Ferdinand Graf Zeppelin
ein neues Luftschiff bauen kann.«
»Wie lieb!« strahlte Ferdinand von Zeppelin über das ganze Gesicht. »Du übernimmst bitte die Beantwortung des Briefes, nicht wahr, Hella? Ich kann beim besten Willen diese Briefe nicht alle persönlich beantworten. So sehr es diese lieben Menschen auch verdient haben. Aber selbst der Uhland und meine beiden Kapitäne, die ich extra dafür abgestellt habe, sind hoffnungslos damit überfordert.«
»Natürlich mache ich das«, nickte die Tochter eifrig. »Sehr gerne sogar. Ich habe dir noch mehr solche Schreiben mitgebracht. Da: Hier schickt dir ein Schulmädchen aus Sachsen 50 Pfennig in Briefmarken und schreibt dazu, es sei der Erlös aus Gemüse, das sie selbst im eigenen Garten angebaut habe. Eigentlich hätte sie ja 80 Pfennig eingenommen, aber sie habe ja 10 Pfennig für die Briefmarke zahlen müssen und 20 Pfennig brauche sie, um neuen Samen zu kaufen. Wunderbar.«
»Das hier ist eher kurios«, deutete ihre Mutter auf den nächsten Brief. »Ein Frau schreibt dir, sie habe leider dein Luftschiff nicht selbst sehen können, weil sie in der Zeit, als es vorbeifuhr, gerade einen kleinen Buben zur Welt gebracht habe. Sie will ihm deshalb den Namen Zeppelin geben und bittet dich, das Patenamt zu übernehmen.«
»Das ist jetzt glaube ich die zwanzigste Bitte, Pate zu werden. Wie soll ich das alles übernehmen? Ich habe mehr als genug damit zu tun, unsere neue Gesellschaft zu gründen und sicher in die Zukunft zu führen. Aber ich möchte euch bitten, jeden Brief persönlich zu beantworten. Das sind wir den lieben Leuten schon schuldig. Ich selbst werde den Uhland übrigens morgen einen Brief nach Echterdingen aufsetzen lassen, in dem ich mich bereit erkläre, für den Flurschaden aufzukommen, der dort nach unserer Landung entstanden ist.«
»Der Flurschaden? Du meinst die verbrannten Obstbäume?«
»Nicht nur«, entgegnete Zeppelin. »Ich habe mittlerweile Kenntnis davon erhalten, dass durch den Ansturm der vielen Menschen ganze Krautäcker und Gemüsefelder zertrampelt worden sind. Insgesamt muss dabei ein Schaden von gut und gerne 3000 Mark entstanden sein. Das übernehme ich selbstverständlich, denn indirekt fühle ich mich dafür schon verantwortlich.« Die Echterdinger mochten das großzügige Angebot des Grafen freilich nicht annehmen, sondern errichteten auf ihre eigenen Kosten an der Landestelle sogar noch ein Denkmal aus einem 300 Zentner schweren Steinblock zur ewigen Erinnerung an den »Tag von Echterdingen«!
Voller Dankbarkeit nahmen jedoch die Einwohner von Donaueschingen seine Spende über 3000 Mark entgegen. Am 5. August 1908, also am selben Tag, an dem das Unglück von Echterdingen über Zeppelin hereinbrach, waren bei einem verheerenden Stadtbrand 130 Häuser zerstört und 1500 Menschen obdachlos geworden. Um diese großherzige Geste mochte Zeppelin freilich kein Aufsehen machen, »denn nachdem ich aus ganz Deutschland Hilfe bekommen habe, ist es doch nur selbstverständlich, dass ich den Bewohnern jener Stadt, die am gleichen Tag wie ich ein großes Leid erfahren hat, die Hand zur Hilfe reiche. Das gebietet schlichtweg der Anstand!«
Und auch sein Versprechen, das er unmittelbar nach der Katastrophe in Echterdingen dem Monteur Schwarz gegeben hatte, hielt er ein: der tapfere Mann, der unter Einsatz seines Lebens versucht hatte, das vom Wind davon getriebene Luftschiff wieder auf den Boden zu bringen, bekam als Dank des Grafen einen großzügigen Geldbetrag auf sein Bankkonto eingezahlt.
Schon am 21. September 1908 konnte dank der gewaltigen Spendensumme, die aus allen Teilen Deutschlands eingegangen war, die offizielle Gründung der »Luftschiffbau Zeppelin GmbH« erfolgen. Es war das eigentliche Signal für den Neuanfang: noch größer, noch leistungsfähiger würden die neuen Luftschiffe sein, die sie ab sofort bauen würden, endlich ohne die finanzielle Bedrängnis der zurückliegenden Jahre – und das alles nur sechs Wochen nach dem Unglück von Echterdingen: ein Wunder!
Als Geschäftsführer der neuen Firma fungierte nun jedoch Alfred Colsman, der Schwiegersohn und Nachfolger des Aluminiumproduzenten Carl Berg, ein langjähriger Vertrauter des Grafen. »Ich selbst werde der geistige Leiter des Unternehmens bleiben und darüber wachen, dass die Geschäfte in meinem Sinne erledigt werden. Sie brauchen sich also diesbezüglich keinerlei Sorgen zu machen«, erläuterte Zeppelin dem völlig überraschten Dürr und seinen sichtlich konsternierten
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