Ferdinand Graf Zeppelin
Wie gesagt: unserer Zustimmung dürfen Sie gewiss sein.«
So befremdlich Zeppelin dieser Vorschlag auch erschienen war, so klar und eindeutig war die Aussicht, im Hinblick auf den baldigen Bau eines Versuchsluftschiffes nun endlich die finanzielle Unterstützung des Staates zu bekommen. »Meinen Sie, ich dürfte mit der Zusage für einen Höchstbetrag von 20.000 Mark rechnen, Herr Professor?« »Aber sicher, ja. Scheiben Sie Ihren Antrag am besten noch im Laufe dieser Woche, Exzellenz. Denn erfahrungsgemäß dauert es dann ohnehin wieder mehrere Wochen, bis die Dinge endgültig geregelt sein werden. So sind sie eben, die Bürokraten«, setzte Helmholtz seufzend noch hinzu.
Es dauerte wesentlich länger. Die Wochen verstrichen – und nichts tat sich. Nicht das Geringste!
»Diese ewige Warterei!«
»Aber der Herr Professor Helmholtz hat dich doch schon vorgewarnt, dass es länger dauern kann«, versuchte Bella, die verständliche Ungeduld ihres Mannes zu zügeln.
»Dennoch: das alles kann doch nicht so unendlich lange dauern. So viel Arbeit ist das doch nicht – zumindest einen Zwischenbescheid hätten sie mir ja schon einmal erteilen können. Beispielsweise, dass man meine Eingabe erhalten und sie inzwischen der Kommission vorgelegt habe. Wenigstens das.«
»Dann wende dich am besten doch einmal direkt an Professor Helmholtz. Du sagst ja, er sei dir sehr positiv gegenüber getreten.«
»Nun ja, am Ende schon«, wiegte Zeppelin skeptisch seinen Kopf. »Aber zunächst einmal hat selbst er sich von den Einwänden des Professors Müller-Breslau beeindrucken lassen, der auch im Hinblick auf die Form meiner Luftschiffe immer wieder Bedenken geäußert hatte. Eine tränenartige Form sei derjenigen vorzuziehen, die ich skizziert hätte, hat er immer wieder behauptet und dies mit den Bedingungen verglichen, die in der Schifffahrt anzutreffen sind. Mir ist freilich völlig schleierhaft, wie sich ein Mann vom Schlage eines Helmholtz überhaupt auf eine solche Argumentation einlassen konnte. Als wenn in der Luft genau dieselben Bedingungen vorherrschten, wie im Wasser! Abstrus!«
»Es geht um diese herrliche Zigarrenform, nicht wahr«, erkundigte sich Bella. »Also mir persönlich erscheint sie wunderbar geeignet, obwohl ich natürlich über keine physikalischen Kenntnisse verfüge. Aber was ist nach Meinung von Helmholtz an der Tränenform besser?«
»Das möchte ich auch wissen«, knurrte Zeppelin. »Nun gut, immerhin hat er ja schließlich doch noch eingelenkt und sich uneingeschränkt für meine Pläne ausgesprochen. Mein Entwurf sei so bedeutend, dass daraus auf alle Fälle etwas gemacht werden müsse. Hat er wortwörtlich gesagt.« »Dann wäre es vielleicht sinnvoll, wenn du einmal den direkten Kontakt mit ihm suchen würdest. Am besten, du fährst persönlich zu Professor Helmholtz nach Berlin und schilderst ihm die Lage: dass überhaupt nichts voran geht. Ein Mann mit seiner Reputation und seinem Einfluss dürfte wohl in der Lage sein, die Dinge zu beschleunigen.«
Zeppelin verzog sein Gesicht zu einer schmerzlichen Grimasse. »Daran hatte ich auch schon gedacht. Nur habe ich in der vorigen Woche erfahren müssen, dass der alte Helmholtz schwer erkrankt ist und man inzwischen mit dem Schlimmsten rechnen muss. Mir bleibt also nichts anderes übrig, als weiter zu warten – und zu befürchten, dass Müller-Breslau mit seiner Skepsis die Oberhand in der Kommission gewinnt. Es ist zum Verrücktwerden. Dieses Ausgeliefertsein. Dieses Gefühl, nichts machen zu können …« »Wenn du sowieso nichts tun kannst, dann ist es doch vielleicht besser, wir fahren für ein paar Tage nach Girsberg, anstatt hier in Stuttgart Däumchen zu drehen. Am Bodensee kannst du dich schließlich besser entspannen als hier und vielleicht sogar ein bisschen zur Ruhe kommen …«
»… zur Ruhe kommen!« sprudelte es aus ihrem Mann spontan heraus. »In einer solchen Situation, wo das Ziel einerseits zum Greifen nahe ist – und du dann doch wieder das Gefühl hast, es nie erreichen zu können! Aber du hast trotz allem recht, meine liebe Bella: lass uns nach Girsberg fahren und die herrliche Landschaft dort genießen. Etwas anderes kann ich ja doch nicht machen.«
Zeppelin sollte mit seiner Skepsis recht behalten. Am 14. Juli war die Kommission wieder zusammengetreten, ohne ihn zu der Sitzung einzuladen. Und so kam es, wie es hatte kommen müssen: Müller-Breslau konnte sich mit seinen statischen Bedenken durchsetzen. Das bedeutete: die
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