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Ferien Auf Saltkrokan

Ferien Auf Saltkrokan

Titel: Ferien Auf Saltkrokan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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leid, aber gleichzeitig waren sie wütend. War es denn wirklich nötig, daß alles so ungerecht und falsch und unmöglich und jammervoll war? Johann knirschte mit den Zähnen.
    »Der kann auch zu spät kommen. Wir nehmen ein Taxi, Papa!« Und sie nahmen ein Taxi. Zehn Minuten nach vier waren sie bei Mattsson.
    Aber Direktor Karlberg war kein Mann, der zu spät kam. Seine Uhr ging richtig. Es war genauso, wie Melcher es sich vorgestellt hatte. Er saß dort mit der Zigarre im Mund und sah zufrieden aus, und Melcher geriet völlig außer sich.
    »Halt«, brüllte er. »Halt, ich biete jetzt auch auf das Haus.«
    Da lächelte Direktor Karlberg richtig freundlich.
    »Das haben Sie sich ein bißchen zu spät überlegt, fürchte ich.«
    Melcher wandte sich verzweifelt an Mattsson.
    »Aber, Herr Mattsson, Sie haben hoffentlich ein Herz im Leibe. Wir lieben das Schreinerhaus doch, meine Kinder und ich. Sie können nicht so herzlos sein.«
    Mattsson war nicht herzlos. Er war lediglich ganz gleichgültig und ganz geschäftsmäßig.
    »Warum sind Sie dann nicht eher gekommen? Bei solchen Geschäften muß man sich sofort entscheiden. Hier wird keinem was an die Hand gegeben. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Sie sind zu spät dran, Herr Melcherson.«
    Sie sind zu spät dran, Herr Melcherson – diese Worte werde ich sicher im Ohr behalten, solange ich lebe, dachte Melcher. Und in seiner Verzweiflung wandte er sich auch bittend an Herrn Karlberg. »Um meiner Kinder willen – können Sie nicht bitte darauf verzichten?«
    Da war Herr Karlberg beleidigt.
    »Ich habe auch ein Kind, Herr Melcherson, ich habe auch ein Kind!« Dann wandte er sich an Mattsson. »Kommen Sie jetzt! Wir wollen versuchen, daß wir Frau Sjöblom erreichen. Ich möchte, daß der Vertrag jetzt gleich unterzeichnet wird.«
    Frau Sjöblom? Die fröhliche Schreinersfrau – falls sie es war? Vielleicht konnte man die mit Bitten bestürmen, Mattsson hatte doch wohl nicht alles zu entscheiden! Melcher biß die Zähne aufeinander. Er mußte es bei Frau Sjöblom versuchen. Nicht, weil er glaubte, es würde etwas helfen, aber er durfte nichts unversucht lassen. Später, wenn alle Hoffnung umsonst war, dann war noch immer Zeit, auf diesen Worten herumzukauen: »Sie sind zu spät dran, Herr Melcherson!«
    »Kommt, Jungen«, flüsterte er, »wir gehen mit zu Frau Sjöblom.«
    Bis ihr Moos angesetzt habt – so lange sollten sie auf der Bank sitzen bleiben, hatte Herr Melcher gesagt. Das gefiel Tjorven nicht. Pelle auch nicht. Ein Eis ist so schnell alle, und Moos wächst langsam. Jetzt hatten sie hier so lange gesessen, Hunger hatten sie bekommen, und Pelle war so aufgeregt, daß er nicht stillsitzen konnte. Weshalb kam Papa gar nicht zurück? Er hatte ein Gefühl, als hätte er Ameisen im Leib, und Bauchweh bekam er auch.
    Tjorven hatte schlechte Laune. Und dabei war Norrtälje so unterhaltsam, sie war mehrmals mit den Eltern hier gewesen, sie wußte, wieviel Aufregendes und Interessantes es hier zu sehen gab. Und dann sollte man hier wie angenagelt auf einer Bank sitzen und außerdem noch Hunger haben.
    »Soll das heißen, daß wir hier sitzen bleiben sollen, bis wir vor Hunger gestorben sind?« fragte sie anklagend.
    Da fiel Pelle etwas ein, was ihn ein wenig aufmunterte. Er hatte ja doch Geld! Er hatte drei Kronen in der Hosentasche.
    »Ich glaube, ich kaufe für jeden von uns noch ein Eis«, sagte er. Das tat er. Er lief zur Eisbude und kaufte zwei Eis. Hinterher waren nur noch zwei Kronen in der Hosentasche.
    Aber das Eis war schnell alle, die Zeit verging, und keiner kam, und Pelle hatte Ameisen im Leib.
    »Ich glaube, ich kaufe für jeden von uns noch ein Eis«, sagte er. Das tat er. Er lief wieder zur Eisbude. Hinterher war nur noch eine Krone in der Hosentasche.
    Und die Zeit verging, keiner kam, das Eis war längst alle.
    »Kaufst du uns noch ein Eis?« schlug Tjorven da vor.
    Pelle schüttelte den Kopf.
    »Nein, man soll nicht alles ausgeben, was man hat. Etwas muß man übrigbehalten für unvorhergesehene Ausgaben.«
    So hatte er Malin häufig zu Papa sagen hören. Was »unvorhergesehene Ausgaben« eigentlich waren, das hatte er nie so recht herausbekommen, er wußte nur, daß man nicht alles auf einmal ausgeben durfte. Tjorven seufzte. Sie wurde von Minute zu Minute ungeduldiger. Und Pelle wurde immer aufgeregter. Wenn nun Papa diesen schrecklichen Mattsson nicht gefunden hatte! Wer weiß, vielleicht war überhaupt alles ganz anders geworden, vielleicht saß

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