Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)
Gesicht, und der Bürgermeister mit Balzac im Arm ebenfalls. Der Baron reichte Bruno einen der Steingutbecher aus der Höhle, bis zum Rand mit Cognac gefüllt. Bruno nahm einen tiefen Schluck, und als der Baron ihm ein riesiges Handtuch reichte, zog er schnell seine Sachen aus und ließ sich von ihm vor ein Heizgebläse führen, das auf die Schnelle herbeigeschafft worden war. Albert und Jean-Jacques standen bereits davor und schienen nicht mehr weichen zu wollen. Der warme Luftstrom ließ ihre Handtücher flattern. Auch Sergeant Jules, der neben den beiden auf dem Boden saß, genoss die Wärme und war sichtlich froh, seine Frau bei sich zu haben.
»Mann, was habe ich um dich gezittert!«, sagte der Baron und reichte Bruno Unterwäsche, ein T-Shirt und einen Trainingsanzug. Bruno grinste, froh über das warme Handtuch, den Heizlüfter und den Cognac, der ihn von innen wärmte. Auch der Baron war beim Militär gewesen und kannte das ungeschriebene Gesetz. Bruno wusste, dass der Streit, den sie gehabt hatten, vergessen war.
»Ich habe nie daran gezweifelt, dass Sie es schaffen«, sagte der Bürgermeister. »Auch nicht, als man uns sagte, dass es Wochen dauern würde, bis der Schacht freigeräumt ist.«
Weitere Mitglieder des Rettungsteams, alle in Neoprenanzügen, sprangen ins Wasser, um den Kollegen zu helfen, die den Grafen auf der Trage brachten. Sie verdrängten Bruno und die anderen vom Heizgebläse, um die Trage davor abzustellen. Der Arzt kümmerte sich um den Verletzten und legte ihm eine weitere Infusion an.
»Er lebt noch, ich kann aber nicht garantieren, dass er durchkommt. Ist der Hubschrauber startklar?«, fragte er und pellte sich aus seinem Taucheranzug. Jemand vom Rettungsteam bestätigte, dass die Maschine sofort abheben könne.
»Also los. Wir packen ihn jetzt in die warmen Handtücher und schaffen ihn nach draußen.« Sekunden später waren sie verschwunden. Bruno, Jean-Jacques und Albert rückten wieder vor das Gebläse. Jeder von ihnen hielt einen gefüllten Steinbecher in der Hand.
»Es wird eine Untersuchung geben«, sagte Jean-Jacques. »Ein Toter, ein Schwerverletzter. Sie kennen das Prozedere. Reine Formsache, aber die brauchen bis Freitag eine schriftliche Erklärung von uns allen.«
»Dann müssen aber auch diejenigen, die die Untersuchung durchführen, nach meiner Pistole und den Waffen der Mistkerle suchen, die uns umbringen wollten«, entgegnete Bruno. »Ich werde jedenfalls so bald nicht mehr durch den Kanal schwimmen. Bis auf diese Waffen, fürchte ich, gibt es kaum Beweismittel.«
»Dann wird die Untersuchung eben aufgeschoben, bis sie geborgen werden können«, erwiderte Jean-Jacques nachdenklich. »Und uns wird man wohl so lange beurlauben.«
»Mit dem neuen Staatsanwalt scheint man aber doch reden zu können.«
»Wenn nicht, wird wahrscheinlich meine Frau zuerst ihn und dann mich erschießen«, sagte Jean-Jacques in dem gespielt besorgten Ton, in dem er immer seine ironischen Bemerkungen anbrachte.
Bruno schaute sich in der Grotte um. Sie hatte kaum Schaden genommen. Nur die drei großen Stalagmiten vor dem Tunneleingang waren umgestürzt, einer in das mit Steinbechern gefüllte Regal, direkt neben der Leiche von Foucher, der nach dem tödlichen Schuss des Gendarmen sofort dort zusammengebrochen war. Ein anderer hatte zwei Tretboote, die am Ufer lagen, unter sich begraben, und vom dritten war nur ein Stumpf übriggeblieben, der Bruno wie ein phallischer Wächter am Tor der geheimnisvollen Unterwelt vorkam, die er gerne genauer auskundschaften wollte. Er nahm sich vor, sich bei Miko um eine Mitgliedschaft in dessen Verein zu bewerben. Jetzt aber wollte er nur noch nach Hause, die Hühner füttern, sein Pferd ausreiten und mit dem Hund spazieren gehen. Dann würde er einen Teller Suppe essen und sich ins Bett legen, vierundzwanzig Stunden lang. Er streifte das Handtuch ab und zog die Sachen an, die ihm der Baron gebracht hatte. Wie auf ein Signal hin kam der Bürgermeister und führte ihn vor eine der Fernsehkameras, wo man ihn bat, das dramatische Geschehen in der Höhle kurz zusammenzufassen.
»Nach Hause?«, fragte der Baron, der plötzlich neben ihm auftauchte. Er trug Balzac in der Armbeuge und übergab ihn jetzt seinem Herrchen. »Wenn du Hunger hast, spendiere ich dir ein Abendessen. Aber mir scheint, du willst jetzt lieber schlafen. Allerdings fürchte ich, dass du draußen noch einiges über dich ergehen lassen musst.«
»Nach Hause«, antwortete Bruno und genoss
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