Ferdinand Graf Zeppelin
versprichst mir hoch und heilig, dass dir nichts passieren wird?« schmiegte sich Bella noch enger an ihn. »Ein Leben ohne meinen geliebten Männi: das kann ich mir einfach nicht vorstellen.«
»Das brauchst du dir auch gar nicht vorzustellen«, erwiderte er leise. »Mir wird nichts passieren. Ich werde am Leben bleiben. Ganz sicher.«
»Versprich es mir!«
»Ich verspreche es dir!«
Ende des Jahres 1897 nahm Zeppelin einen vorsichtigen Kontakt mit Carl Berg in Lüdenscheid auf. Also mit jenem Aluminiumfabrikanten, in dessen Werk bekanntlich die Hülle des Schwarz’schen Luftschiffs hergestellt worden war. Er hatte sich inzwischen endgültig dafür entschieden, ebenfalls den neuartigen Werkstoff für die Gerippeträger seines Luftschiffs zu verwenden, da das Aluminium im Vergleich zu Eisen um ein vielfaches leichter war. Auch Holz kam für ihn aus mancherlei Gründen nicht in Frage. Freilich war die Herstellung von Aluminium nicht nur sehr aufwendig und teuer, dazu gab es kaum Firmen in Deutschland, die eine Herstellung in großem Maßstab beherrschten. Carl Berg hatte seine Leistungsfähigkeit am Schwarz’schen Luftschiff unter Beweis gestellt. Ihn galt es nun, für eine Zusammenarbeit mit Zeppelin zu gewinnen. »Das würde ich auch liebend gerne machen, Exzellenz«, beschied ihn Berg gleich zu Beginn ihrer Begegnung, breitete dann jedoch mit einer entschuldigenden Geste die Arme weit aus. »Allein, mir sind die Hände gebunden. Ich darf ihnen leider kein Aluminium zum Bau eines Luftschiffs liefern.«
Zeppelin staunte nicht schlecht über diese mehr als eigenartige Aussage. »Aber weshalb denn nicht? Wer will ihnen das verbieten?«
»Schlichtweg die Nachfahren von dem Herrn Schwarz. Der Schwarz hat mir seinerzeit mit dem Liefervertrag auch die schriftliche Zusage abgerungen, kein Konkurrenzprodukt mit meinem Aluminium auszurüsten. Selbst dann nicht, wenn es sich, wie im Falle Ihres Luftschiffes, Exzellenz, ja noch nicht einmal um eine Hülle aus Aluminium handeln soll, sondern nur um Streben und Träger. Aber Luftschiff ist eben Luftschiff …«
»… und Schwarz ist gestorben!« fiel ihm Zeppelin impulsiv ins Wort. »Dieser Hinderungsgrund ist mit dem Tod von Schwarz also doch wohl entfallen.«
Berg zuckte bedauernd mit den Schultern. »Leider nein, Exzellenz. Denn es sind ja noch die Nachfahren da. Die Witwe und die Tochter. Und allem Anschein nach will man die Angelegenheit weiter verfolgen. Die Auskünfte, die ich diesbezüglich erhalten habe, sind jedenfalls eindeutig: nach wie vor ist es mir vertraglich untersagt, mein Aluminium an einen Konkurrenten zu liefern. So gerne ich es in Ihrem Fall auch täte.«
»Aber das glauben Sie doch selber nicht!« Für einen kurzen Moment war Zeppelin aus der Fassung geraten. »Dass eine junge Frau zusammen mit ihrer minderjährigen Tochter ein Luftschiff bauen will, eine solche Behauptung nimmt Ihnen doch niemand ab!«
»Noch einmal, Exzellenz: ich möchte Sie keineswegs an der Nase herumführen und würde wirklich sehr gerne mit Ihnen zusammen arbeiten. Denn erstens wären Sie ein wesentlich seriöserer Kunde als der Schwarz, dem ja seinerzeit bei seinen Versuchen in Russland, wie man inzwischen hört, der Boden unter den Füßen zu heiß geworden ist – und zweitens scheinen mir Ihre Planungen für ein Luftschiff, so wie ich sie am heutigen Morgen zur Kenntnis nehmen durfte, doch eindeutig vielversprechender zu sein, als das Schwarz’sche Modell. Aber dennoch: Vertrag ist leider Vertrag …« er stockte kurz, um Zeppelin danach mit einem vieldeutigen Augenzwinkern den Hinweis auf seinen gleich folgenden, entscheidenden Zusatz zu geben, »… freilich habe ich den Eindruck gewonnen, dass die Mittel der Familie ziemlich erschöpft sind. So reich der Schwarz als Holzhändler auch gewesen sein mag, so eindeutig sind die Hinweise, dass er anscheinend sein ganzes Vermögen in das Luftschiff gesteckt hat. Mit anderen Worten: die Witwe braucht Geld!«
Wieder legte er eine Pause ein, um die Wirkung seiner Worte damit zu unterstreichen.
Zeppelin hatte sofort begriffen, worauf Berg hinaus wollte. »Sie meinen … wenn ich der Witwe Schwarz folglich ein Angebot machen würde … wenn ich ihr beispielsweise die Patentrechte abkaufen würde … obwohl mir eigentlich gar nicht viel Nutzen aus dieser Konstruktion entstehen kann …«
»… bis auf die Lieferrechte für das Aluminium«, unterbrach ihn Berg, um dessen Mundwinkel ein listiges Lächeln spielte.
»… bis
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