich, aber eben noch nicht ganz. Es war ein felsen- und waldumgebener Grill- und Lagerfeuerplatz, direkt an der oberen Loisach, die dort noch wildwässrig gischtsprühend vorbeischoss. Die Nachfahren des Abiturjahrgangs  82 / 83 hatten sich spontan dazu entschlossen, dorthin zu fahren, nachdem der Sand-Court des Freibads von Bastian Eidenschink nach dem Regenguss geprüft und als zu nass zum Volleyballspielen befunden wurde.
    Es war eine blickgeschützte Lichtung, früher hatten die Alten hier herumgehangen und peinliche Musik gehört, was dem Platz etwas schaurig Historisches gab, etwas Verwittertes und geheimnisvoll aus der Zeit Gerissenes. Doch das war Geschichte. Momentan trudelte die hippe Echtzeit-Clique ein, brach aus allen Richtungen durch die dichten Holunderbüsche, und bald war die Geheime Stelle fest in der Hand der Abkömmlinge. Wie jedes Jahr waren Tobel und Torsten zum Brotzeitholen eingeteilt worden, Anatol und Murat zur Getränkeversorgung. Mona, die anerkannte Spezialistin für Feuermachen, war wegen ihres Gipswinkepfötchens heute freigestellt.
     
    Joey, der Troubadix, jammte schon wieder munter auf der Gitarre herum, Ronni Ploch jun., Sohn der internationalen Hüftoperations-Koryphäe, imitierte Kochgeräusche.
    »Blubbff-schrak«, flüsterte

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