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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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gehörte, der Tante gegenüber seine Hochzeitspläne zaghaft angedeutet, da gab sie ihm auch schon mit unmissverständlichen Worten zu verstehen, dass eine solche Verbindung niemals zustande kommen könne. Denn ihr verstorbener Ehemann habe in seinem Testament vorsorglich sein Veto gegen eine Ehe seiner Tochter mit einem engen Verwandten eingelegt. Und diese Verfügung treffe im Fall von Cousin und Cousine ja eindeutig zu. Ferdinand vermeinte, der Boden unter seinen Füßen sei plötzlich ins Wanken geraten. Ein Blitz aus heiterem Himmel! Niemals hatte er mit einer solchen Entwicklung gerechnet. All sein Denken und Fühlen war doch wie selbstverständlich auf diese Verbindung ausgerichtet gewesen! Kummer und Schmerz bestimmten sein Denken. Unfähig zu irgendeinem anderen Gedanken als jenem an die schmachvolle Zurückweisung zog er sich tagelang in seine Kammer zurück, um den gewaltig schweren Schlag zu verarbeiten, der ihn so gänzlich unvorbereitet getroffen hatte. Es war ja nicht nur das väterliche Veto, das ihm zu schaffen machte, sondern auch die eindeutig ablehnende Verhaltensweise, mit der ihm die Angebetete bei den letzten Besuchen gegenüber getreten war. Mit einem Schlag war das Leben öde und bitter geworden. Eine dunkle Leere verbreitete sich in seinem Kopf. Noch nicht einmal Ely sah sich dazu imstande, den Liebeskummer ihres untröstlichen Bruders zu lindern. Es dauerte Wochen, bis er wieder ansprechbar war und sich auf Gespräche einließ. Aber Ferdinands Gemüt war tief verletzt. Auf Jahre hinaus sollte er noch wegen seiner verschmähten Liebe leiden. Umso mehr stürzte er sich nun auf seine Aufgaben als Adjudant des Königs und militärischer Berater.
    In der schwelenden Auseinandersetzung mit Preußen war es inzwischen genau so gekommen, wie es wohl zwangsläufig hatte kommen müssen: mit Akribie und Raffinesse hatte Bismarck in zahlreichen Geheimverhandlungen die notwendigen Bündnisse geschlossen, um schließlich gegen den Deutschen Bund unter der Führung Österreichs losschlagen zu können. Im Juni 1866 hatte Preußen den Krieg vom Zaun gebrochen. Württemberg, als Verbündeter Österreichs, befand sich jetzt im Kriegszustand! Ferdinand von Zeppelin, im März zum Hauptmann befördert, war zum Führungsstab der württembergischen Felddivision abkommandiert worden und musste in seiner neuen Funktion mit wachsender Besorgnis registrieren, wie schlecht es im Hinblick auf Taktik und Moral um die württembergischen Truppen stand. Ganz im Gegensatz zu den Preußen, die eine Schlacht nach der anderen für sich entscheiden konnten. Nur vier Wochen nach Kriegsausbruch, am 3. Juli 1866, hatte die österreichische Armee bei Königgrätz in Böhmen eine verheerende Niederlage erlitten – im Grunde genommen war der Krieg damit bereits beendet. Doch auch die folgenden Gefechte sollten sich für die hoffnungslos unterlegenen Württemberger noch als fatal genug erweisen.
    Der junge Graf Zeppelin, der das Unheil schon mehrere Tage zuvor unaufhaltsam auf seine Truppen zukommen sah, hatte mit dem Mut der Verzweiflung noch versucht, die Verteidigungsreihen zu organisieren, als es am 14. Juli nach dem Gefecht bei Aschaffenburg zu einem überstürzten Rückzug kam, bei dem die Preußen bereits einen Keil zwischen die Hessen und die mit ihnen verbündeten Württemberger getrieben hatten, in dem sie die Mainbrücken unter ihre Kontrolle brachten. Es blieb ihm nur noch eine Möglichkeit, um die Verbündeten über die Lage zu informieren: er musste den direkten Weg wählen: den Weg durch den Main. Und das nach einem brütend heißen Sommertag, an dem er schon stundenlang im Sattel gesessen hatte. Aber was tun? Es gab keine andere Möglichkeit! In voller Uniform, den hohen Reitstiefeln und zusätzlich mit dem schweren Säbel am Gürtel, sprang der Hauptmann mit dem Mut der Verzweiflung einfach in den Fluss und versuchte, den Main zu durchschwimmen. Auf halber Länge schwanden ihm die Kräfte. Was tun? Wie konnte es ihm noch gelingen, das rettende Ufer zu erreichen? Vielleicht waren es die Erfahrungen aus seinem Mississippiabenteuer, die ihn trotz aller aufsteigenden Panik ruhig und gefasst nach einer Überlebensmöglichkeit fahnden ließ. Ja! Das war es! Seine letzte Chance! Ausatmen. Sich langsam auf den Grund des Flusses sinken lassen, der Gott sei Dank an dieser Stelle im Sommer nicht allzu tief war. Noch einmal ausatmen. Den Grund erreichen – und sich dann mit aller Kraft abstoßen. Vorwärts kommen. An die

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