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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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sich mehr als 11.000 Kubikmeter Wasserstoffgas befinden, und unmittelbar darunter zünden die beiden Motoren mit einem Glühkopf. Das ist sicherlich eines der Hauptprobleme, die wir unbedingt in aller Sorgfalt durchplanen müssen, denn was geschieht, wenn auch nur ein einziger Funke an die Gaszellen gelangt, das brauche ich Ihnen ja nicht näher zu schildern.«
    »Nein, das brauchen Sie wirklich nicht, Exzellenz«. Schaudernd rieb sich der junge Mann über die Gänsehaut auf seinem rechten Unterarm. »Aber … aber was ich deshalb nicht verstehe … das … das ist …«
    »Jetzt sagen Sie halt schon«, knurrte Zeppelin ungehalten. »Nun ja …« wand sich Dürr, der zwar jetzt schon ein hervorragender Konstrukteur geworden war, dem dafür aber das sprachliche Talent weitaus weniger üppig in die Wiege gelegt worden war. »Ich meine … es ist so: an der Baugewerbeschule haben wir in den zurückliegenden Monaten mit anderen Zündapparaten experimentiert: die Firma Bosch in Stuttgart hat eine ganz neue und wesentlich verlässlichere Art von Zündung hergestellt, die dazu hin noch den Vorteil hat, dass es damit zu keinem Feuer kommen kann, wenn man den Motor zündet. Ganz im Gegensatz zu den Glühkopfzündungen, die ja schon einige Mal dafür gesorgt haben, dass der ganze Motor in Flammen gestanden hat. Und wenn das bei unserem Luftschiff der Fall wäre, dann …«
    »Sie haben recht, Dürr. Im übrigen habe ich mich bereits über die Technik informiert, die der Bosch zur Anwendung bringt. Auch ich bin der Meinung, dass seine Abreißzündung die bessere Variante darstellt, mit der wir die Feuergefahr in der Tat auf ein Minimum reduzieren können. Es ist nur so …« Zeppelin unterbrach sich kurz und runzelte die Stirn. »Diese Zündung ist nicht so leicht zu bekommen …«
    »… aber wir haben sie doch sogar an der Schule ausprobieren können«, fiel ihm Dürr aufgeregt ins Wort. »Da müsste es doch auch einem Mann wie Ihnen möglich sein, Exzellenz, eine solche Zündung zu besorgen.«
    »Darum geht es nicht, Dürr. Das Fatale an der Sache ist, dass sich Gottlieb Daimler und Robert Bosch nicht ausstehen können. Ich habe ja bereits mit dem Herrn Daimler geredet und mich für die Boschzündung an seinem Motor interessiert. Doch der Daimler hat das kategorisch abgelehnt. Das käme für ihn unter gar keinen Umständen in Frage. Daimlermotoren gäbe es ausschließlich mit der von ihm weiter entwickelten Glühkopfzündung. Ende der Diskussion. Ich wollte zwar noch einmal einen Vorstoß diesbezüglich unternehmen, aber der Herr Daimler ist zwischenzeitlich schwer erkrankt, so dass ich mein Vorhaben aufschieben musste. Ich werde aber nicht locker lassen, darauf können Sie sich verlassen Dürr. Nur, bis es vielleicht doch noch zu einem Einlenken von Daimler kommt, solange müssen wir eben – ob wir wollen oder nicht – mit der herkömmlichen Methode zurecht kommen. Wir müssen andere Mittel und Wege finden, um die Brandgefahr so gut wie hundertprozentig ausschließen zu können. Und das wird uns sicherlich gelingen. Denn wo ein Wille ist, da ist auch immer ein Weg, nicht wahr, Dürr?«
    »Natürlich, Exzellenz. Wir werden es auch so schaffen. Selbstverständlich. Sie können sich ganz auf mich verlassen, Exzellenz!«
    Um Zeppelins Lippen spielte ein warmes Lächeln. »Das habe ich auch gar nicht anders von Ihnen erwartet, Dürr. Wir werden auch dieses Problem bewältigen – wie schon so viele andere zuvor. Hauptsache, ich kann mein Versprechen einhalten und meinen Mitgesellschaftern das Luftschiff noch in diesem Jahr aufstiegsbereit präsentieren. Das muss uns gelingen, Dürr.«
    »Es wird uns gelingen, Exzellenz!« nickte der junge Mann und ballte zur Bekräftigung seiner Aussage entschlossen die Fäuste.
    Dank der engagierten Zusammenarbeit seiner hochmotivierten Männer schafften sie es tatsächlich! Zeppelin konnte sein Wort halten: im Herbst 1899 lag das vielbestaunte, sage und schreibe 128 Meter lange Luftschiff Nummer 1, das später im Volksmund »LZ 1« (Luftschiff Graf Zeppelin Nummer 1) genannt werden würde, fertig montiert – und bis auf die erst im allerletzten Moment komplett einzufüllende Gasladung von 11.300 Kubikmetern Wasserstoff – startbereit in der Schwimmhalle auf dem Bodensee und wurde dennoch am Aufstieg gehindert! Keine technischen Probleme waren dieses Mal zu überwinden – sondern ein viel mächtigerer Gegner, mit dem freilich niemand gerechnet hatte: die Mühlen der Bürokratie! Gerade

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