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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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Wir werden erst einmal weiter mit dem Gummi auskommen müssen – aber dazu parallel unsere Forschungen vorantreiben.«
    Es sollte noch Monate dauern, auch von Erfindern aus ganz Deutschland trafen ständig neue Vorschläge ein, doch sämtliche Versuche zum Ersatz des Gummis scheiterten im Probebetrieb, bis … Georg Hacker eines Tages wie aus heiterem Himmel einen der Vorschläge noch einmal herausfischte, den Dürr eigentlich schon als unrealistisch verworfen hatte und mit dem Blatt aufgeregt vor dem Gesicht des Oberingenieurs herumwedelte. »Die Goldschlägerhaut! Ja, genau! Das ist es! Wieso bin ich denn nicht schon viel früher draufgekommen?!« schlug er sich mit der flachen Hand gegen die Stirn.
    »Goldschläger … was?« fixierte ihn Dürr stirnrunzelnd. »Goldschlägerhaut! Das verwenden die Goldschläger in Schwabach.«
    »Aha …« der Blick, mit dem Dürr den in Wallung geratenen Hacker bedachte, sprach Bände.
    »Nein, nein. Ich bin jetzt nicht verrückt geworden. Es ist so: Sie wissen ja, ich stamme aus Oberfranken. Aus Münchberg, um genau zu sein. Da kommt man als junger Mensch halt dann und wann einmal auch nach Nürnberg. In die fränkische Hauptstadt. Und neben dran liegt Schwabach.«
    »Soso …« murmelte Dürr.
    »Jetzt warten Sie doch erst einmal ab, was ich zu sagen habe. Schwabach nennt sich ja wie gesagt die »Goldschlägerstadt«. Die Handwerker dort stellen Blattgold her – und legen zwischen diese hauchdünnen Blattgoldstreifen grundsätzlich immer Goldschlägerhäutchen, damit die einzelnen Streifen nicht zusammen kleben.«
    »Ach ja?« Noch immer verstand Dürr nicht, worauf der Luftschiffkapitän eigentlich hinauswollte.
    »Diese Goldschlägerhaut bleibt die ganze Zeit über elastisch und wird auch nicht brüchig. Es ist zwar ein enorm aufwendiges Verfahren, um sie so zu präparieren, dass sie den gewünschten Zweck erfüllt, aber die Blattgoldmacher schwören darauf, dass es sonst nichts Besseres gebe …«
    »Und was soll das nun genau sein, Goldschlägerhaut?«
    »Das ist eine Schicht vom Rinderblinddarm …«
    Georg Hacker ahnte, was gleich kommen würde. Und es kam: »Rinderblinddarm!« echote Dürr ungläubig. »Eine Schicht davon …«
    »Ja, eine Schicht, die äußere um genau zu sein, vom Rinderblinddarm«, wiederholte der Franke tapfer. »Ich weiß, es klingt a weng eigenartig wie wir Franken sagen, aber es ist tatsächlich das einzige Material, mit dem die Blattgoldmacher zufrieden sind. Und wie gesagt: es wird nicht spröde und es kann auch zu keiner statischen Entladung führen. Es hält sogar Gas zurück«, lächelte Hacker. »Denn wenn es das nicht täte, dann würden die Rinder ja alle explodieren mit dem ganzen Gas im Darm drin.«
    »Das mag ja einleuchten. Aber Hacker: wenn Sie sich anschauen, wie groß unsere Wasserstoffzellen sind: haben Sie eine Ahnung, wie viel solcher Rinderblinddärme man dafür bräuchte, um ein Luftschiff damit zu bestücken?«
    »Nein, das habe ich ehrlicherweise natürlich nicht«, breitete Hacker die Arme aus. »Aber ich denke schon, dass es wohl ein paar tausend sein müssten.«
    »Ein paar tausend!«
    »Sicherlich. Doch wenn es die richtige Alternative wäre, dann sollten wir es zumindest einmal ausprobieren.«
    Es war die richtige Alternative! Zwar sollte es noch einige Jahre dauern, bis die richtige Behandlung der gerade einmal 0,1 Millimeter dicken Häutchen, die anfangs in zehn Lagen übereinandergelegt werden mussten, den Anforderungen der Luftschiffer entsprachen, doch dann war der entscheidende Schritt getan: fortan wurden die Gaszellen nicht mehr aus Gummi, sondern aus Goldschlägerhäuten hergestellt – mit dem entscheidenden Vorteil, dass sie weder brüchig wurden, noch dass man die Gefahr einer statischen Entladung befürchten musste. Hackers Schätzung mit einigen tausend Rinderblinddärmen war dabei sogar noch etwas untertrieben gewesen: zirka 50.000 Goldschlägerhäute benötigten sie für die Anfertigung einer einzelnen Gaszelle. Und ein modernes Luftschiff verfügte bekanntlich über mehrere Dutzend Wasserstoffzellen …
    Zukunftsmusik. Vorerst galt es, sich den Anforderungen der kommenden Wochen zu stellen. Die Reichsschwimmhalle war dank der üppigen Geldspenden mittlerweile aufwendig überholt und mit schweren Eisenplatten vor den Winterstürmen bestens gesichert worden. Schon am 21. Oktober war das neu überarbeitete und um acht Meter verlängerte »alte« Luftschiff mit Wasserstoff befüllt worden – und vom 23.

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