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Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)

Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)

Titel: Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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Speckknödel.«
    Ursel lief das Wasser im Mund zusammen. Wirsing mit Speckknödel! Ignaz war heute schon in aller Teufelsfrüh, lang vor dem Treffen mit Rechtsanwalt Nettelbeck, zum Wochenmarkt gegangen und hatte eingekauft. Natürlich war er beim supergrantigen Gemüsemann gewesen. Dort gab es den besten Wirsing weit und breit. Es musste am Grant liegen.
    »Ich weiß es noch nicht«, erwiderte Ursel. »Ich habe mich hier gerade richtig gut eingearbeitet.«
    »Und der Wirsing?«
    »Der schmeckt doch dreimal aufgewärmt erst so richtig gut.«
    »Da hast du recht. Hast du eigentlich gehört, was auf dem Kramer los ist?«
    »Auf dem Kramer? Warum?«
    »Auf dem Gipfel ist ein Hubschrauber gelandet, die Bergwacht ist mit mehreren Jeeps hinaufgefahren – ein Riesentrara.«
    »Wahrscheinlich so ein Halbschuhtourist. Der Kramer ist ja nun wirklich kein gefährlicher Berg.«
    »Bist du denn schon weitergekommen?«
    »Ja, sogar schneller, als ich gedacht habe. Es macht richtig Spaß, in der Vergangenheit herumzuschnüffeln. Und du, Ignaz, ich habe schon einen interessanten Fall aus dem Jahr 1612 ausgegraben. Da hat es einen Großbauern gegeben in einem niederbayrischen Ort, den Schmidt Lorenz, und der war Obermoar –«
    Ursel unterbrach sich. Ihr war etwas aufgefallen.
    »Ich ruf dich gleich zurück, Ignazl«, sagte sie und legte auf. Was hatte Mahlbrandt da vorhin gesagt? Vor ein paar Wochen wäre schon einmal jemand dagewesen? Das konnte doch nur einer gewesen sein –
    »Herr Mahlbrandt«, rief sie ins Nebenzimmer. »Darf ich noch eine Tasse von Ihrem ausgezeichneten Kaffee haben? Ich kann gar nicht genug davon bekommen!«
    Mahlbrandts gerötetes Gesicht erschien im Türrahmen. Er war sichtlich geschmeichelt.
    »Ach, Herr Mahlbrandt, eine Frage noch«, sagte sie beiläufig. »Wegen dem Mann, der vor ein paar Wochen da war und der sich auch für dieses Material interessiert hat. Das war doch sicher der Bürgermeister?«
    »Ich habe ihn selber nicht gesehen. Da war meine Vertretung, die Frau Schrittenloher, da. Aber der Bürgermeister war es auf gar keinen Fall. Den hätte sie erkannt.«
    »War es ein Einheimischer?«
    »Die Frau Schrittenloher hat ihn jedenfalls nicht gekannt.«
    Komisch, dachte Ursel. Aber vielleicht hatte der Bürgermeister ja auch jemanden vorgeschickt. Ursel rief wieder zu Hause an.
    »Was war denn?«, fragte Ignaz.
    »Nichts Besonderes. Also weiter. Da hat es 1612 einen Großbauern gegeben in dem niederbayrischen Ort, den Schmidt Lorenz, der war Obermoar, also verwaltungstechnisch so etwas wie ein Bürgermeister. Er ist vom Landvogt für die kleine Gerichtsbarkeit eingesetzt worden. Jetzt hat dieser Schmidt Lorenz natürlich einen Bauernhof gehabt. Also hat seine ganze Familie bei der Amtsausübung mitgeholfen. Frau, Geschwister, sogar Opa und Oma. Das geht aus den Berichten des damaligen Pfarrers hervor. Auf einem Bauernhof macht sich ja die Feldarbeit während den Gemeinderatssitzungen nicht allein, also haben die Schmidts alle miteinander angepackt. Und das –«
    »– ist so etwas wie ein erster Präzedenzfall?!«
    »Genau.«
    »Was haben die denn damals in dem Moar-Amt zu entscheiden gehabt? Hat nicht alles der Fürstbischof bestimmt?«
    »Die größeren Sachen schon. Aber die kleinen, aber trotzdem wichtigen – die haben die Schmidts gemanagt. Stallneubauten, Wegeveränderungen, bis hin zur Festsetzung der Bierpreise – da hat der Obermoar ein Wörtchen mitzureden gehabt.«
    »Verstehe. Glaubst du wirklich, dass das als Vorzeigefall brauchbar ist – eine Bauernfamilie, die vor vierhundert Jahren gelebt hat?«
     
    Ursel rief Rechtsanwalt Nettelbeck an und schilderte ihm den Fall.
    »Sie sind ja wirklich sehr fleißig, Frau Grasegger«, sagte der Rechtsanwalt seufzend – etwas zu seufzend für Ursels Geschmack. Sie hörte reichlich rechtsanwältliche Genervtheit heraus. Nettelbeck nahm den Fall wohl nicht ernst genug. Das missfiel ihr.
    »Ein einzelner Fall ist gut«, fuhr Nettelbeck fort. »Mehrere wären noch besser, aber am allerbesten wäre, wir hätten eine festgeschriebene Verwaltungsentscheidung in dieser Sache, ein möglichst fürstliches oder sogar bischöfliches Dekret, das über die Jahre hin gültig ist. Allgemeingültig, nicht nur befristet für diesen einen Fall, sondern darüber hinaus. Früher gab es natürlich keine Grundsatzentscheidungen des Bundesgerichtshofs. Aber es gab Entscheidungen, die die Jahrhunderte überdauert haben. Ewigkeitsentscheidungen.«
    »Nach

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