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Fenster zum Tod

Fenster zum Tod

Titel: Fenster zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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Überlaufen gebracht hat, Howard. Dass du Heather bedroht hast. Eine völlig unschuldige Person. Du schreckst vor gar nichts mehr zurück.«
    Howard sah ihn an. Zweifellos versuchte er die Tragweite von Morris’ Bemerkung abzuschätzen.
    »Was hast du ihr sonst noch gesagt?«
    »Ich habe ihr gesagt, dass ihr mich nach Hause bringt. Du und Lewis.«
    »Das heißt also, wenn dir was passiert, dann weiß sie Bescheid.«
    Morris nickte. Seine Stimme war merkwürdig ruhig. »Lass diesen Mann gehen. Und du und Lewis tätet gut daran, euch zu stellen. Entweder das, oder ihr seht zu, dass ihr bis Mittag mit neuen Pässen in einem Flugzeug nach Bolivien sitzt. Du kennst die besten Anwälte in der Stadt, Howard. Such dir einen für dich und einen für Lewis. Dann läuft die Uhr. Jeder sieht zu, dass er für sich das meiste herausholt, indem er den anderen hinhängt. Niemand weiß besser als wir, wie dieses Spiel gespielt wird. Das ist mehr oder weniger das, was ich selbst auch tun werde. Howard, lass diesen Mann gehen.«
    Ich arbeitete schon daran. Seit Thomas weg war, hatte ich an meinen Handfesseln gezerrt. Hatte mit den Fingerspitzen an den Rändern gezupft, um sie wenigsten ein bisschen zu lockern.
    »Schön wär’s, wenn es so einfach wäre, Morris«, sagte Howard.
    Lewis kam zurück. Außer Atem. »Keine Spur von ihm«, keuchte er.
    »Morris sagt, wir sollen uns Anwälte besorgen«, sagte Howard.
    »Was?«
    »Er spielt nicht mit.«
    Lewis lächelte höhnisch. »Morris, ich dachte, wir hätten eine Abmachung. Was ist mit –«
    »Heather ist weg«, sagte Morris. »Und ich gehe jetzt auch. Keine Sorge. Ich nehme mir ein Taxi.«
    Morris schob den Vorhang zur Seite und ging zur Ladentür. Lewis folgte ihm mit gezückter Pistole. »Morris«, rief er.
    Ich hörte dasselbe kurze Sirren wie vorhin, als Lewis auf Nicole geschossen hatte. Dann etwas Schweres, das zu Boden fiel.
    Howard sah nicht nach. Zog den Vorhang nicht zur Seite. Er wusste, was geschehen sein musste. Lewis kam zurück, ging an Howard vorbei direkt auf mich zu und stellte sich rechts neben mich.
    »Wo würde Ihr Bruder hingehen?«, fragte er mich. »Hat er genug Verstand, zur Polizei zu gehen, oder wird er sich nur irgendwo verstecken?«
    Ich konnte auch Letzteres nicht ganz ausschließen. »Keine Ahnung«, sagte ich. »An Ihrer Stelle würde ich vom Schlimmsten ausgehen.«
    Wie Howard vorhin hatte jetzt offensichtlich auch Lewis das Bedürfnis, Dampf abzulassen. Also verpasste auch er mir eine. Allerdings keine Ohrfeige, sondern einen Schlag mit der Pistole. Mein rechtes Ohr explodierte vor Schmerz, und das linke berührte fast meine Schulter. Ich schrie auf, und sekundenlang drehte sich alles.
    In diesem Moment fehlender Orientierung bildete ich mir ein, Nicoles Arm habe sich bewegt und fast unmerklich einen kleinen Spielzeugmüllwagen berührt. Er war bei ihrem Aufprall aus dem Regal gefallen und auf den Rädern gelandet, und jetzt sah es aus, als sei er ein paar Millimeter nach vorne gerollt. Aber da sich in den Sekunden nach dem Schlag so ziemlich alles um mich herum bewegte, glaubte ich an eine Sinnestäuschung.
    »Von einem müssen wir auf jeden Fall ausgehen. Viel Zeit haben wir nicht«, sagte Lewis.
    »Toll«, sagte Howard. »Einfach toll. Die Polizei kann jeden Moment hier sein, und wir müssen drei Leichen verschwinden lassen.«
    Ich war zwar noch nicht tot, ging aber meinerseits davon aus, es könne nicht mehr lange dauern. Und fing wieder an, meine Handgelenke zu drehen.
    »Dafür haben wir keine Zeit mehr«, sagte Lewis. »Wir müssen einfach nur weg.«
    »Und wohin, verdammt noch mal?«
    »Ich kenne Leute«, sagte Lewis. »Ich kenne jemand, der uns verstecken kann, bis wir die nötigen Papiere beisammen haben.«
    »Mein Gott, du hast das Ganze von Anfang an vermasselt«, sagte Howard. »Schon, als du gesagt hast, dass wir die Fitch aus dem Verkehr ziehen müssten. Dann hast du sie angeheuert«, er zeigte auf Nicole, »und dann hast du auch noch diesen Halbverrückten entkommen lassen.«
    »Ich kann auch allein gehen«, sagte Lewis, der um mich herum ging und jetzt zwischen mir und Nicole stand. »Wenn dir das lieber ist.«
    »Herrgottnochmal.« Kopfschüttelnd gab Howard sich geschlagen. »Lass uns das hier zu Ende bringen und verschwinden.«
    Ich drehte und drehte. Ich hatte mir überlegt, dass ich mich, wenn ich meine Hände frei bekam, mitsamt dem Stuhl auf Lewis stürzen und ihn an der Gurgel packen könnte. Oder sonst irgendwo. Denn er

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