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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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Isabella hatte überraschend eine große Erbschaft gemacht! »Mit dieser Erbschaft hat niemand von uns gerechnet. Ich kann dir dieses Geld also, ohne mit der Wimper zu zucken, zur Verfügung stellen. Du brauchst gar nicht erst abzuwehren«, begegnete Bella dem Versuch ihres Mannes gleich im Ansatz, »denn wie gesagt ist es ja Geld, das mir sozusagen zugeweht worden ist. Wir haben nicht damit kalkuliert und brauchen es deshalb auch nicht für uns, während es beim Fortgang der Arbeiten am Luftschiff gute Dienste leisten kann.«
    Was für eine großartige Geste! Mit einem Schlag konnte er damit über die Summe von 70.000 Mark verfügen – und wie so oft im Leben folgte plötzlich eine gute Nachricht der nächsten.
    Nicht nur, dass König Wilhelm II. dem Grafen die Erlaubnis erteilte, eine Lotterie zur Finanzierung des neuen Luftschiffs aufzulegen, sondern in der Folge dieses klaren königlichen Gunstbeweises erklärten sich die Materiallieferanten und sogar der Motorenhersteller DMG überraschend dazu bereit, auf ihre Gewinnspannen zu verzichten und Zeppelin lediglich ihre Materialkosten in Rechnung stellen zu wollen! »Auch die Ingenieure für die Motoren wollen mir die Daimlerleute während des Einbaus und der Erprobungsphase kostenlos zur Seite stellen. Es ist kaum zu glauben: Da haben wir jahrelang vergeblich gewartet, beinahe schon auf den Knien um Geld gebettelt, und jetzt das! Verstehe diese Entwicklung wer will: ich verstehe sie jedenfalls nicht«, setzte Ferdinand an diesem Abend Isabella mit einem immer noch verwunderten Kopfschütteln von der nahezu unfassbaren Tatsache in Kenntnis, dass ihnen die Lotterie die stolze Summe von 175.000 Mark eingebracht hatte.
    »Dann versuche erst gar nicht, das zu verstehen, sondern genieße es einfach. Und zwar aus vollen Zügen, denn das hast du dir wirklich verdient.«
    »Aber dass nun plötzlich sogar das preußische Kriegsministerium bei mir vorstellig wird und mir die Gasflaschen für die Füllung mit dem Wasserstoff kostenlos leihweise zur Verfügung stellen will, das hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht ausmalen können. Das alles erscheint mir wie … eben wie ein Traum.«
    »Wie sehr ich mich für dich freue, Ferdi!« Isabella bedachet ihren Ehemann mit einem langen, warmherzigen Blick.
    »Und bis wann meinst du, wirst du den Bau konkret in Angriff nehmen können?«
    »Nun gut, die Sache hat natürlich schon noch einen Haken, denn die weiteren 400.000 Mark, die trotz aller unerwarteten Spendierfreudigkeit immer noch offen sind, die muss ich auf mein eigenes Risiko nehmen. Aber das tue ich ohne Furcht, denn ich weiß ja, dass unser Luftschiff bestens geplant ist. Dieses Risiko meine ich, durchaus eingehen zu können, ohne dass ich unsere Familie deshalb an den Bettelstab und dich auch noch um deine schöne Erbschaft bringen werde.«
    »Du weißt genau, dass mir diese Erbschaft nichts bedeutet. Du kannst über das Geld frei verfügen«, entgegnete Isabella mit Nachdruck in der Stimme.
    »Ich weiß ja, Bella, und dafür bin ich dir auch höchst dankbar. Um nun aber konkret auf deine Frage zu antworten: Ich denke, spätestens Anfang des nächsten Jahres werden wir mit dem Bau beginnen, so dass wir dann allerspätestens im Lauf des Herbstes 1905 mit der Fertigstellung – womöglich sogar schon mit dem Aufstieg – von LZ 2 rechnen können«, rieb sich der Graf freudestrahlend die Hände. So unbeschwert und zufrieden hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt, wie in diesen wunderbaren Tagen. Das Blatt hatte sich spürbar gewendet!
    Und zwar auf allen Ebenen. Auch in familiärer Hinsicht tat sich Erfreuliches, denn im Jahr 1904 wurde ihre inzwischen 24 Jahre alte Tochter Hella für zwei Jahre als Hofdame bei der württembergischen Königin Charlotte aufgenommen! Ein deutliches Zeichen für das enge und vertrauensvolle Verhältnis zwischen der Familie Zeppelin und dem Königshaus! Insbesondere die Wertschätzung, die König Wilhelm II. dem Grafen entgegenbrachte, kam durch diese ehrenvolle Berufung für alle Außenstehenden sichtbar zur Geltung.
    »Und mit das Schönste dabei ist, dass ich dann im Sommer immer ganz in der Nähe von Euch sein kann«, spielte Hella auf die Tatsache an, dass das württembergische Königspaar traditionell seine Sommerfrische von Juni bis Oktober in Friedrichshafen zu verbringen pflegte.
    »Nun ja, so schön das ist: Deine Aufgabe wird nicht ganz einfach sein«, gab ihre Mutter zu bedenken, »denn du weißt, dass der Umgang

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