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Fenster zum Tod

Fenster zum Tod

Titel: Fenster zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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den drei Bildschirmen verbunden war.
    »Gute Idee«, sagte Lewis.
    »Nein«, protestierte Thomas. »Nein, nein!«
    »Thomas«, sagte ich und stupste ihn wieder mit der Schulter an. »Hier steht mehr auf dem Spiel als der Computer.«
    »Aber er gehört mir!«, sagte er. Entsetzt sah er zu, wie Lewis die Kabel herauszog. »Aufhören!«
    »Sind Sie in der Lage, ihn zu bändigen?«, fragte Nicole mich ruhig.
    »Ja. Lassen Sie mich kurz mit ihm reden.«
    Nicole gestattete uns, ein paar Schritte beiseitezugehen. Ich stellte mich Thomas gegenüber und beugte den Kopf so weit vor, dass ich mit meiner Stirn seine beinahe berührte.
    »Hör zu. Wir sind hier wirklich in der Klemme. Ich kann dir jederzeit einen neuen Computer besorgen. Einen, der viel mehr kann. Aber so weit kommen wir nur, wenn wir mit ihnen kooperieren. Verstehst du mich?«
    »Aber es ist meiner«, sagte er.
    »Es ist ganz wichtig, dass du die Nerven behältst, Thomas. Kannst du das? Für mich?«
    Er hob den Kopf und sah mir in die Augen. »Du musst mir einen besorgen, der mindestens genauso schnell ist. Damit ich die Straßen schnell genug ablaufen kann.«
    »Du bekommst einen noch viel schnelleren«, erwiderte ich. Und wusste bereits, dass ich dieses Versprechen nicht würde halten können.
    Lewis zog den abgehängten Computer unter dem Tisch hervor und fragte mich. »Warum waren Sie dort?«
    »Was?«
    »Sie haben schon verstanden.«
    »Mein Bruder hat mich gebeten nachzusehen. Er war auf der Website, hat was Komisches am Fenster gesehen und mich gebeten, es mir anzusehen, wenn ich in die Stadt fuhr.«
    »Aha«, sagte Lewis. »Dann war das also nur ein riesengroßer, dummer Zufall?«
    Ich lächelte nervös. »Mehr oder weniger.«
    »Sie wollen mir wirklich erzählen, dass Sie bis nach New York fahren, nur weil Ihr Bruder beim Rumspielen am Computer das Ding am Fenster entdeckt hat?«
    »Ja.«
    Lewis sah Nicole an. »Mehr war da nicht. Nur ein harmloser kleiner Ausflug im Internet.«
    »Super. Dann können wir ja beruhigt nach Hause fahren.«
    »Genau«, sagte Lewis und trat zu mir. Sein Gesicht war meinem so nahe, dass ich seinen heißen Atem auf der Wange spürte. »Wenn wir da sind, wo wir gleich hinfahren, müssen Sie sich was Besseres ausdenken. Aber dazu haben Sie unterwegs ja genügend Zeit.«
    »Wo fahren wir hin?«, fragte ich.
    »Band«, sagte Nicole.
    Lewis holte eine Rolle graues Gewebeband aus seinem Rucksack und warf es Nicole zu. »Bedien dich.«
    »Es ist aber die Wahrheit«, sagte ich. »Genauso war’s. Wir wissen von nichts.«
    Nicole riss einen fünfzehn Zentimeter langen Streifen ab und klatschte ihn mir über den Mund.
    »Nicht bei mir«, sagte Thomas, als Nicole ein zweites Stück abriss. »Bei mir nicht!«
    Sie klebte ihm das Band über den noch halb geöffneten Mund. Ein Teil des Klebebands landete auf seiner unteren Zahnreihe. Thomas konnte den Kiefer noch bewegen.
    »Scheiße«, fluchte Nicole und riss noch einen Streifen ab, um auch den Unterkiefer zu fixieren. »So, erledigt.«
    Lewis schloss den Rucksack und hängte ihn sich über eine Schulter. Dann hob er den Computer mit beiden Händen hoch.
    Auf einmal ein sehr leises Klingeln.
    »Was ist das?«, fragte Nicole. »Dein Handy?«
    »Nein«, sagte Lewis. Er sah sich im Zimmer um, und sein Blick fiel auf das alte Festnetztelefon auf Thomas’ Schreibtisch, das noch aus der Zeit stammte, als er sich über Telefon ins Internet einwählte und eine eigene Nummer hatte.
    Es blinkte rot. Thomas hatte die Lautstärke sehr niedrig eingestellt, und ohnehin bekam er so gut wie nie einen Anruf. Ich konnte mir nicht vorstellen, wer das jetzt sein sollte. Eigentlich gab es nur zwei Möglichkeiten: Jemand hatte sich verwählt. Oder jemand wollte ihm etwas verkaufen.
    Was Nicole und Lewis aber nicht wussten.
    »Rangehen oder nicht?«, fragte Lewis Nicole.
    Sie überlegte, den Blick auf das blinkende Licht gerichtet. »Wenn jemand erwartet, ihn zu erreichen, und er ist nicht da …«
    Thomas starrte ebenfalls das rote Lämpchen an. Er sah aus, als würden ihm die Augen gleich aus dem Kopf fallen.
    Lewis packte den Hörer. Als Erstes hustete, dann schniefte er. Er sprach, als sei er erkältet.
    »Hallo?«
    Er lauschte kurz, dann sagte er. »Thomas.« Noch ein Schniefen. »Ich muss mir irgendwas eingefangen haben. Wer spricht?«
    Stille. Dann fragte Lewis: »Welcher Bill?«
    Seine Augenbrauen schnellten in die Höhe, dann lächelte er: »Also, ich würd ja wirklich gern mit dir plaudern, Bill,

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