Fenster zum Tod
»Das ist eine gute Frage«, sagte er. »Was haben Sie vor, wenn Sie jetzt hier rausgehen?«
»Mir ist egal, was passiert«, sagte Morris. »Nichts ist das hier wert. Ich werde ihnen sagen, was ich weiß. Entweder sie glauben mir, oder sie glauben mir nicht.«
Morris fühlte etwas Kaltes, Hartes an seiner Schläfe. Aus den Augenwinkeln sah er, dass es der Lauf von Lewis’ Pistole war.
»Glauben Sie, das macht die Sache einfacher, Lewis? Wenn Sie mir das Hirn aus dem Schädel pusten? Sie glauben, Sie stecken in der Scheiße? Und damit lösen Sie Ihre Probleme?«
»Vielleicht«, sagte Lewis. »Howard, hol dir seine Knarre.«
Howard griff unter Morris’ Mantel, zog die Waffe hervor und reichte sie Lewis, der sie sich in den Hosenbund steckte.
»Ich weiß, das war ein furchtbarer Schock, zu viel auf einmal. Das verstehe ich. Aber denk erst mal nach, bevor du etwas überstürzt. Alles, was passiert ist, ist passiert, um dir zu helfen, Morris. Leider ist es jetzt genau anders rum. Du musst uns helfen, damit wir dir helfen können, sonst gibt es dich bald nicht mehr.«
»Ich weiß nicht, warum ich mich nicht schon vor Jahren von dir getrennt habe.«
»Weil ich tolle Arbeit geleistet habe. Das weißt du genauso gut wie ich. Und jetzt muss dir klar sein, was passiert, wenn du nicht mitspielst. Unser Lewis wird dir eine Kugel in den Kopf jagen. Und weißt du, was er dann wird machen müssen?«
Howard nickte Richtung Straße. Morris brauchte einen Moment, um zu verstehen, worauf Howard hinauswollte.
Dann begriff er es.
»Lieber Gott, um Himmels willen, nein.«
Howard nickte. »Sag’s ihm, Lewis.«
»Wir werden Sie umbringen, und dann müssen wir Heather umbringen«, sagte Lewis. »Denn früher oder später wird sie hier reinkommen und Sie suchen.«
»Ich kenne das Gefühl, Morris«, sagte Howard. »Als das alles losging, als Lewis drastische Mittel gegen diese Allison Fitch vorschlug, und ich einwilligte, konnte ich es gar nicht fassen. So weit war ich noch nie gegangen. Nie, das kannst du mir glauben. Was immer ich in der Vergangenheit für dich getan habe, ein Mord war nie dabei. Und dann … dann ist alles schiefgegangen, es war entsetzlich, und ich fühlte mich noch mieser. Aber weißt du was? Man erreicht einen Punkt, an dem man erkennt: Es gibt kein Zurück. Die Entscheidungen, die man einmal getroffen hat, mit denen muss man leben.«
Morris stützte einen Arm gegen die Tür und legte den Kopf darauf. »Ich brauche eine Minute.«
»Selbstverständlich.«
»Erzählen Sie mir was über diese Frau«, sagte er zu Lewis, der inzwischen die Pistolenmündung von Morris’ Schläfe genommen hatte. »Die Sie da gerade umgebracht haben.«
»Eine Auftragsmörderin«, sagte Lewis. »Es hat keine Unschuldige getroffen. Sie hat eine Menge auf dem Kerbholz. Und das Schlimmste war, dass sie’s verbockt und Bridget getötet hat. Sie müssen wissen, das konnte ich ihr so oder so nicht ungestraft durchgehen lassen.«
Morris hatte das Gefühl, gleich zusammenzubrechen. Er legte Howard eine Hand auf die Schulter, um sich auch bei ihm abzustützen. Eine Weile standen die drei Männer so da. Lewis und Howard waren offensichtlich bereit zu warten, bis Morris sich gefangen hatte.
Was hatte er denn für eine Wahl?
»Ich will nicht, dass ihr Heather was antut«, sagte er. »Sie ist … sie ist ein guter Mensch.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass da nichts läuft«, sagte Lewis in einem Versuch, die Stimmung aufzulockern.
»Sie hat zwei Kinder«, sagte Morris. »Zwei kleine Mädchen.«
»Ja, dann.«
Howard sprach ein paar tröstende Worte zu Morris, wiederholte einige von den Argumenten, die er schon vorgebracht hatte.
Schließlich sagte Lewis mit einem Blick auf den Vorhang: »Ich seh mal nach den beiden.«
»Diese Sache mit Vachon, über die will ich gern mehr wissen. Tu, was notwendig ist, um rauszufinden, ob der uns einen Haufen Scheiß erzählt.«
»Vachon?«, wiederholte Morris.
»Lange Geschichte«, sagte Howard. Dann zu Lewis: »Sobald wir uns sicher sein können, dass wir von dieser Seite nichts zu befürchten haben, will ich … also, dann will ich, dass das so rücksichtsvoll wie möglich erledigt wird.«
»Ja, ja. Mach dir keine Sorgen.«
Lewis ging nach hinten.
»Howard«, sagte Morris, »um Himmels willen, nein, du kannst doch nicht –«
»Scheiße!« Das war Lewis. Er zog den Vorhang zurück und rief nach Howard: »Wir haben ein Problem.«
Siebenundsechzig
N icole ist beim Abgang vom
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