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Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)

Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)

Titel: Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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umklammert. Mona hielt mitten im Lauf inne und kam zu ihm gerannt. Sie beugte sich über ihn.
    »Alles o.k.?«, fragte sie und wollte gerade die Hand auf seine Schulter legen, da fiel noch ein zweiter Schatten auf Motte. Und dann noch ein dritter.
    »Warum lauft ihr davon?«, keuchte Kommissar Jennerwein. »Wir haben doch nur eine einzige Frage: Wo sind Eure Eltern in diesem Moment?«
    Die schwer nach Luft ringende Mona setzte sich auf den Boden und lachte. Warum war sie eigentlich mitgelaufen? Lust am Abenteuer? Bock auf Gefahr? Eher, um Tom eifersüchtig zu machen. Doch da hörte sie den Lärm der anderen. Die Gruppe stürmte durch die Büsche, und rasch bildete sich ein hitziger Kreis um Jäger und Gejagte. Zwei lagen hilflos am Boden, zwei standen aufrecht über ihnen.
    »Polizeiwillkür!«, schrie Bastian Eidenschink.
    »Brutale Foltermethoden!«, setzte Jeanette nach.
    »Wenn wir nicht gekommen wären –«
    »Jetzt macht mal einen Punkt«, sagte Jennerwein ruhig, aber bestimmt. Die Jugendlichen reagierten mit trotzigem Schweigen.
    »Wir sind nicht wegen euch gekommen, sondern wegen eurer Eltern. Und ich habe auch nur eine einzige Frage: Hat jemand eine Ahnung, wohin diese Fahrt ins Blaue geführt hat?«
    »Wenn wir das wüssten!«, sagte Bastian mürrisch. »Wir versuchen die schon seit Ewigkeiten zu erreichen, aber es meldet sich niemand.«
    Große Explosion in Jennerweins Hirn. Kein Gedanke mehr an einen Scherz. Höchste Alarmstufe.
    »Aber das sind eigentlich die Spielregeln«, sagte Joey. »Die Alten machen, was sie wollen.«
    »Haben es sich auch redlich verdient!«, stimmte Tobel ein. »Haben ja schon alles hinter sich. – Oh, Entschuldigung!«
    Einige kicherten. Ein schlaksiger Junge mit gelockten Haaren, der nach einer 2 . 1 -Version von Schorsch Meyer aussah, zeigte mit dem Finger auf den Kommissar.
    »Aber Sie sind doch – Sie waren doch auch in der Klasse –«
    Viele stupsten sich jetzt lachend an. Jennerwein, klar
der
Kommissar Jennerwein, der Wildschütz, der Girgl, von dem ihre Eltern immer erzählt hatten, lachend, abschätzig, auch oft mitleidig. Dass er ein unauffälliger Schüler gewesen war. Und dass er nie zu einem der jährlichen Treffen kam. Jetzt erschien einigen der Jugendlichen die Sache ganz klar: Die Alten hatten es endlich geschafft, diesen widerspenstigen Kommissar aufs Glatteis zu führen! Da und dort platzte unterdrücktes Gelächter auf. Auch die Volleyballspieler waren neugierig näher gekommen.
    »Was ist denn hier los?«, fragte Tom gespielt dramatisch. »Polizei? Vielleicht haben wir ja gegen die Spielregeln verstoßen?« Er überkreuzte die Hände und reckte sie Jennerwein entgegen. Beifallsheischend blickte er in die Runde. »Am besten verhaften Sie mich gleich!«
    »Du hast jetzt mal Sendepause«, unterbrach ihn Jennerwein schroff. »Wir sind in Eile. Wir haben keine Zeit für Spielchen. Ich will nur noch eines wissen: Was bedeutet
Uta und das rote Eichhörnchen

    Er stellte die Frage dringlich, vielleicht eine Spur dringlicher, als er es vorgehabt hatte. Er wollte die jungen Leute nicht beunruhigen. »Hat Frau Uta Eidenschink –«
    Bastian Eidenschink trat zu Jennerwein und gab ihm die Hand.
    »Grüß Gott, Herr Kommissar. Uta mit dem Eichhörnchen – das hat mit meiner Mutter, Uta Eidenschink, nichts zu tun. Da geht es um
unsere
Uta, die da drüben. Uta Dudenhofer. Uralte Sache. Grundkurs Biologie. Klassenwanderung auf den Kramer.«
    »Nicht die Geschichte schon wieder!«, kreischte die kleine, schmächtige Uta.
    »Sie musste ein nerviges Referat dort oben halten«, fuhr Bastian fort. »Über den Rückgang der Population des Roten Eichhörnchens. Wir alle haben zugehört und –«
    »Kramerspitze, sagst du?«
    Jennerwein versuchte seine angespannte Erregung zu verbergen.
    »Ja, unsere Biologielehrerin geht immer auf den Kramer. Mit jeder Klasse. Seit Jahren schon. Aber warum wollen Sie das wissen?«
    Jennerwein zögerte. Er wollte keine Angst schüren. Es stand ja noch nicht einmal hundertprozentig fest, dass seine Klassenkameraden, die Eltern von diesen Jugendlichen, wirklich einer Geiselnahme zum Opfer gefallen waren. Es stand lediglich zu neunundneunzig Prozent fest. »Seid ihr euch sicher, dass dieser Ausflug ins Blaue auf die Kramerspitze geführt hat?«
    »Ganz sicher.«
    »Danke. Damit ist meine Frage schon beantwortet.«
    »Herr Jennerwein?«
    »Ja, was ist?«
    »Sie machen dieses Jahr tatsächlich beim Klassentreffen mit?«
    »Äh, ja. Sozusagen.

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