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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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diesen Tagen und Wochen an Beobachtungen hatte machen können, schien es ihm auch auf der Südstaatenseite nicht minder chaotisch und ohne klare Strategie vonstatten zu gehen wie bei der Nordstaatenarmee. Weder hier noch dort schien man über einen klar definierten Plan zu verfügen, um dem Feind entscheidend zu begegnen, ein paar überfallartige, aus der Gunst des Augenblicks heraus begonnene Reiterattacken, damit war das taktische Pulver auch bereits verschossen.
    Neue, womöglich gar nutzbringende, Erkenntnisse waren also kaum mehr zu erwarten und so beschloss Ferdinand, seinen Horizont dann lieber auf einem anderen Gebiet zu erweitern, indem er sich einer Expedition anschloss, bei der zwei Russen mit Hilfe von zwei indianischen Helfern den Mississippi erkunden wollten und womöglich gar bis zu den noch unentdeckten Quellen des riesigen Stromes vorzustoßen gedachten. Voller Begeisterung hatte er das Angebot angenommen, den Geheimnissen des amerikanischen Kontinents auf die Spur zu kommen – und wenn sie das Quellgebiet auch niemals erreichten, so war es alles in allem doch ein herrliches Abenteuer für den 25-jährigen unternehmungslustigen Zeppelin gewesen, das er zeitlebens weder vergessen würde, noch hätte missen wollen. Durst, Hunger, Hitze, Kälte und zahlreiche gefährliche Begegnungen mit wilden Tieren: das Leben in der Wildnis erwies sich als gewaltige Herausforderung, die selbst einem jungen Soldaten mehr an Durchhaltevermögen abverlangte, als man ihm das jemals während seiner Militärausbildung hatte beibringen können. Allein das Schlafen unter freiem Himmel: so ungewohnt und unbequem es in den ersten Nächten auch gewesen war, in denen er kein Auge hatte schließen können, so schwer fiel ihm hinterher die Umstellung in einem richtigen Bett, das sich zu allem Übel auch noch in einer stickigen Schlafkammer befand!
    Von dieser Warte aus betrachtet hatten sich die Strapazen der Expedition also durchaus gelohnt: als beste Schule für sämtliche Anforderungen, die das Leben noch für ihn bereit halten würde. Seit seiner Reise zu den Quellen des Mississippi konnte einen Ferdinand von Zeppelin nichts mehr aus der Bahn werfen. Gar nichts!
    Ausgestattet mit einem neuen Erfahrungsschatz kehrte er wieder zur Nordstaatenarmee zurück – im Grund genommen nur noch, um sich von seinen freundlichen Gastgebern zu verabschieden. Doch ausgerechnet jetzt, zu einem Zeitpunkt, an dem er keinerlei Erwartungen über irgendwelche militärischen Erkenntnisgewinne mehr hegen mochte, wurde er zum begeisterten Zeugen einer faszinierenden Operation. Um die Bewegungen hinter den feindlichen Linien besser beobachten zu können, hatten einige findige Köpfe Heißluftballons in den Himmel steigen lassen. Einige von Ihnen waren zwar vom Feind abgeschossen worden, anderen jedoch war es mit geschickten Manövern aber tatsächlich gelungen, den Gegner auszuspionieren. Eine wunderbare Idee! Besser konnte man militärische Aufklärung ja gar nicht betreiben! Anstatt auf dem Landweg in irgendwelche Hinterhalte zu geraten, boten die Ballone einen grandiosen Überblick über die tatsächliche Lage an der Front – und auch, wie es im Hinterland beispielsweise mit der Versorgung aussah. Womöglich könnte man diese Spionageballone auch mit zielsicheren Schützen ausstatten und somit den Feind aus der Luft in die Bredouille bringen!
    Am 19. August 1863 gelang es dem von dieser Technik vollkommen begeisterten Zeppelin, selbst in einem solchen Ballon mit aufsteigen zu dürfen und sich einen Überblick zu verschaffen. Es war gigantisch! Seine kühnsten Erwartungen wurden übertroffen. Und egal, wie viele Salven man auf die Insassen im Ballonkorb von unten auch abfeuerte: sie befanden sich in viel zu großer Höhe, um ernsthaft in Gefahr zu geraten – und schafften es schließlich auch, wieder sicher hinter der eigenen Frontlinie zu landen.
    Dieses Erlebnis würde er für alle Zeiten im Gedächtnis bewahren. Ach – von wegen im Gedächtnis! In seinem Herzen! Nun hatte sich sein Besuch in Amerika also doch noch gelohnt – auch in militärtechnischer Hinsicht. Selbst wenn diese Ballone natürlich viel zu abhängig von den Winden agierten und durch ihre fehlende Lenkbarkeit viele Gefahren für die Besatzung mit sich brachten: es war und blieb eine faszinierende neue Möglichkeit der Spionage, wenn nicht gar der Kriegsführung im Allgemeinen, die sich dem staunenden Zeppelin plötzlich eröffnet hatte. Er würde die Dinge im Auge behalten

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