Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ferien Auf Saltkrokan

Ferien Auf Saltkrokan

Titel: Ferien Auf Saltkrokan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
Vom Netzwerk:
sein, und das ist er.
    Und bis dahin hat man graue Haare gekriegt, dachte Melcher, als er aus dem Bus stieg. Übrigens, weshalb auch nicht? Er hatte ja schon welche gehabt, als er einstieg, fiel ihm plötzlich ein, na ja, nur ein bißchen an den Schläfen natürlich. Wie dem auch sei, auf einer so langen Fahrt hat man Zeit, sich viele ängstliche Gedanken zu machen. Man sitzt da und wird immer aufgeregter, und man ermahnt sich selber wieder und wieder: Bilde dir nichts ein, das Schreinerhaus bekommst du nicht, bilde dir das um Himmels willen nicht ein!
    Den Versuch aber wollte er machen, wahrhaftig, das wollte er! Er lief, und die Kinder in einer Reihe hinter ihm her, so rasch er nur konnte, zu Mattssons Hausmakler-und Vermietungsbüro. Dort war kein Mattsson nur eine kleine, rundliche Büroangestellte, die freundlich aussah, aber nichts wußte.
    »Wo ist Herr Mattsson?« fragte Melcher.
    Sie sah ihn mit einem frommen Blick an. »Wie soll ich das wissen?«
    »Wann kommt er denn wieder?«
    »Wie soll ich das wissen?«
    Ihre Augen waren groß und einfältig, und es war ganz offenkundig, daß sie überhaupt von nichts etwas wußte. Aber plötzlich nahm sie einen kleinen Spiegel hervor und musterte ihr rundliches Gesicht genau, und das belebte sie so, daß sie richtig gesprächig wurde.
    »Er ist dauernd unterwegs. Mir ist so, als hätte er gesagt, er wollte Rhabarber einkaufen gehen. Vielleicht ist er aber auch bei seinem Neubau. Manchmal sitzt er im Stadthotel und säuft.«
    Mehr kriegten sie aus ihr nicht heraus, und sie stürmten ebenso schnell wieder hinaus, wie sie gekommen waren.
    Melcher schaute auf seine Uhr. Sie zeigte etwas über zwei. Wo war nur dieser Mattsson? Wo in dieser hübschen kleinen Stadt war der elende Mattsson? Sie mußten ihn erwischen, und zwar schleunigst. Rhabarber kaufen, das tat man wohl auf dem Markt? Aber hier handelt es sich nicht um Rhabarber, Herr Mattsson, sondern um das Schreinerhaus!
    Melcher war so nervös, daß er zitterte, und es war ihm lästig, Pelle und Tjorven immer mitzuschleifen. In den engen Straßen war es hinderlich, so viele zu sein. Man konnte nicht wie eine ganze Schwadron ankommen. Melcher entschloß sich zu einer List.
    »Wollt ihr Eis haben, Kinder?« fragte er.
    Das wollten sie. Melcher kaufte in einer Eisbude Eis, und mit je einer Eistüte in jeder Hand lockte er Pelle und Tjorven zu einer kleinen Grünanlage, wo eine Bank stand.
    »Ihr setzt euch hierher«, sagte Melcher, »und eßt euer Eis, bis wir zurück sind.«
    »Wenn das Eis aber alle ist?« fragte Tjorven.
    »Dann bleibt ihr trotzdem hier sitzen.«
    »Wie lange denn?« fragte Tjorven.
    »Bis ihr Moos angesetzt habt«, sagte Melcher unbarmherzig, und dann lief er davon. Johann und Niklas liefen hinterdrein. Pelle und Tjorven blieben auf der Bank sitzen und aßen Eis.
    Im Traum läuft man manchmal und sucht. Man muß unbedingt jemanden finden. Und man hat es so eilig. Es gilt das Leben. Man läuft voller Angst dahin, sucht immer angstvoller, man findet aber nie, den man sucht. Alles ist vergeblich. Genauso erlebten Melcher und seine Jungen die Stunden, während sie nach Mattsson suchten.
    Auf dem Markt war er nicht. Doch, er sei dort gewesen, sagte eine der Marktfrauen, das sei aber lange her. Und sein Neubau? Wo lag der? Am anderen Ende der Stadt. Auch dort kein Mattsson! Sitzt er wirklich im Stadthotel und trinkt? Nein, das ist schändliche Verleumdung, das tut er bestimmt nicht. Dort war nicht einmal ein Schimmer von einem Mattsson zu erblicken.
    Und plötzlich wurde es Melcher klar, daß er ein Rindvieh war. Er schlug sich gegen die Stirn.
    »Natürlich bin ich ein Rindvieh«, rief er. »Weshalb sitzen wir nicht in Mattssons Büro und warten dort, anstatt hier herumzurennen und uns die Füße wundzulaufen?«
    In diesem Augenblick, genau in diesem Augenblick machte er eine entsetzliche Entdeckung. Seine Uhr war stehengeblieben! Er sah plötzlich, daß die Uhr des Stadthotels fünf Minuten nach vier zeigte und nicht halb vier wie seine eigene tückische Armbanduhr. Es war ein grausamer Augenblick.
    Ich habe dich gewarnt, Melcher. Du solltest dir bloß nichts einbilden. Wie solltest du das Schreinerhaus kaufen können, wo du nicht einmal aufpassen kannst, wieviel Uhr es ist? Es ist jetzt zu spät, lieber Melcher! Gerade jetzt sitzt Direktor Karlberg mit der Zigarre im Mund in Mattssons Büro und gluckst vor Zufriedenheit.
    Melcher sah alles so deutlich vor sich, daß er stöhnte. Er tat Johann und Niklas

Weitere Kostenlose Bücher