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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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Anlass zu haben glaubte, Sie zum ruhmvollen Abschluss Ihrer epochemachenden großartigen Leistung beglückwünschen zu können. Immerhin bleibt der erzielte Erfolg im höchsten Grade anzuerkennen und muss Sie über das erfahrene Unglück trösten.«
    Was für eine Depesche! Wann hatte sich der Kaiser jemals zuvor zu solch warmherziger Anteilnahme durchringen können?! Es kam einem Wunder gleich – wie auch alles andere, was in diesen Tagen an Solidarität, Mitgefühl und tatkräftiger Unterstützung über Ferdinand von Zeppelin hereinbrach. Und so kabelte er seinen alleruntertänigsten Dank nach Berlin zurück, verbunden mit dem festen Versprechen: »Mit Begeisterung werde ich mich dem Auftrag Eurer Majestät und des deutschen Volkes Auftrag zum Weiterbau unterziehen.«
    Zeppelin und seine Luftschiffe hatten den Sieg davon getragen! Trotz allem! In großen Schlagzeilen vermeldeten die Zeitungen immer neue Details von der Wiederauferstehung der Luftschiffe und Ernst Uhland konnte am Ende der Spendenaktionen die gewaltige Summe von 6.096.555 Mark bilanzieren: »Ich muss es wiederholen, Exzellenz: weit über sechs Millionen Mark! Es ist … unfassbar – aber wahr!« Erstmals seit seiner Entscheidung zum Bau von Luftschiffen war Ferdinand von Zeppelin aller finanziellen Sorgen ledig.
    Ein Märchen! Und der alte Graf, den sie wegen seiner würdevollen Haltung, die er selbst in der schwärzesten Stunde seines Lebens an den Tag gelegt hatte, längst als den »letzten Ritter« verehrten, stand als Volksheld, als lebende Legende, am Beginn einer neuen Ära. Ausgerechnet das Unglück von Echterdingen war, wie Zeppelin in einem Dankesschreiben an den Schultheißen formulierte, zur »Geburtsstunde der nationalen Luftschifffahrt in Deutschland« geworden! Bereits an der Unglücksstelle hatte sich ja ein regelrechter Kult um den Grafen und sein Luftschiff entwickelt: Reste von angeschwärzten Aluminiumteilen und Fetzen der Hülle waren plötzlich begehrte Souvenirs, alle stürzten sich auf das Wrack und die Echterdinger Buben, die sich besonders viele Stücke gesichert hatten, verkauften sie für sage und schreibe fünf Mark pro Einzelteil. Wie Reliquien wurden die Überbleibsel der Katastrophe sogar eingerahmt und hinter Glas gesetzt. Die Firma Carl Berg in Lüdenscheid ließ aus den verbogenen Teilen der Aluminiumträger Löffel und Gedenkmünzen herstellen. Das Bild des Grafen Zeppelin mit seinem eisgrauen Schnurrbart zierte Aschenbecher, Schnupftabakdosen, Biergläser, Hosenträger und Schnapsflaschen, ja sogar als Nussknacker musste er herhalten. Allein Zeppelins Konterfei versprach den Herstellern ein gutes Geschäft – mochte die Kombination auch noch so verwegen sein. Immer wieder sah sich der unfreiwillig verewigte Zeppelin veranlasst, Prozesse gegen allzu seltsame Auswüchse zu führen, doch es war ein aussichtsloses Unterfangen, denn die Zahl der Devotionalien war längst ins schier Unendliche gewachsen: »Es ist ein Kampf gegen Windmühlenflügel«, resümierte er eines Abends kopfschüttelnd, als Bella ihrem Mann die neuesten Erzeugnisse schmunzelnd präsentierte. »Jetzt lachst du mir auch schon von Schnurrbartbinden und Christbaumkugeln entgegen. So kitschig das alles auch sein mag: besser, die Leute verehren dich auf diese Weise, als dass sie in dir den Narren vom Bodensee sehen. Und das ist ja noch gar nicht so lange her. Von dieser Warte aus betrachtet, ist mir der Rummel, der jetzt veranstaltet wird, dann doch wesentlich lieber. Und damit sollten wir es bewenden lassen, zumal ja auch liebenswerte Nachrichten dabei sind, die mir der Herr Uhland immer wieder aus der Post fischt.«
    Beispielsweise war da dieser Brief des Ehepaars aus Köngen, das dem Grafen die freudige Mitteilung machte, man habe der am 16. August geborenen Tochter den Namen Gertrud Zeppelina gegeben.
    »Schau einmal, Papa«, betrat Hella den Salon und wedelte lachend mit weiteren Briefen in ihrer Hand. »Ein Mädchen aus Mainz schreibt da, wie es von seiner Mutter am 4. August in der Nacht geweckt worden ist: Mutti hat mich aus dem Bett auf den Balkon hinausgetragen. Der Himmel war ganz dunkel mit vielen Sternen und da habe ich den Zeppelin gesehen und sein Gebrumme gehört. Das war so schön. Aber am nächsten Nachmittag haben wir die schreckliche Nachricht gehabt, das schöne Luftschiff ist verbrannt. Da habe ich viel geweint und ich habe Mutti gesagt, sie soll dem Grafen alles schicken, was in meiner Sparbüchse drin ist, damit er wieder

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