Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)
Baron über eine Wiederaufnahme des Feriendorfprojektes gesprochen, doch ohne den Grafen und dessen Fähigkeit, Geld lockerzumachen, schien dieses Projekt endgültig gestorben zu sein. Geblieben waren nur Vexins Schulden, seine Scheinfirmen und ein profitables Konsortium von Rüstungsunternehmen, über die Politiker und Geschäftsleute in Paris entscheiden würden. Das Waffengeschäft mit dem Libanon war jedenfalls geplatzt und Richard Abouard dank seiner diplomatischen Immunität nach Beirut zurückgekehrt. Nach Isabelles Recherchen hatte er eine dicke Provision für den Vertragsabschluss mit dem Grafen eingestrichen.
Um den Verkauf der auberge würde sich die rote Komtesse beziehungsweise deren Urenkelin Marie-Françoise kümmern müssen, die sich gleichsam über Nacht von einem kalifornischen Teenager zur Stammhalterin einer der ältesten Familien Frankreichs und Erbin eines Schlosses gemausert hatte. Ihre Prellungen im Gesicht waren inzwischen abgeschwollen. Und sie hatte mit Fabiola Freundschaft geschlossen, die ihre Urgroßmutter aus dem drogeninduzierten Dämmerzustand herausgeholt hatte und sich seitdem um sie kümmerte. Darüber hinaus hatte Fabiola die junge Frau für einen Französisch-Intensivkurs angemeldet und war mit ihr nach Bordeaux gefahren, wo sie ihren Studienwechsel an die dortige Universität einleitete und dank Fabiolas Vermittlung bei dem besten Zahnarzt der Stadt einen vorgezogenen Termin bekam. Er sollte die Schäden im Gebiss beheben, die Foucher ihr mit dem Knauf seiner Pistole zugefügt hatte.
Als sich zufällig herausstellte, dass Marie-Françoise eine begeisterte Reiterin war, lud Fabiola sie ein, an den allabendlichen Ausritten teilzunehmen. Beim ersten Wiedersehen mit Bruno reagierte sie verschämt, offenbar in Erinnerung daran, dass er sie in der Höhle ausgezogen, mit dem Handtuch abgetrocknet und dann in Sergeant Jules’ viel zu große Uniform gesteckt hatte. Balzac aber half ihr über die Verlegenheit hinweg, und Bruno sah sie zum ersten Mal herzhaft lachen, als er den Welpen in das große Feldstecheretui setzte, bevor er in Hectors Sattel stieg. Auch Bruno war wieder guter Dinge, weil an seinem Haus nach dem Brandanschlag schon gearbeitet wurde und die Versicherung – vom Bürgermeister dazu angehalten – zugesagt hatte, den Schaden in Rekordzeit zu regulieren.
Bruno fragte sich, welche Rolle Marie-Françoise’ Vater in der Erbschaftsangelegenheit spielen würde. Er stand hinter seiner Tochter, als der Sarg mit seiner Frau, von der er sich entfremdet hatte, ins Grab gesenkt wurde. Er schien ein paar Jahre älter als Bruno zu sein, machte einen sympathischen Eindruck und hatte sich offenbar mit Gilles angefreundet, mit dem er englisch reden konnte. Bruno wusste von Gilles, dass der Amerikaner ein mäßig erfolgreicher Drehbuchautor war und an Athénaïs’ Idee schon Interesse gezeigt hatte, einen Film über ihre Ahnin, die königliche Mätresse, zu drehen. Bruno konnte sich nicht vorstellen, dass Marie-Françoise ihre Mutter so in Erinnerung behalten wollte.
»Requiem æternam dona eis, Domine; et lux perpetua luceat eis. Requiescant in pace«, intonierte Pater Sentout und schlug über beide Särge das Kreuzzeichen. Während der von Athénaïs unter Kränzen verschwand, lagen auf dem des Grafen nur zwei: einer von seiner Großmutter, der andere von Béatrice. »Amen.«
Marie-Françoise rollte ihre Urgroßmutter an den Rand des Grabes ihrer Enkelin und reichte ihr eine kleine Schaufel voll Erde, die die Alte auf den Sarg warf. Dann schob die junge Frau sie mit dem Rollstuhl weiter, vorbei an dem zweiten Loch im Boden, das sie beide ignorierten. Nur Héloïse blieb trauernd davor zurück. Pamela drückte Brunos heilen Arm – der andere war nach dem Sturz in den Kies vor ihrem Stallbandagiert – und reihte sich mit ihm in die Schlange der Trauergäste ein, die dem Rollstuhl in den Hof des Roten Châteaus folgte.
»Es scheint, du gerätst erst recht in Schwierigkeiten, wenn ich nicht zur Stelle bin und auf dich aufpassen kann«, sagte Pamela.
»Ein Grund mehr für dich, hierzubleiben.«
Anmerkungen des Autors
Die in diesem Buch geschilderten Begebenheiten, Personen und Orte sind frei erfunden. Die Teufelshöhle gibt es nicht, obwohl manche Leser vielleicht einige Merkmale des Gouffre de Proumeyssac oder des Gouffre de Padirac wiedererkennen werden, jener beiden phantastischen Höhlen im Südwesten Frankreichs. Die freundliche Leitung meiner Filiale von Crédit
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