Ferdinand Graf Zeppelin
auf die Lieferrechte für das Aluminium«, wiederholte Zeppelin nachdenklich. »Und gesetzt den Fall, ich würde das Patent erwerben können … Dann wären Sie bereit, einen Vertrag mit mir zu schließen?«
»Dann wäre ich mit Freuden dazu bereit und müsste auch keinerlei rechtliche Konsequenzen befürchten.«
»Nun gut, dann werde ich die Sache also angehen«, nickte der Graf entschlossen. »Wenn Sie mir freundlicherweise die Anschrift der Witwe Schwarz überlassen könnten …« »… nichts lieber als das, Exzellenz. Ich bin mir sicher, sie werden erfolgreich sein. Denn wer außer Ihnen glaubt schon an das starre System. Der Preis wird also nicht allzu hoch liegen.«
»Endlich ist es also einmal von Vorteil, dass ich von Zweiflern und Skeptikern umzingelt bin«, lächelte Zeppelin. »Es ist schon erstaunlich, wie das Leben manchmal so spielt.«
Zeppelins Vorhaben glückte. Um einen akzeptablen Preis konnte er der Witwe Schwarz das Patentrecht am Luftschiff ihres verstorbenen Mannes abkaufen – und damit war der Weg frei für eine enge und erfolgreiche Zusammenarbeit mit Carl Berg, die bis zu dessen Tod anhalten sollte und die danach durch Bergs Schwiegersohn und Firmennachfolger Alfred Colsman eine nahtlose Fortsetzung erfuhr. In der Rückschau betrachtet, handelte es sich dabei sogar um eine der entscheidenden Weichenstellungen für den Bau von Zeppelins Luftschiff!
Am 13. August 1898 hielt er das Reichspatent Nummer 98580 für einen »lenkbaren Luftfahrzug« in seinen Händen, womit die Konstruktion eines starren Luftschiffs nun vor eventuellen Nachahmern geschützt war. Der Patentschutz galt sogar rückwirkend bis zum Jahr 1895. Das erste Patent! Ein wunderbares Gefühl, erst recht, wenn Ferdinand sich daran zurück erinnerte, unter welchen niederschmetternden Begleitumständen er sich seinerzeit gezwungen gesehen hatte, die eigene Patentanmeldung zurückziehen zu müssen. Und trotz aller Genugtuung, die er an diesem Tag empfand, handelte es sich lediglich um einen Etappensieg – mehr war es noch lange nicht. Der Weg bis zum Ziel war noch lang, steil und steinig. Das sah ein Mann vom Schlage des Grafen Zeppelin durchaus realistisch. Aber immerhin markierte die Erteilung des Patentschutzes einen weiteren, wichtigen Meilenstein.
Der Lieferant für die wichtigsten Trägerteile aus leichtem Aluminium war nach der Übertragung der Patentrechte von der Familie Schwarz auf den Grafen Zeppelin also gewonnen. Außerdem würde Daimler seine neuesten Motoren liefern. Und das Grundstück für den Hallenbau am Bodensee stand dank der königlichen Gunst ebenfalls zu Zeppelins Verfügung. Die »Gesellschaft zur Förderung der Luftschifffahrt« verfügte über ein Kapital von immerhin 800.000 Mark. Das war sicherlich keine üppige Summe, aber wenigstens ein Grundstock. Dank all dieser erfreulichen Begleitumstände war es möglich, nun endlich mit den Vorarbeiten in Manzell zu beginnen. Jetzt würde er die ersten Mitarbeiter einstellen. Es konnte losgehen. Schritt für Schritt. Erst mit den Gebäuden und dann hoffentlich auch bald mit der Montage des Luftschiffs selbst, dessen Aluminiumträger nun so rasch wie möglich bei Carl Berg in Lüdenscheid in Auftrag gegeben werden mussten.
Insgeheim hatte Ferdinand von Zeppelin die stille Hoffnung in sich getragen, spätestens mit dem noch im Jahr 1898 erfolgten Baubeginn für die Werftgebäude in der Manzeller Bucht würden auch endlich die hämischen Kommentare und offen vorgetragenen Zweifel an seinem Vorhaben allmählich verstummen, doch das Gegenteil war der Fall. Weiterhin sah er sich selbst beim Spaziergang auf der Straße mit spöttischen Bemerkungen konfrontiert, die ihm die Leute einfach ins Gesicht schleuderten. »Da schaut nur her: da drüben kommt der Luftgraf mit seinen Hirngespinsten – wahrscheinlich sucht er gerade wieder ein Opfer, das er anbetteln kann.«
»Der baut gerade allen Ernstes eine schwimmende Montagehalle – mitten auf dem Wasser! Habt ihr so etwas Verrücktes schon jemals gehört?!«
»Unglaublich! Anscheinend hat der Kerl sowieso nichts Besseres zu tun, als anständige Leute um ihr sauer verdientes Geld zu erleichtern und Unsummen in ein nutz- und sinnloses Abenteuer zu stecken!«
»Über hundert Meter lang soll dieses Monstrum werden, mit dem er durch die Luft fliegen will. Das ist doch Wahnsinn!«
»Sie haben recht: es wird allmählich höchste Zeit, dass sich ein mutiger Arzt findet, der dem Wirrkopf endlich den Weg in ein Irrenhaus
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