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Ferien Auf Saltkrokan

Ferien Auf Saltkrokan

Titel: Ferien Auf Saltkrokan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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oft muß ich dir sagen, du sollst ans Telefon kommen?«
    Melchersons hatten kein anderes Telefon als das beim Kaufmann. Melcher stellte die Kaffeetasse hin und rannte los. Tjorven rannte hinterher. Es dauerte nur ein paar Minuten, da war sie wieder zurück. Sie machte ein ganz erschrockenes Gesicht.
    »Malin, es ist besser, du kommst. Da ist sicher wieder ein neuer Jammer. Herr Melcher ist traurig.«
    Da lief Malin los, und nicht nur sie, sondern auch Johann und Niklas und Pelle.
    Sie fanden ihren Vater mitten im Laden, Nisse und Märta und Teddy und Freddy standen bekümmert um ihn herum. Er war ganz ohne Zweifel traurig, die Tränen liefen ihm die
    Wangen herab, und er sagte mit leiser Stimme:
    »Das kann nicht wahr sein! Nein, das kann nicht wahr sein!«
    »Papa, was ist denn?« fragte Malin verzweifelt. Mehr Kummer ertrug sie in diesem Augenblick nicht. »Papa, so sag doch, was ist.«
    Melcher holte tief Luft.
    »Es ist nur …« sagte er, dann verstummte er. Und dann nahm er einen neuen Anlauf. »Es ist nur das, ich habe – vom Staat ein Stipendium von fünfundzwanzigtausend Kronen bekommen.«
    Danach war es in Grankvists Laden auf Saltkrokan lange Zeit ganz still. Alle standen da, als hätte sie der Schlag getroffen. Tjorven war die einzige, die noch denken konnte.
    »Warum hast du das gekriegt – das da, was du eben gesagt hast?«
    Da sah Melcher sie an und lächelte triumphierend.
    »Na, das will ich dir sagen, kleine Tjorven. Weil ich den richtigen Ruck habe, verstehst du? Weil ich den habe, denk nur!«
    »Haben die das gesagt, die eben angerufen haben?«
    »Ja, so ungefähr.«
    »Aber warum heulst du dann?« fragte Tjorven.
    Und nun erst schienen sie alle plötzlich miteinander zu begreifen, daß etwas Schönes passiert war.
    »Papa, sind wir jetzt reich?« fragte Pelle.
    »Nicht gerade reich«, sagte Melcher. »Aber es ist immerhin so viel …« Hier stockte er plötzlich, und seine Kinder schauten ihn ängstlich an. Er wollte doch nicht etwa von neuem anfangen zu weinen? Jetzt mußte wirklich Schluß sein mit dem Geheule.
    Und Melcher weinte nicht. Aber er brüllte. Plötzlich brüllte er: »Versteht ihr, was das bedeutet? Wir können vielleicht das Schreinerhaus kaufen – wenn nicht – wenn es nicht zu spät ist !«
    Er guckte auf die Uhr, und im selben Augenblick hörten sie die »Saltkrokan I« unten am Anleger zur Abfahrt tuten.
    »Lauf, Melcher«, sagte Nisse Grankvist, »lauf!«
    Und Melcher lief. Lief und schrie:
    »Kommt, Johann und Niklas! Kommt! Anhalten!«
    Letzteres galt dem Dampfer. Der Laufsteg war schon eingezogen worden, als Melcher angerannt kam, aber er schaute so wild drein, daß der Kapitän auf seiner Kommandobrücke sich erweichen ließ. Der Laufsteg wurde wieder ausgelegt, und Melcher stürmte an Bord.
    Er brüllte noch immer, ohne sich umzudrehen: »Kommt, Johann und Niklas! Beeilt euch!«
    Erst als der Dampfer schon mehrere Meter von der Brücke entfernt war, entdeckte Melcher, daß er nicht nur Johann und Niklas mitbekommen hatte, sondern auch Pelle und Tjorven.
    »Was fällt euch denn ein?« sagte Melcher vorwurfsvoll. »Dies ist aber wirklich nichts für kleine Kinder.«
    »Tsss«, machte Tjorven, »wir wollen doch auch mit. Es ist eine Ewigkeit her, daß ich in Norrtälje war.«
    Melcher sah ein, daß hier nichts zu machen war. Er konnte die Kinder ja nicht ins Wasser werfen. Und er hatte heute ein staatliches Stipendium bekommen, da mußte er edel und milde sein. Außerdem mußte er nach dem Laufen so nach Luft schnappen, daß er keine weiteren Vorwürfe hervorbringen konnte.
    »Man läuft ja aber wie ein Hirsch«, sagte er atemlos. »Natürlich nicht so wie in der Schule, da bin ich hundert Meter in 12,4 Sekunden gelaufen.« Johann und Niklas wechselten einen Blick, und Johann schüttelte den Kopf.
    »Es ist komisch mit dir, Papa, je älter du wirst, desto schneller bist du gelaufen, als du noch zur Schule gingst.«
    Aber es war natürlich gut, daß Melcher wie ein Hirsch laufen konnte. Denn an diesem Tag mußte er noch viel laufen.
    Es dauert eine geraume Zeit, bis man nach Norrtälje kommt, wenn man auf Saltkrokan wohnt. Zuerst nimmt man den Dampfer bis zu einer Anlegestelle auf dem Festland, und an diesem Anleger sitzt man ungefähr eine Stunde und wartet. Dann kommt endlich ein Bus, und dieser Bus fährt nach Norrtälje. Er hält unterwegs an vielen Haltestellen und hat keine übertriebene Eile, aber seinen Fahrplan hält er ein. Um ein Uhr soll er in Norrtälje

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