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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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Katastrophe von Echterdingen lässt niemanden kalt.
    Keine Viertelstunde nach dem Beginn des Dramas jagt ein Automobil in wilder Fahrt über die Felder und bremst scharf vor dem Gasthaus »Hirsch«. Ein Mann springt aus dem Wagen, rennt die Treppe hinauf, reißt die Eingangstüre auf und ruft mit sich überschlagender Stimme nach dem Grafen Zeppelin. Es ist der Augenblick, in dem der 70-jährige mit der schlimmsten Nachricht seines ganzen Lebens konfrontiert wird. »Das Luftschiff ist verbrannt!« Schlagartig verstummen die Gespräche. Alle Blicke richten sich auf den Grafen Zeppelin. Dessen Miene ist aschfahl, als er sich mit beiden Händen an den Kopf greift. »Ich bin ein verlorener Mann!«
    Dann stürzt er hinaus, gefolgt von dem Fahrer und lässt sich mit dem Wagen sofort zur Unglücksstelle bringen. Sie rasen durch ein Spalier von immer noch fassungslosen, weinenden Menschen. Minuten später steht Ferdinand von Zeppelin vor den Trümmern seines Lebenswerks. Das Ende aller Hoffnung!
    Minutenlang verharrte Zeppelin an der Unglücksstelle. Den Rücken kerzengerade durchgedrückt. Regungslos. Mit fest zusammengepressten Lippen. Ein leichtes Kopfschütteln war seine erste Reaktion. Er schluckte trocken, dann nahm er den Oberingenieur ernst ins Visier. »Dürr! Wie ist das nur passiert?«
    Ludwig Dürr fuhr sich mit der rußgeschwärzten rechten Hand über das schweißnasse Gesicht. »Die Haltepflöcke, Exzellenz. Wie aus Butter sind sie von unserem Schiff aus der Erde gezogen worden, als der Sturm es erfasst hat. Da war nichts mehr zu halten!« Er räusperte sich rau. »Und dann ist das Schiff davon getrieben worden, bis hierher, in diese Baumreihe. Das war eine Angelegenheit von höchstens fünf Minuten.« Wieder stockte er – überwältigt von den fürchterlichen Bildern, deren ohnmächtiger Zeuge er hatte werden müssen. »Das Schiff hat sich mit dem Bug in einer Baumkrone verfangen und dabei muss vorne eine Gaszelle aufgeschlitzt worden sein. Ich habe gesehen, wie sich das Feuer von vorne nach hinten ausgebreitet hat. Dann der Aufschlag auf dem Boden. Das war aber keine Explosion, wie alle hier behaupten. Ich meine vielmehr, dass sich beim Zerreißen der Gaszelle ein Funke gebildet hat. Es war eine statische Entladung durch das zerreißende Gummi. Und nur deshalb ist der Brand entstanden. Es hätte nicht sein müssen, Exzellenz. Das hätte es nicht müssen«, murmelte Dürr mit zunehmender Fassungslosigkeit. Und immer wieder: »Das Gummi, der statische Funke, das alles hätte nicht passieren müssen …«
    Tiefbewegt drückte ihm Zeppelin die Hand, dann ließ er sich vom kommandierenden Offizier der Haltemannschaft zu den Verwundeten bringen, um sich über deren Zustand zu informieren. Als er wenig später wieder in das Auto stieg, das ihn zurück nach Echterdingen brachte, brandete ein unbeschreiblicher Jubel auf, mit dem die Menschen, über deren Wangen bittere Tränen rannen, die einmalige würdevolle Haltung feierten, die dieser Mann selbst in der bittersten Stunde seines Lebens noch an den Tag gelegt hatte. Nur mit Mühe kam der Wagen voran, wieder und wieder blieb er in der Menge stecken, worauf sich der Graf erhob und den gerührten Leuten mit warmen Worten für ihr Mitgefühl dankte.
    Endlich waren sie wieder zum »Hirsch« in Echterdingen zurückgekehrt. Vor dem Gasthaus hatte sich in der Zwischenzeit eine gewaltige Menschenansammlung gebildet. »So groß, wie vorher die Begeisterung war jetzt die Anteilnahme an seinem Geschick«, berichteten die Zeitungen in großer Aufmachung von den nun folgenden Ereignissen, die »den Tag von Echterdingen« in der Rückschau betrachtet, zum alles entscheidenden Dreh- und Angelpunkt für die Zukunft der Luftschiffe machen sollten. »Ein Herr hielt eine Ansprache an den Grafen, er möge sich dieses Unglück nicht zu nahe gehen lassen, das ganze deutsche Volk habe ja volles Vertrauen zu ihm und seinem System. Kein Mensch zweifle daran, dass die Fahrt gut vollendet worden wäre, wenn nicht dieser Schicksalsschlag dazwischen gekommen wäre. Er bitte den Grafen, sich dem Schmerz nicht zu sehr hinzugeben und getrost in die Zukunft zu blicken.«
    Der nach wie vor aschfahle, aber dennoch erstaunlich gefasst wirkende Ferdinand von Zeppelin bedankte sich herzlich für die aufmunternden Worte. »Ich bin anscheinend von Schicksalsschlägen verfolgt, aber ich werde meinen Mut nicht sinken lassen und weiterhin meine ganze Kraft für die Sache der Luftschiffe einsetzen. Ich hoffe

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