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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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allerdings, dass ich nun von Seiten des Reiches dabei unterstützt werde …« An diesem Punkt seiner Rede wurde Zeppelin von einem lautstarken Zwischenruf unterbrochen: »Sammlung veranstalten!«
    Ein anderer trat hervor und rief: »Herr Graf, das deutsche Volk wird Ihnen ein neues Luftschiff bauen!«
    Ein älterer Bauer schob sich zwischen den Leuten durch und übergab Zeppelin seine Geldbörse. »Da sind fünf Mark drinnen, Exzellenz. Nehmen Sie das Geld bitte von mir an.«
    Jetzt war es mit der Selbstbeherrschung des Grafen endgültig vorbei. Mit tränennassen Augen und vor Ergriffenheit zitternder Stimme erwidert er: »Es ist noch nichts verloren!«
    Wenige Minuten später startete der Daimlerwagen erneut, um Zeppelin rechtzeitig nach Stuttgart zu bringen, wo er mit dem 6-Uhr-Zug nach Friedrichshafen zurückkehren wollte. Nichts hielt ihn mehr an der Unglücksstelle. Sein einziger Gedanke galt Bella, seiner lieben Ehefrau, deren mitfühlenden Beistand er in diesen dramatischen Stunden schmerzlich vermisste. Auch in Stuttgart wurde ihm ein begeisterter Empfang bereitet. Kaum hatte sich in der Stadt herumgesprochen, dass Zeppelin im »Hotel Marquardt« (das direkt neben dem ersten Stuttgarter Hauptbahnhof lag), die Zeit bis zur Abfahrt des Zuges überbrücken wolle, strömten Tausende heran, um dem Grafen ihre Huldigung darzubringen und ihn wieder und immer wieder hochleben zu lassen. »Nicht aufgeben, Herr Graf!«
    »Wir sammeln für Sie!«
    »Die Luftschiffe werden weiterleben!«
    »Ein Hoch auf seine Exzellen, den Grafen Ferdinand von Zeppelin!«
    Noch Tage später berichteten die Menschen, dass Ferdinand von Zeppelin am Bahnhof wie ein König verabschiedet worden sei, als er den Zug bestieg, der ihn am Abend des 5. August 1908 nach Friedrichshafen bringen sollte. Was für ein Tag!
    Eine Welle der Hilfsbereitschaft brach über Zeppelin herein. Schon am Tag nach dem Unglück wurde in der »Württemberger Zeitung« ein »Aufruf an das deutsche Volk« abgedruckt: »Es handelt sich hier nicht um das Unglück eines Einzelnen, sondern um das eines ganzen Volkes; Graf Zeppelins Unglück ist ein nationales Unglück. Und da gilt es denn jetzt zu helfen für einen jeden Deutschen, ob hoch, ob niedrig, nach dem Maß seiner Kräfte. Graf Zeppelin, der sein ganzes Leben für sein deutsches Volk eingesetzt hat, der ihm durch seine kühne Erfindung den ersten Platz unter allen Nationen sichern wollte, darf wohl erwarten, dass ihn sein Volk auch jetzt nicht im Stich lässt. Auch die »Württemberger Zeitung« ist sich bewusst, dass sie nur eine nationale Ehrenpflicht erfüllt, wenn sie sich ebenfalls in den Dienst der guten Sache stellt, darum haben wir uns entschlossen, eine Sammlung zu eröffnen, für die wir alle Stuttgarter, alle Schwaben und alle Deutsche um Beiträge herzlich bitten. Die »Württemberger Zeitung« leitet die Sammlung durch Zeichnung eines Beitrages von 1000 Mark ein. Jeder Beitrag, auch der kleinste, wird entgegen genommen.« Dieser Aufruf verfehlte seine Wirkung nicht!
    Keine 24 Stunden später vermeldete Zeppelins Sekretär Ernst Uhland mit ungläubigem Staunen, dass bei den verschiedensten Spendenaktionen über 300.000 Mark zusammen gekommen waren. Zwei Tage nach dem Unglück – auch König Wilhelm II. von Württemberg hatte aus seinem privaten Vermögen 20.000 Mark überweisen lassen – waren es schon 600.000 Mark. Die Reichsregierung beschloss, dass von den für die Dauerfahrt in Aussicht gestellten Geldern sofort 500.000 Mark an Zeppelin auszuzahlen seien, denn »er hat bewiesen, dass er sein Luftschiff viele hundert Kilometer in der Luft beliebig lenken sowie Abstiege und Aufstiege unternehmen kann und damit im Prinzip die ihm gestellte Aufgabe gelöst hat. Dass er die bestimmte Stundenzahl nicht erreichte, ist ein nebensächliches Moment. Die Vernichtung des Luftschiffs kann die Erfolge des Generals nicht in den Schatten stellen.« Am 7. August erschien dazu der Aufruf zu einer Volksspende »für den Grafen Zeppelin zum Bau eines neuen Luftschiffs«, der vom kaiserlichen Kronprinzen Wilhelm als Ehrenpräsident unterzeichnet war und sogar der Kaiser selbst, der dem Grafen doch meist eher reserviert gegenüber gestanden hatte, telegraphierte nun nach Friedrichshafen: »Ich höre zu meinem aufrichtigen Bedauern, dass Ihr Ballon vom Gewitter zerstört wurde und spreche Ihnen bei diesem überaus unglücklichen Missgeschick meine herzlichste Teilnahme umso mehr aus, als ich und ganz Deutschland allen

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