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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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bis zum 26. Oktober absolvierte es im Beisein eines preußischen Majors, der das Schiff im kommenden Jahr für das Militär übernehmen sollte, drei überzeugende Probefahrten. Eigentlich war die Tauglichkeit damit unter Beweis gestellt und man hätte sich nun über den Winter auf die Konstruktion des neuen Schiffes konzentrieren können, während das alte »LZ 3« bis zur Überführungsfahrt den Winter über in der Landhalle hätte bleiben können. Doch am 27. Oktober traf unverhofft Prinz Heinrich von Preußen in Begleitung eines Marineoffiziers ein und bat ebenfalls um die Teilnahme an einer weiteren Probefahrt, die wiederum gut verlief. Jetzt schien es bei den hohen Herrschaften kein Halten mehr zu geben: als nächster begehrte Herzog Albrecht von Württemberg eine Fahrt mit dem Luftschiff. Auch ihm konnte man diesen Wunsch schwerlich verweigern, denn immerhin handelte es sich bei dem Mann um den württembergischen Thronfolger. Eine Fahrt mit äußerst kritischem Verlauf, denn bei der Rückkehr des Luftschiffs war nicht nur die Dunkelheit über den See hereingebrochen, sondern zusätzlich hatte sich Nebel über die Manzeller Bucht gelegt, so dass selbst dem nervenstarken Georg Hacker, dem verantwortlichen Kapitän in dieser Nacht, das Herz bis zum Hals schlug, bis das Schiff wieder gut gelandet und sicher in der Reichsschwimmhalle vertäut war. Geradezu überschwänglich bedankte sich der hohe Gast für das beeindruckende Erlebnis – ohne dabei zu ahnen, wie haarscharfes bei dieser Fahrt in Wahrheit zugegangen war. »Was für ein unheimliches Gefühl das war, wenn sich mitten in dunkelster Nacht plötzlich ein gewaltiges Donnern nähert, das die Luft erzittern lässt, ohne dass man das Geringste sehen kann. Und dann, während der Lärm ohrenbetäubende Ausmaße angenommen hat, senkt sich mit einem Mal ein riesenhafter Schatten aus dem schwarzen Nichts herunter. Es kommt beinahe einem Wunder gleich, wie Sie diese Landung genau auf den Punkt gemeistert haben, Hacker! Noch dazu unter diesen widrigen Bedingungen. Respekt!« Selbst der ansonsten eher distanzierte Hugo Eckener, der bei der demnächst zu gründenden »Zeppelin Stiftung« wie man hörte, als eine Art inoffizieller Stellvertreter Zeppelins fungieren sollte und inzwischen ebenfalls zum Luftschiff-Kapitän ausgebildet worden war, zeigte sich tief beeindruckt – und war sich des enormen Risikos, das die Männer heute eingegangen waren, wohl bewusst. »Nun denn, das sollte es nun aber für dieses Jahr endgültig gewesen sein. Ein weiteres Mal wollen wir das Schicksal lieber nicht herausfordern.«
    Es kam jedoch nicht so, wie von Eckener gewünscht. Denn nun musste es unbedingt auch noch der preußische Thronfolger den anderen nachmachen! Aber dem Kronprinzen Wilhelm durfte man eine solche Fahrt nun wirklich nicht abschlagen, nachdem er sich doch als Erster (und lange Zeit auch als Einziger) aus dem Kaiserhaus für die Belange des Grafen Zeppelin stark gemacht hatte. Am 7. November 1908 ging Seine Kaiserliche Hoheit also an Bord des Luftschiffes, dessen Kommando natürlich Graf Zeppelin persönlich übernommen hatte. Die Fahrt sollte sie direkt in das 80 Kilometer entfernte Donaueschingen führen, wo Kaiser Wilhelm II. mit dem kaiserlichen Hofzug heute bei seinem Verwandten, dem Fürsten von Fürstenberg eintreffen sollte. »Das Wetter ist heute aber alles andere als ideal, Exzellenz«, brummte Professor Hergesell mit höchst bedenklicher Miene. »Schon hier am See herrscht ein ordentlicher Wind, der in 200 Metern Höhe noch deutlich stärker weht – und außerdem wird mir von der Baar rund um Donaueschingen auch dichter Nebel gemeldet. Sie werden die Stadt eventuell gar nicht finden können. Das kann ganz schön gefährlich werden.«
    »Wir haben keine andere Wahl«, entschied Zeppelin knapp. »Alle anderen Fahrten haben stattgefunden, da können wir jetzt nicht ausgerechnet diejenige mit dem kaiserlichen Thronfolger absagen. Noch dazu, wo endlich auch seine Majestät der Kaiser damit erstmals in den Genuss kommen kann, ein Luftschiff mit eigenen Augen hoch über seinem Kopf dahin schweben zu sehen. Diese Gelegenheit können wir uns nicht einfach entgehen lassen!«
    Von Anfang an war es eine unangenehme Aufgabe, deren Bewältigung selbst dem erfahrenen Navigator Hacker alles andere als sicher schien. Allein der eiskalte Gegenwind, der ihnen gleich nach dem Aufstieg mit einer Stärke von mehr als 20 Stundenkilometern schneidend in die Gesichter blies, dazu

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