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Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)

Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)

Titel: Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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entfernt, um Einzelheiten erkennen zu können. Der Helikopter zog eine Schleife, und jetzt konnte Jennerwein durchs Fernglas das Gipfelkreuz des Kramers orten. Er stellte schärfer. Am Boden des Gipfelplateaus lagen dreizehn Personen, alle in bunter Bergkleidung, alle vollkommen bewegungslos.
    »Fliegen Sie näher hin!«, rief Jennerwein. Er hatte Mühe, das leichte Zittern in seiner Stimme zu unterdrücken.
    Niemand regte sich dort unten, niemand winkte, niemand schien den näherkommenden Hubschrauber zu bemerken.
    »Die sind alle tot!«, rief der Pilot entsetzt.
    »Das könnte auch eine Falle sein«, gab Stengele zu bedenken.
    Jennerwein konnte durchs Fernglas bereits einige insektenartige SEK ler erkennen, die den Steilhang zum Gipfel hochrobbten. Sie waren keine hundert Meter vom Rand des Plateaus entfernt. Die Geiseln – seine Klassenkameraden? – lagen mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden. Alle waren mit einem Arm am Boden fixiert, die metallisch schimmernden Handschellen hoben sich vom Felsgestein ab.
    »Fliegen Sie noch näher ran«, schrie Jennerwein. »Und zwar zuerst zur Steilwand. Ich will sichergehen, dass dort niemand absteigt. Dann ziehen Sie hoch, bleiben genau über dem Plateau stehen und lassen mich runter.«
    »Chef, wollen Sie das wirklich riskieren?«, rief Stengele. »Wollen wir nicht erst über Lautsprecher –«
    »Nein, Stengele. Die übliche Lautsprecheransage machen Sie, während ich absteige. Wenn der Geiselnehmer sich noch bei der Gruppe befinden würde, hätte er sich schon längst bemerkbar gemacht. Geben Sie mir Deckung, ich geh runter.«
    Der Abstieg in die Hölle begann.

38

    Status am Kramergipfel: Dreizehn Opfer. Genauer gesagt: elf Opfer, ein opfergewordener Täter – und ein unbeteiligter Geocacher. Letzterer stellte eine jener personellen Begleitschäden dar, den es in jeder Auseinandersetzung gab.
     
    Alle dreizehn lagen bewegungslos am Boden. Manche kauerten, mit dem Gesicht nach unten, in grotesk anmutenden Körperhaltungen. Manche knieten im Najadensitz, das Gesicht am Boden, manche lagen bäuchlings hingestreckt. Antonia Beissle war eine von ihnen. Sie hatte eine Art von muslimischer Gebetsstellung eingenommen. Doch sie betete nicht. Oberstaatsanwältin Dr. jur. Antonia Beissle hatte noch nie in ihrem Leben gebetet, und sie sah nicht ein, warum sie jetzt auf einmal damit anfangen sollte. Sie fluchte lautlos. Was war das vorhin für ein Typ gewesen, der abgehetzt den Weg heraufgestolpert war und sein blödes und unpassendes »Hallo« gerufen hatte? Ein unbeteiligter Spaziergänger? Es waren doch die ganze Zeit keine Wanderer heraufgekommen! Warum jetzt auf einmal? Oder war das gar ein Polizist gewesen? Unwahrscheinlich, denn es war schwer vorstellbar, dass die Polizei einen abgewrackten Tattergreis an einen hochbrisanten Tatort schickte, der sich dann angesichts der angeketteten Opfer dramatisch und mit rollenden Augen ans Herz griff, um zum Schluss theatralisch niederzusinken. Nein, das konnte nicht sein. Wer aber war es dann gewesen? Antonia Beissle verharrte weiter in ihrer Salāt-Haltung.
     
    Houdini lag wie ein eingerollter Fötus am Boden, immer darauf bedacht, seine geöffnete Handschelle zu verbergen. Auch er hatte überrascht aufgeblickt, als jemand aus einer gänzlich unerwarteten Richtung »Hallo« gerufen hatte. Sein erster jäh einschießender Gedanke war der gewesen, dass es der Geiselgangster selbst war, der sich seiner bisherigen Kleidung und seiner Maske entledigt hatte. War sein dramatisches und schlecht gespieltes Zusammensinken nur ein neuer, fieser Trick? In Houdinis Kopf rotierten die Spekulationen und Mutmaßungen wie Jonglierbälle. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Er presste das Gesicht auf die Erde, genauso, wie er es heute schon oft gemacht hatte. Doch jetzt war etwas anders. Er spürte, dass der Boden vibrierte. Dass die Luft über ihm zitterte. Er vernahm die mächtig anschwellenden Motorengeräusche eines großen Fliegers. Trotzdem blickte er nicht auf. Auch von den übrigen Geiseln wagte niemand aufzublicken. Die letzten Schüsse aus der Maschinenpistole waren so überraschend gekommen, die gebrüllte Drohung des Gangsters war so hasserfüllt und zornig gewesen, dass niemand mehr riskierte, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Niemand wollte das nächste Opfer sein. Alle verharrten reglos. Vielleicht konnte man den Wahnsinn auf diese Weise lebend überstehen. Dann eine Stimme. Eine laute, klare, deutlich alemannisch

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