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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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im Sonnenlicht hoch über ihm am stahlblauen Herbsthimmel. Es wird seinen Eindruck nicht verfehlen.«
    »Und dazu noch mit Seiner Kaiserlichen Hoheit hier an Bord. Hacker: wir gehen tiefer.«
    Während sie den Hofzug nun in geringerer Höhe passierten, präsentierten sich Zeppelin und sein kaiserlicher Fahrgast an der Gondelwand, zogen ihre Mützen und grüßten militärisch.
    Über dem Bahnhof warf der Kronprinz einen Brief an seinen Vater ab, in dem er ihm mit enthusiastischen Worten die ersten Eindrücke seiner Luftfahrt schilderte. Gleichzeitig wurden jetzt auch die Brieftauben aus ihren Käfigen gelassen, die in ganz Deutschland die Nachricht von dem wundervollen Zusammentreffen in Donaueschingen verbreiten würden.
    Inzwischen war der Kaiser mit seiner Delegation vor dem Schloss der ehemaligen fürstenbergischen Residenzstadt angekommen: die Parade zu Ehren Seiner Majestät konnte beginnen, stolz begleitet von dem nicht minder majestätischen Luftschiff, das bei prachtvollstem Kaiserwetter ruhig über den Köpfen der Ehrengäste patroullierte. In strammer Haltung erwies ihnen der Kaiser die Ehre und grüßte hinauf – Graf Zeppelin und der Kronprinz grüßten stolz herab. Dann drehte das Luftschiff ab und nahm Kurs auf Richtung Südosten zum Bodensee, verfolgt von den nach wie vor staunenden Blicken der höchsten Würdenträger des Kaiserreichs. Erst als der kleine, silbrig glänzende Punkt am Horizont völlig verschwunden war, konnte der Empfang des Kaisers durch seinen Verwandten, den Fürsten von Fürstenberg, im Schloss seinen gewohnten Verlauf nehmen.
    Erfüllt von tiefster Zufriedenheit steuerten sie zurück zu ihrem Heimathafen. Zum guten Glück war der Nebel auch im Süden inzwischen verschwunden, so dass die Navigation keine Probleme mehr bereitete. Lange Zeit sprach niemand der frierenden Männer in den Gondeln ein Wort. Viel zu stark nahm sie noch dieses wahre Wechselbad der Eindrücke und Gefühle in Beschlag, das sie am heutigen Tag hatten durchleben und erleben dürfen.
    Es war gerade 17 Uhr geworden – längst war die Sonne hinter dem Säntis verglüht und Dunkelheit hatte sich über den Bodensee gesenkt – als sich der neben Hacker stehende Kronprinz leise räusperte.
    »Das ist wundervoll! Und wie Sie diese Orientierung geschafft haben! Ich nehme an, wir sind exakt auf Kurs, nicht wahr?«
    »Sicherlich, Kaiserliche Hoheit! Gerade befinden wir uns über Konstanz. Sehen sie die Lichter dort drüben an Backbord? Die sind vom Schloss auf der Insel Mainau.«
    »Schön! Ob ich wohl auch einmal das Steuer übernehmen dürfte?«
    Überrascht hob Hacker seinen Kopf und warf dann einen verstohlenen Blick zu Dürr hinüber, der die Frage ebenfalls gehört haben musste. Der Oberingenieur blinzelte kurz zurück. »Ja, gerne, Kaiserliche Hoheit«, machte Hacker darauf seine Position an den Steuerrädern frei. »Wenn Sie sich zum Navigieren an den Lichtern dort vorne orientieren wollen, Hoheit. Das sind die Lichter von Immenstaad, darauf müssen wir zuhalten.«
    Voller Stolz übernahm der Kronprinz den Platz des Steuermanns und lenkte das riesige Schiff problemlos durch den Nachthimmel. »Das ist wunderbar. Das werde ich nie vergessen«, strahlte er über das ganze Gesicht, während Ferdinand von Zeppelin das Geschehen von der Rückwand der Gondel aus mit tiefer Zufriedenheit beobachtete. »Oh, entschuldigen Sie bitte vielmals, Kaiserliche Hoheit«, ertönte plötzlich ein lauter Ausruf neben dem Steuerrad. Er kam von Hacker, der peinlich berührt seine rechte Hand vor das Gesicht schlug, während er mit der linken Hand weiterhin eine Taschenlampe umklammerte und deren Lichtkegel auf seine Füße richtete. »Ich habe noch gedacht, dass da irgendetwas auf dem Boden herumliegt, auf das ich die ganze Zeit getreten bin. Dabei … dabei waren es Ihre Füße, Kaiserliche Hoheit! Ich … ich wollte Ihnen nicht auf die Füße treten!«
    Der Kronprinz machte eine wegwerfende Handbewegung, während er das Steuerrad weiter fest umklammert hielt. »Das macht nichts. Ich bin es gewohnt, dass man mir auf die Füße tritt!«
    Kurz nach 18 Uhr lag »LZ 3« wieder ordentlich vertäut in der Schwimmhalle vor Manzell. Beim Ausstieg aus dem Dampfboot, das die Mannschaft wieder zum Hafen nach Friedrichshafen befördert hatte, bedankte sich der nach wie vor glückselig lächelnde Thronfolger mit wärmsten Worten bei Georg Hacker für dessen Bereitschaft, ihm tatsächlich das Steuer des Luftschiffs anvertraut zu haben und wenige

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