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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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als Luft«, das sich von nun an dem Angriff der Flugzeuge erwehren musste, die sich – obwohl schwerer als Luft – mit Hilfe eines Antriebs in der Luft hielten. Und auch wenn für Zeppelin längst geklärt war, dass am Ende das Luftschiff triumphieren würde, schon allein wegen seiner viel höheren Transportkapazitäten, von denen die Flugzeugbauer noch nicht einmal zu träumen wagten: heute hatte sich eine weitere Front aufgetan.
    Zäh gingen die Monate ins Land. Während sich Zeppelin, Dürr und die wenigen Helfer aufgrund ihrer knappen Finanzen gezwungenermaßen immer noch mit hauptsächlich theoretischen Vorarbeiten beschäftigten, rosteten die Überbleibsel des ersten Luftschiffs in Manzell weiter vor sich hin – ein jämmerlicher Anblick, der ihnen jedes Mal einen Schlag in die Magengrube versetzte. Mehrfach hatte der Graf in der Zwischenzeit Versuche gestartet, um Spenden zu bekommen – sogar im Ausland. Genauso vergeblich wie hierzulande! Zwar hatte im Jahr 1903 sein an die Verleger der deutschen Zeitungen gerichteter Appell gefruchtet, ihm im Bewusstsein ihrer vaterländischen Verantwortung einen kostenlosen Text für einen Aufruf an das Deutsche Volk zu ermöglichen, doch der Inhalt dieses Aufrufs, jeder Leser möge wenigstens einen kleinen Betrag für ein neues Luftschiff spenden, war nahezu wirkungslos verpufft.
    Dazu hatten sie in wochenlanger Arbeit auch noch eine 6.000 Namen umfassende Adressenliste erstellt, an die sie Postanweisungen verschickten, mit der Bitte, ein kleines finanzielles Opfer für die Idee der Luftschifffahrt aufzubringen, um »Deutschland zuerst in der Welt die Wundergabe der Beherrschung des Luftmeeres« zu schenken. Allein das Versenden dieser Postanweisungen war eine teure Angelegenheit gewesen, die – wieder einmal – aus seinem Privatvermögen bezahlt werden musste.
    Das Resultat war jämmerlich: grade einmal 8.000 Mark kamen zusammen. Dazu wurden viele Zahlscheine umgehend wieder zurückgeschickt, meistens unausgefüllt, manche jedoch auch mit höhnischen, teilweise sogar barschen Bemerkungen versehen: Man wünsche sich nichts sehnlicher, als nicht mehr vom Grafen Zeppelin belästigt zu werden, durfte dabei noch unter den vornehmeren Reaktionen verbucht werden. Besonders enttäuschend waren die Absagen von schwerreichen Unternehmern wie Krupp, Siemens, oder Ullstein, die jegliche Unterstützung verweigerten. »Mir ist das Hemd näher als der Rock!« brachte einer dieser Ignoranten seine Ablehnung auf den Punkt.
    »Sie müssen es trotz aller Enttäuschung noch ein weiteres Mal versuchen, Exzellenz. Der Inhalt dieses Appells sollte aber wesentlich deutlicher ausfallen, als das in Ihrem letzten Aufruf der Fall gewesen ist«, forderte der Journalist Eugen Wolf den sichtlich niedergeschlagenen Grafen auf, als die beiden Männer kurz nach der gescheiterten Spendensammlung in der Empfangshalle des »Buchhorner Hof« zusammensaßen. »Ich habe es doch selbst erleben dürfen, welch grandioses Erlebnis es darstellt, wenn sich das Luftschiff von seinen Fesseln löst und wie majestätisch es durch den Himmel fährt. Das würden die Leute schon begreifen. Aber dazu muss man ihnen ganz klar vor Augen führen, dass es inzwischen fünf Minuten vor Zwölf ist: wenn sich jetzt nichts tut, dann ist die ganze Sache für immer verloren. Das muss man ihnen auch genau so sagen.«
    »Da mögen Sie ja durchaus recht haben, Herr Wolf. Vielleicht hätte ich eine noch viel direktere Sprache wählen müssen«, pflichtete Zeppelin ihm bei. »Aber diese Gelegenheit habe ich wohl verpasst – und dass mir die Verleger jetzt noch einmal die Gelegenheit geben werden, einen neuen, sozusagen korrigierten Aufruf in ihren Blättern zu veröffentlichen, dazu noch kostenlos, das glaube ich allerdings nicht. Erst recht nicht vor dem Hintergrund, dass ja alle Welt weiß, wie wirkungslos mein erster Appell verpufft ist. Mit einem Verlierer mag niemand gemeinsame Sache machen. So ist das, leider«, breitete er in einer resignativen Geste die Arme aus.
    »Nein, nein! So rasch dürfen Sie die Flinte nicht ins Korn werfen, Exzellenz!« Eugen Wolf schüttelte heftig seinen Kopf. »Sie müssen es trotz allem noch einmal versuchen … doch Exzellenz«, konterte er die Gegenrede seines Gesprächspartners gleich im Ansatz. »Mein Verleger August Scherl, steht Ihrer Sache ja bekanntlich besonders wohlwollend gegenüber und hat sich über meine Reportagen von der ersten Fahrt des Luftschiffes seinerzeit überaus begeistert

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