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Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)

Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)

Titel: Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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was genau soll ich suchen?«
    »Nach ausdrücklich unbefristet gültigen Verträgen. Nach Klauseln wie
von itz ab immerdar.
Nach Amtseinsetzungen von höchster Stelle. Verstehen Sie: Dass der Schmidt Lorenz das vor vierhundert Jahren so gemacht hat, überzeugt einen heutigen Verwaltungsrichter nicht so, als wenn ein Fürstbischof das entschieden hätte. Meistens haben die Bischöfe die Bürgermeister eingesetzt, darüber müsste es Aufzeichnungen geben. Schauen Sie mal, ob es von den Freisinger Bischöfen Anordnungen bezüglich der Grafschaft Werdenfels und speziell bezüglich den Bürgermeistern dort gibt. Ich denke an eine Art Arbeitsplatzbeschreibung für Gemeindevorstände.«
     
    Ursel bedankte sich und legte auf. Sie war wieder versöhnt mit dem Rechtsanwalt. Er war genervt, aber er war auch gut. Ursel trank jetzt schon die dritte oder vierte Tasse des schrecklichen dünnen Kaffees, so sehr war sie im Forscherfieber gefangen. Der Heimatpfleger Mahlbrandt brachte immer wieder neue Schriftstücke. In einem ging es um einen verstorbenen Bürgermeister, dessen Witwe die Amtsgeschäfte eine gewisse Zeit weiterführte. Interessant war auch der Fall eines anderen Bürgermeisters, der den damals zeitraubenden Beruf des Baders ausübte und deshalb ab und an auf Hilfe von Verwandten angewiesen war. Ursel notierte alles. Sie stand vom Tisch auf und schlenderte ein paar Schritte in der Stube umher, um sich zu lockern. Der Wirsing, den Ignaz immer zubereitete, war so sensationell gut, dass sie eigentlich auf der Stelle heimgehen sollte. Ihr Gatte war imstande und verputzte alles alleine. Andererseits – jetzt war sie richtig in Faust’scher Forscherstimmung. Sie setzte sich wieder. Wenn nötig, würde sie die ganze Nacht durcharbeiten.
     
    Sie rief im Bayerischen Staatsarchiv an, sie recherchierte im Internet, sie ließ sich Bücher und Akten bringen. Heimatpfleger Eugen Mahlbrandt bemühte sich wirklich rührend, aber sie kam hier in seiner Studierstube nicht weiter. Der Computer war zu langsam, sie brauchte ein gutes Lateinlexikon, zudem Einblick in ein paar geschichtliche Standardwerke, die noch nicht digitalisiert waren. Sie entschloss sich, in die Staatsbibliothek in der Landeshauptstadt zu fahren.
    »Wir fahren ins Boarnland ’naus«, sagte Ursel zu Hause anstatt eines Grußes zu Ignaz.
    Ignaz Grasegger fragte nicht lange. Wenn Ursel solch glühende Augen hatte, Augen wie Kohlen, Augen wie schwelende Flächen nach einem Großbrand – dann war jeder Widerstand zwecklos. Bald saßen sie im Auto und fuhren in nördliche Richtung. Sie erklärte ihm alles.
     
    Der Grund für den plötzlichen Aufbruch war ein lateinisch abgefasster Text über den Freisinger Fürstbischof Emicho und den deutschen König Adolf von Nassau, die einen Vertrag über die Grafschaft Werdenfels geschlossen hatten, dessen Original als verschollen galt. Und dessen Wiederauftauchen die Grundfesten der politischen Ordnung in Europa erschüttern würde.
     
    Es handelte sich um einen FAVOR CONTRACTUS .

37

    Wie ein Urzeitvogel war der Hubschrauber über der felsigen Klippe des Kramergipfels aufgestiegen und hatte den halben Himmel ausgefüllt. Diese große Verdunkelung des Himmels war zehn Minuten zuvor von Jennerwein eingeleitet worden.
     
    »Ostler, lassen Sie alles andere stehen und liegen«, rief der Kommissar ins Telefon, als er und Nicole die Geheime Stelle verlassen hatten. Schon an Jennerweins Stimme erkannte Ostler, dass dramatische Bewegung in die Sache gekommen war.
    »Ich habe das SEK bereits informiert«, fuhr Jennerwein fort. »Zwanzig Mann bewegen sich kreisförmig auf den Gipfel zu. Einsatzleiter ist Schimowitz. Wir brauchen einen zweiten Ring darunter. Geländekundige Leute.«
    »Die Bergwacht.«
    »Gut, organisieren Sie das. Verständigen Sie den Chef der Bergwacht, und schließen Sie ihn mit Schimowitz kurz. Wir müssen es schaffen, dass niemand nach unten durchschlüpft.«
    »Geht klar, Chef.«
    »Nicole ist schon unterwegs zu Ihnen ins Revier. Ich fliege mit Stengele zur Kramerspitze. Maria, hören Sie mit?«
    »Natürlich, Hubertus.«
    »Stellen Sie sich auf eine Verhandlung mit dem Geiselnehmer ein. Bisher keine Forderungen. Auch kein erkennbares Motiv. Ich rufe Sie an, wenn es so weit ist.«
    Maria legte die Klassenzeitung beiseite, die sie studiert hatte. Ein harter, professioneller Zug erschien in ihrem Gesicht. Auch sie befand sich im Turboermittlungs-Status.
     
    Die Anhöhe wurde immer steiler. Der

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