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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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wohlwollend gegenüber. Ich war im Frühjahr selbst dabei, als er das gesagt hat. Also bitte: setz dich hin und schreibe den Brief. Sonst findest du keine Ruhe.«
    »Fragt sich nur, vor wem ich sonst keine Ruhe finde«, schmunzelte Zeppelin, der seine Fassung inzwischen einigermaßen wiedergefunden hatte. »Du hast schon recht, Bella. Ich muss es mir von der Seele schreiben – und vielleicht bewirkt dieser Brief ja tatsächlich etwas.«
    Die neu erwachte Hoffnung der beiden erfuhr schon bald einen gewaltigen Dämpfer. Zwar stand König Wilhelm dem Vorhaben nach wie vor höchst aufgeschlossen gegenüber und hatte sich persönlich beim Kaiser für eine finanzielle Unterstützung Zeppelins eingesetzt, doch dieser mochte lediglich eine Beihilfe von 6.000 Mark zur Verfügung stellen. Eine lächerliche Summe angesichts der enormen Kosten, die Zeppelin schon entstanden waren. Damit hatte der Kaiser in überdeutlicher Art und Weise zum Ausdruck gebracht, wie wenig Interesse er den Luftschiffplänen des Württembergers entgegen brachte. Die Ernüchterung, die diese rüde Geste bei dem Grafen auslöste, war enorm. »Ich brauche mindestens 800.000 Mark, um das Luftschiff zu bauen, und dann speist mich der Kaiser mit gerade einmal 6.000 Mark ab. Das ist lächerlich!«
    Auch König Wilhelm II. zeigte sich betroffen und ermunterte Zeppelin, nun eben den Weg über persönliche Unterstützer aus Württemberg zu gehen, zu denen auch er selbst gerne gehören wolle. Mit Hilfe von Anteilsscheinen von 20 Mark bis zu mehreren tausend Mark müsste es doch möglich sein, in der württembergischen Bevölkerung eine breite Schar an Sponsoren zu finden, um das schwäbische Luftschiff zu realisieren. Schließlich gab es dank der fortschreitenden Industrialisierung im Königreich inzwischen zahlreiche wohlhabende Unternehmer, die mühelos einige tausend Mark investieren konnten, ohne dadurch schlaflose Nächte befürchten zu müssen. Es war beinahe schon eine Frage der Ehre, wenn doch tatsächlich sogar König Wilhelm und dessen Familie mit ihrem Privatvermögen Anteile zeichneten. Doch auch diese so hoffnungsvoll begonnene Initiative zeitigte nicht den gewünschten Erfolg: bis auf einige Freunde ließ sich kaum ein Unternehmer bewegen, in dieses unsichere Geschäft zu investieren. Zumal den »Luftgrafen« ja längst ein alles andere als schmeichelhafter Ruf umgab – mit wem auch immer man sich in den einschlägigen Unternehmerkreisen und erst recht beim Militär auch unterhielt: alle Welt sah den Grafen Zeppelin nur noch mitleidsvoll als Spinner an. Als den Narren vom Bodensee, der viel eher ein Fall für die Irrenanstalt war, als ein hoffnungsvoller Pionier der Luftfahrt. »Mit Ach und Krach habe ich Zusagen über 100.000 Mark zusammen bekommen. Das reicht vorne und hinten nicht aus«, konstatierte der Graf zu Beginn des Jahres 1896 zerknirscht. »Und dennoch: ich werde nicht locker lassen! Schon deshalb nicht, weil ich den König nicht enttäuschen will, der wie ein Fels in der Brandung auf meiner Seite steht.«
    »Und was willst du nun unternehmen? Wie mir scheint, hast du bereits wieder einen Plan ausgearbeitet«, musterte ihn Bella mit einem neugierigen Blick.
    »Allerdings«, nickte ihr Ehemann entschlossen. »Ich werde nun auch in wissenschaftlicher Hinsicht den Stier bei den Hörnern packen und mich sozusagen direkt in die Höhle des Löwen begeben …«
    »… und das heißt?«
    »Das heißt, dass ich für Februar mit dem Verein Deutscher Ingenieure einen Vortrag in Stuttgart vereinbart habe, bei dem sich alle Experten einmal aus erster Hand direkt über mein Vorhaben und meine Berechnungen informieren können. Ich freue mich auch schon auf die Diskussion, die ich anschließend mit den Herren führen werde, denn endlich kann ich allen Bedenken und allen Zweifeln dann sofort entgegen treten.«
    »Das wäre in der Tat schön. Wenn du die Ingenieure überzeugen kannst, dann müsste dir die Unterstützung der Industrie ja wirklich sicher sein. Dann kann dich niemand mehr als Spinner und Phantasten bezeichnen.«
    »Genau deshalb kann ich es kaum noch erwarten, bis ich meine Pläne endlich vorstellen kann.«
    Auf der Eisenbahnfahrt nach Stuttgart war der Graf in seinem Zugabteil mit einem anderen Fahrgast ins Gespräch gekommen. Dabei kam die Rede naturgemäß auch auf die Luftschiffe. Während Ferdinand von Zeppelin seinem sichtlich skeptischen Gegenüber die Vorzüge der Luftschiffe in den leuchtendsten Farben schilderte, blieb der

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