Fenster zum Tod
Tageslicht kommen und ihnen später das Genick brechen konnten. Man denke nur an diesen alten italienischen Ministerpräsidenten mit seinem Harem von Stripperinnen, obwohl … der Kerl, Mannomann, der hat Seitensprünge zur olympischen Disziplin gemacht. Die genannten Kommentatoren waren auch der Meinung, Sawchuck müsse erst zur Ruhe kommen, oder wenigstens diesen Eindruck erwecken, ehe er seine Ambitionen auf ein höheres Amt weiterverfolgte.
Und dann kam Bridget.
Ein ehemaliges Model mit rabenschwarzem Haar, beinahe eins achtzig groß, und das in Strümpfen – sie sieht Allison übrigens nicht unähnlich. Jetzt arbeitet sie für eine PR-Agentur mit Büros in SoHo, London, Paris und Hongkong. Sie hatte für ihn eine Veranstaltung organisiert, um Spenden für einen Baseballplatz in einem Brennpunktviertel zu sammeln – ein ganz besonderes Anliegen des Justizministers –, und anscheinend waren sie von Anfang an ein Herz und eine Seele. Was folgte, war die – sprichwörtliche – stürmische Romanze, und schneller als ein Kind, das nicht einmal Geld fürs Frühstück hat, zur ersten Base rennen kann, waren die beiden verlobt. Drei Monate später waren sie verheiratet.
Weiterhin ergeben Allisons Recherchen, dass Sawchuck zwar einflussreiche Freunde aus allen Teilen des politischen Spektrums hat, die Mehrheit von ihnen jedoch dem rechten Lager angehört. Zwei ehemalige Vizepräsidenten, der eine ein Republikaner, der andere ein Demokrat, kennt er gut genug, um sie zum Abendessen zu sich nach Hause einzuladen, wann immer sie in der Stadt sind.
Ach ja, eine Sache ist für Allison von besonderem Interesse: Der Typ ist stinkreich.
Sein geschätztes Vermögen fällt in die Heilige-Scheiße!-Kategorie. Das meiste davon ererbt. So viel Heu scheffelt man nicht im Staatsdienst, es sei denn, man hat eine sehr, sehr schmutzige Weste, und es gibt nichts, das darauf hinweist, dass dies bei Morris Sawchuck der Fall wäre, auch wenn es kein Geheimnis ist, dass sein engster Freund und Berater, Howard Talliman (Spitzname: Howard der Taliban) gern einmal eine Abkürzung nimmt. Morris’ Vater Graham war ein Baulöwe und Eigentümer von gut zwei Dutzend Wolkenkratzern in Manhattan gewesen. Nach dessen Tod erbte Morris das Unternehmen, das jetzt fremdgeführt ist, um alles zu vermeiden, dem auch nur das leiseste Odeur eines Interessenskonflikts anhaften könnte. Nicht, dass Sawchuck ein Problem damit hätte, Immobilien und mehr Geld zu besitzen, als jemand wie Allison sich nur vorstellen kann. Wonach er jedoch wirklich lechzt, ist Aufmerksamkeit, Einfluss und ein hoher Bekanntheitsgrad. Und er hat festgestellt, dass dies alles am besten durch die gnadenlose Verfolgung derer zu erreichen ist, die gegen das Gesetz verstoßen. Einen Mann mit einer Mission lieben schließlich alle.
Nicht immer aus denselben Gründen.
Allison springt von einer Webseite zur nächsten und findet immer mehr Informationen darüber, wie viel Geld Sawchuck tatsächlich hat. Millionen, wenn nicht Milliarden.
Genug jedenfalls, dass einem schwindlig werden kann.
Sieht ganz so aus, als könne sie kassieren, was sie braucht, um Courtney ihr Geld zurückzuzahlen, und sich auch noch ein neues Paar Manolo Blahniks kaufen. Eine Frau kann schließlich nie genug Schuhe haben.
Fast eine Stunde lang läuft sie in der Wohnung auf und ab und übt ihren Text. Sie will nicht, dass es sich wie eine glatte Erpressung anhört. Vielmehr soll von einem Darlehen die Rede sein. Ein Darlehen allerdings, dessen Rückzahlung sich, im Unterschied zu den meisten anderen, sagen wir mal, über einen Zeitraum von zweitausend Jahren hinzieht. Zugegeben, Zuwendung wäre vielleicht die treffendere Bezeichnung. Aber ist das wirklich so eine große Sache? Bei all dem Geld? Wenn da ein paar Tausender für sie abfallen, das ist doch kein Ding, oder? Und Allison will das Geld ja nicht ohne Gegenleistung. O nein! Sie wird sich natürlich erkenntlich zeigen. Und sie weiß auch schon wie: Mit ihrer Zunge! Diesmal allerding, indem sie sie nicht zum Einsatz bringt. Nicht, wo jemand es als sehr beglückend empfinden könnte.Und auch sonst nicht. Sie wird sie in Zaum halten. So wird sie sich erkenntlich zeigen.
Und auch sonst. Sie wird ihn halten. So wird sie sich erkenntlich zeigen.
Sie kann sich dafür entscheiden, nicht zur Daily News zu gehen oder zur Times oder zur Post. Oder zu einer dieser Enthüllungssendungen im Fernsehen.
Das wäre doch ein schöner Zug von ihr, nicht wahr?
Denn
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