Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ferien mit Mama und andere Katastrophen

Ferien mit Mama und andere Katastrophen

Titel: Ferien mit Mama und andere Katastrophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kasch
Vom Netzwerk:
schließlich nicht verboten.
    Ich ließ mich langsam von der kleinen Treppe ins warme Wasser gleiten und paddelte ein wenig um das Segelboot herum. Am Ufer blieb alles ruhig. Da schwamm ich ein Stück weiter, und dann noch ein Stück. Noch immer nahm niemand Notiz von mir.
    Ich war jetzt schon am Rand der Bucht, wo die Wellen gegen die scharfkantigen Felsen klatschten, und musste mit aller Kraft schwimmen, um nicht dagegengedrückt zu werden. Als ich das erste Mal die volle Wucht des Wassers spürte, bekam ich eine ungute Ahnung, worauf ich mich da eingelassen hatte. War es in der Bucht noch gemütlich still gewesen, wehte mir jetzt ein steifer Wind um die Ohren.
    Vielleicht war das ja das Opfer, das ich bringen musste, damit Hekate mir glaubte. Luise hätte wahrscheinlich gesagt: »Sophie Fischer, du bist komplett verrückt!« Doch Luise war nicht da, und ich hatte Gegenwind. Und jede Menge Wellen.
    Als ich die erste große Welle auf mich zurollen sah, dachte ich, das wird mein Ende. Sie war fast einen halben Meter hoch. Es gab keine Chance, dagegen anzuschwimmen, ich konnte nur versuchen, den Kopf oben zu behalten. Doch was war mit dem Rest? Durch mein Bein schoss plötzlich ein schneidender Schmerz. Es blieb aber keine Zeit, nachzuschauen, denn schon donnerte die zweite Welle heran.
    Ich schluckte Wasser und ruderte, was ich konnte. Die Wellen waren ja nicht mein einziges Problem. Mit jedem Schub kam ich der bedrohlichen Felswand näher, die aussah wie ein Messerblock. Eigentlich hatte ich drumherum schwimmen wollen, denn dahinter ging es flach an Land, doch ich kam einfach nicht vorwärts, kein Stück. Entweder ich ertrank irgendwann, wenn meine Kräfte mich verließen, oder ich endete an der Felswand.
    Als das Meer noch einmal Atem holte und die Wellen zurückzog, landete ich plötzlich wie durch ein Wunder auf einem glatten Stein. Ich japste wie nach einem Tausend-Meter-Lauf, dann kletterte ich blitzschnell den steilen Fels hinauf, ehe die nächste Welle angeschossen kam. Und die kam. Mit aller Wucht tauchte sie mich in einen dichten Gischtregen.
    Ich krallte mich an den Felsen, jeden Moment darauf gefasst, dass mich die Welle auf ihrem Rückzug herunterreißen würde. Doch sie schaffte es nicht zu mir herauf. Eine Weile blieb ich so stehen, mit den Füßen auf einem kleinen Felsvorsprung, und lauschte den donnernden Wellen.
    Na, wenigstens ertrinken konnte ich jetzt nicht mehr. Als ich an mir herabschaute, sah ich ein rotes Rinnsal meine Wade hinablaufen. Das war nicht schlimm, ich hatte mich nur an einem Stein geschnitten. Wenn Kubasch mich hier fand, konnte ich immer noch sagen, ich wollte schwimmen gehen und habe mich verirrt. Aber es kam niemand. Bestimmt schliefen alle noch, kein Wunder, nach der letzten Nacht.
    Ich musste weiter und zwar bald, sonst stürzte ich irgendwann hinunter. Als ich nach oben schaute, wurde mir schwindelig. Du lieber Himmel, war das hoch! Ich kam mir vor wie in der Eiger-Nordwand, nur trägt man dort keinen Bikini.
    Für einen kurzen Moment meldete sich mein Verstand und fragte, ob Nikos das alles wert war. Als ich aber an seinen Kuss dachte, gab es nur eine Antwort.
    Ich fasste nach dem nächsten Felsvorsprung und zog mich daran hoch. Das war eigentlich gar nicht so schwer. Die Schrammen an meinen Händen und Beinen beachtete ich bald gar nicht mehr, solange es weiter hinaufging. Doch dann kam eine Stelle, an der der Fels einen derart starken Überhang zum Wasser hatte, dass ich einfach nicht weiter konnte.
    Ende im Gelände. Erschöpft presste ich meine Wange an den rauen Stein. Und nun? Ich konnte ja auch nicht mehr zurück. Der Wind pfiff mir heulend um die Ohren.
    Plötzlich hörte ich einen Schrei. Zuerst hielt ich ihn für den einer Möwe, doch es war keine Möwe. Tief unter mir sah ich Zadek im aufgewühlten Meer schwimmen. Der hatte mir gerade noch gefehlt. Er rief etwas, das ich nicht verstand, und winkte. Helfen konnte er mir aber eh nicht. Ich musste weiter, denn die losen Steine unter meinen Füßen begannen langsam wegzurollen.
    Zentimeterweise rutschte ich dem Moment entgegen, in dem ich mich nur noch mit den Händen am Felsvorsprung halten konnte. Es gab einen üblen Ruck in meinen Schultern, als ich plötzlich mit meinen Beinen frei über dem Meer baumelte. Wenn ich jetzt losließ, fiel ich Zadek direkt auf den Kopf. Wenigstens hatte er aufgehört zu schreien.
    Dieses Vulkangestein hatte eine gute Eigenschaft, man konnte sich an den schroffen Kanten prima

Weitere Kostenlose Bücher