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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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der Nebel, der sich wie ein undurchdringliches weißes Leichentuch über die Landschaft breitete, machte die Fahrt zu einem wahren Lotteriespiel. Quälend langsam kam das Luftschiff voran. Und obwohl sie sich aus guten Gründen besonders warm gekleidet hatten, froren die Männer in den offenen Gondeln schon nach einer halben Stunde jämmerlich. Ihre Mützen, Schnurrbärte, ja selbst die Instrumente waren mit Raureif bedeckt! Und der Nebel wurde immer undurchdringlicher! So dicht, dass man noch nicht einmal mehr bis zur hinteren Gondel sah. Die Hälfte des Luftschiffs war in der Nebelsuppe verschwunden! Nur gedämpfte Geräusche drangen nach vorne und erstickten im lauten Dröhnen der Motoren, die auf höchster Drehzahl gegen den heftigen Wind ankämpften – und dennoch ging es kaum vorwärts. Ein unheimliches Gefühl! In welcher Höhe lag Donaueschingen? Genau 686 Meter. Wie hoch waren die höchsten Berge auf der Baar? 977 Meter der Hohenlupfen, der Himmelberg bei Öfingen 941 Meter. Aber nirgendwo ragte eine Landmarke aus dem Nebelmeer!
    »Bitte um Erlaubnis zum Hochsteigen auf 900 Meter!« rief Hacker dem Grafen zu, der mit dem vereinbarten Handzeichen den Wunsch des Steuermanns bestätigte.
    Doch auch auf dieser Höhe wurde es nicht besser. »Eine einzige dicke Erbsensuppe«, brummte Hacker. »Ich halte weiter Kurs Nordnordwest!« Unbedingt mussten sie die beiden Berge auf der Steuerbordseite liegen lassen. Leichter gesagt, als getan. Kein Orientierungspunkt am Himmel, dazu die seitliche Abtrift, die Hacker nur grob schätzen konnte. »Eigentlich müssten wir nur noch 15 Kilometer von Immendingen entfernt sein. Mit Glück schaffen wir das in einer knappen halben Stunde.« Die Antwort des Freiherrn von Bassus bestand aus einem knappen Kopfnicken, während er seine Hände tief in den Taschen des Pelzmantels vergaben hielt. Auch der Kronprinz schien jämmerlich zu frieren. »Wo sind wir eigentlich genau?« presste er schlotternd zwischen den Zähnen hervor.
    Doch bevor Hacker eine Antwort geben konnte, ertönte ein lauter Alarmruf des Grafen Zeppelin. »Sofort Backbord!« Wie aus dem Nichts war plötzlich eine waldbestandene Bergkuppe rechts von dem Luftschiff aus dem Nebel aufgetaucht, die ihnen scheinbar unaufhaltsam entgegenraste. Hacker drehte das Steuer in die gewünschte Richtung und schätzte gleichzeitig mit dem erfahrenen Auge des jahrzehntelangen Steuermanns die Distanz zwischen Berg und Luftschiff. »Keine Sorge, Exzellenz. Wir sind weit genug von dem Berg entfernt. Da kann uns nichts passieren. Immerhin kann ich dank dieses Gipfels endlich wieder unsere Abtrift berechnen und unsere genaue Lage bestimmen. Ja, genau!« nickte er gleich darauf zufrieden. »Wir sind hier, Majestät«, deutete er mit dem Handschuh auf einen Punkt der Landkarte, während kleine Eiskristalle leise auf das Papier rieselten. »Kurz vor Immendingen.«
    »Da drüben sind nun zwei Bergkuppen zu sehen, die aus dem Nebel ragen«, wies Bassus mit dem Kinn in die Richtung, in der sich laut Hackers Berechnung der Hohenlupfen und der Himmelberg befinden mussten.
    Kurz vor 13 Uhr war er sich ganz sicher. Jetzt waren sie im Donautal angelangt. »Wir müssten nun direkt über Immendingen sein, Exzellenz. Erbitte die Erlaubnis, tiefer gehen zu können.«
    Zeppelin beäugte ihn zweifelnd, dann richtete er eine fragenden Blick auf Dürr, dessen schwarzer Vollbart längst mit Raureif überzogen war. Dürr nickte, worauf der Graf noch einmal tief durchatmete, bevor er sich entschloss, der Bitte des Steuermanns Folge zu leisten. »Nun gut. Wir gehen langsam hinunter.«
    Eine quälend lange Minute verstrich, in der sie durch den feuchten Nebel langsam herunter sanken, während sie die Motoren weiter auf voller Fahrt voraus arbeiten ließen. Hacker spürte sein Herz vor lauter Anspannung immer heftiger pochen. Was, wenn er sich doch getäuscht hatte? Angesichts der widrigen äußeren Bedingungen wäre das ja kein Wunder. Aber … was dann?
    »Da unten wird es lichter. Wir sind durch! Eine Wiese!« nahm jetzt sogar Bassus die Hände aus der Manteltasche und deutete auf das Gelände unter ihren Füßen, das allmählich klarere Konturen annahm. »Und das da, die beiden Metallstreifen: das ist eine Eisenbahnstrecke.«
    »Das müsste die Linie Donaueschingen – Tuttlingen sein«, kommentierte Hacker trocken, während er innerlich jubilierte.
    »Da drüben kommt ein Gebäude ins Blickfeld.«
    Rasch griff der Steuermann zum Fernglas. Auf der einen

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