Ferdinand Graf Zeppelin

mache?«
    »Natürlich will ich das, Ferdi. Wir verfügen Gott sei Dank nach wie vor über eine solide finanzielle Grundlage und werden so schnell nicht am Hungertuch nagen müssen. Zumindest den Neuanfang können wir durchaus selbst schultern – und zur Not eben noch einmal etwas Familiensilber verkaufen«, fügte sie schmunzelnd hinzu.
    »Na ja, mit den Fingern möchte ich dann aber nicht essen müssen«, gab Ferdinand amüsiert zurück. »Und so weit wird es hoffentlich auch gar nicht kommen. Du hast recht: der Starke ist am Mächtigsten allein. Wir werden unseren Weg zuversichtlich weiter gehen – und es den ganzen Zweiflern beweisen!«
    »Genau das wollte ich hören!« strahlte Bella. »Ein Ferdinand von Zeppelin lässt sich nicht unterkriegen!«
    »Niemals!«
    Mit neuem Elan ging es zurück an die Verwirklichung von Ferdinands großem Traum. Irgendwann würde er wieder jenes Kommando erteilen, das ihm am Abend des 2. Juli 1900 einen wohligen Schauder über den Rücken gejagt hatte: »Die Taue los!« Eines – hoffentlich nicht allzu fernen – Tages würde sich auch das Luftschiff Nr. 2 vom Boden lösen.
    Zunächst aber galt es, sämtliche Vorarbeiten so sorgfältig wie möglich auszuführen. Leider nur mit einer stark begrenzten Anzahl von Leuten – dafür aber mit den Besten!
    Ohne anzuklopfen kam Ludwig Dürr Ende August 1901 wie ein Wirbelwind in das provisorische Büro des Grafen in einer Ecke der neu aufgebauten Luftschiffhalle gestürmt. Aufgeregt schwenkte der ansonsten so bedächtige junge Konstrukteur eine Zeitungsseite in seiner Hand.
    »Hier – haben sie das schon gelesen, Exzellenz? Das ist ein Bericht über einen Motorflug in Nordamerika. Der erste Motorflug. Absolviert wohl am 14. August. Was sagen sie dazu, Exzellenz?«
    Zeppelin blickte verwundert auf, dann nahm er die Zeitung entgegen und studierte den Bericht sorgfältig, worauf er skeptisch die Lippen schürzte. »Nun ja … Ich finde diesen Artikel schon etwas seltsam. Denn bislang hat man doch noch überhaupt nichts davon gehört, dass ein solcher Flug unmittelbar bevorstünde. Auch der Herr Maybach hat mir nie etwas davon berichtet, dass ein Amerikaner einen Motor für einen Flugversuch bei der DMG bestellt hätte.«
    »Es handelt sich ja auch um keinen Daimlermotor«, erwiderte Dürr postwendend. »Der Mann soll sich den Motor selbst zusammengebastelt haben!«
    »Nun, das kann ich mir jetzt gleich noch viel weniger vorstellen, dass ein Mann, von dem ich als Motorenbauer noch nie etwas gehört habe, in der Lage gewesen sein soll, den Motor für seinen Flugapparat selbst zu konstruieren. Weiß man denn, wer sich hinter diesem Namen, wie heißt er noch gleich? Ah, da steht es: John Whitehead. Weiß man, was für eine Person sich dahinter verbirgt?«
    »Nun ja, Exzellenz«, druckste Dürr verlegen herum. »Eigentlich nicht …«
    »Na sehen Sie, Dürr. Ein so genannter »nobody«, wie man im Amerikanischen sagt. Und außerdem, das macht mich ein weiteres Mal stutzig, ist hier in dem Artikel keine Fotografie von dem angeblichen Flug dieses Mannes abgedruckt.«
    »Das stimmt allerdings«, nickte Dürr, dem sein vorheriges Ungestüm nun immer peinlicher zu werden schien. »Aber, das finde ich dann doch interessant, handelt es sich bei diesem Mr. Whitehead, anscheinend um einen deutschen Auswanderer, der in Wirklichkeit Gustav Weißkopf heißt und ursprünglich aus dem Fränkischen stammt.«
    Zeppelin zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Nun ja, wie auch immer er heißen soll: ich mag dennoch nicht so recht an diesen Flug glauben. Und selbst wenn er es geschafft haben sollte, ein paar Meter damit zu überwinden: so ein metallenes Klappergestell wird es niemals mit einem Luftschiff aufnehmen können. Ich denke, dass sich das Prinzip, leichter als Luft über den Himmel zu fahren, ganz deutlich als das geeignetere erweisen wird.«
    »Das sehe ich allerdings ganz genauso, Exzellenz.«
    »Wenn das die Kleingeister in den Ministerien doch nur endlich auch begreifen würden!«
    »Diese Zeit wird kommen, Exzellenz! Darin bin ich mir sicher!«
    »Ihr Wort in des Kriegsministers Ohr, Dürr!«
    Trotz seiner deutlich geäußerten Skepsis war sich Zeppelin darüber im Klaren: egal ob der angebliche Motorflug nun tatsächlich stattgefunden hatte oder nicht – allein diese eigenartige Zeitungsmeldung würde für einiges Aufsehen sorgen. Der Wettbewerb zwischen den verschiedenen Systemen war damit in eine neue Phase getreten: Das Prinzip »leichter