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Ferien mit Mama und andere Katastrophen

Ferien mit Mama und andere Katastrophen

Titel: Ferien mit Mama und andere Katastrophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kasch
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»Sag besser nichts.«
    »Sophie!«, rief Mama erleichtert, als ich an Bord der Helena kletterte, »du hättest uns doch einfach sagen können, dass du auch mal allein einen Ausflug machen willst.«
    Erschöpft hockte ich mich auf eine Bank und zog mir mein T-Shirt über, damit mein klägliches Aussehen nicht gar so sehr ins Auge fiel. Seit wann genehmigte Mama mir Ausflüge ohne Begleitung? Zadek konnte sein Grinsen kaum unterdrücken, er drehte mir rasch den Rücken zu. Wer weiß, was er ihr erzählt hatte. Auf jeden Fall schützte es mich vor weiteren Nachfragen. Denn was hätte ich auch sagen sollen? Dass ich noch ganz andere Ausflüge unternehmen würde, nur um Nikos noch einmal zu sehen?

Beim Abendbrot saßen wir alle still an unserer langen Tafel. Kubasch hatte sich schon vor dem Essen wegen Kopfweh auf sein Zimmer verabschiedet. Vielleicht wollte er auch einfach nur seine Ruhe.
    Die hätte ich auch gern gehabt, doch Mama nervte die ganze Zeit: »Warum isst du denn nichts, Sophie?«
    Damit sie endlich aufhörte, löffelte ich noch eine Portion Moussaka in mich hinein. Doch die öligen Auberginen wollten sich so gar nicht mit dem vielen Ziegenkäse und Nugat in meinem Bauch vertragen.
    »Ich glaube, ich muss mal an die frische Luft«, sagte ich und verdrückte mich an den Strand.
    Da saß ich nun mit meinen verpflasterten Händen und Knien und kam mir doof und kindisch vor. Luise wäre nie im Leben für einen Jungen diesen Felsen hinaufgeklettert, und wie sich am Ende gezeigt hatte, war die Aktion auch völlig idiotisch gewesen. Jetzt konnte ich mich an unseren letzten drei Urlaubstagen nicht mal mehr beim Frühstück blicken lassen. Sophie Fischer, du bist eine hoffnungslose Null. Selbst Hekate hatte das inzwischen wohl eingesehen.
    Nach einer Weile kam Mama und setzte sich neben mich. Sie war ohne Schminke und ihre Haare fielen ihr ungekämmt ins Gesicht. So aufgelöst sehe ich sie ziemlich selten. Doch seit unserem Knossos-Ausflug herrschte irgendwie der Ausnahmezustand und das lag nicht nur an unserem kleinen Gefängnisaufenthalt. Eine Weile saßen wir einfach nur still da. In den Bäumen lärmten die Zikaden, es wurde langsam Nacht.
    »Gefällt dir unser Urlaub nicht?«, fragte Mama schließlich.
    »Doch«, nuschelte ich und wusste nicht, worauf sie eigentlich hinauswollte.
    »Es tut mir leid, Sophie, dass ich mich manchmal so dumm anstelle. Aber bei all den studierten Leuten hier …«
    Ah, aus dieser Ecke wehte also der Wind.
    »Ach, Mama«, sagte ich und legte meinen Arm um sie, »es ist wunderschön hier.«
    Und das war es in der Tat. Gegen unsere Altbauwohnung mit Blick auf den Rangierbahnhof war das hier das reinste Paradies. Mama drückte mich an sich und lachte. Und ich lachte mit.
    »Da bin ich aber froh«, sagte sie erleichtert. »Während du weg warst, hat dieser Kellnerbursche nämlich geschlagene zwei Stunden oberhalb der Bucht gehockt und nach dir Ausschau gehalten. Da hast du deine Zeit doch viel sinnvoller genutzt und einen Ausflug in diese wunderschöne Landschaft gemacht. Ich bin so stolz auf dich!«
    Mir blieb die Luft weg. Nikos ist da gewesen, die ganze Zeit! Und ich Idiotin bin ihn suchen gegangen! Deshalb ist Zadek mir nachgeschwommen, weil er mich zurückrufen wollte. Aber mich hat ja nicht interessiert, was er da gebrüllt hat. Ich musste ja unbedingt weiterklettern. Na toll. Auf die Zeichen achten, Sophie Fischer! Auf die Zeichen! Aber woher sollte ich denn ahnen, dass das Zeichen ein schreiender Mathelehrer sein würde?
    »Sophie«, Mama stieß mich an, »alles in Ordnung?«
    »Hmm«, murmelte ich.
    Mama stand auf. »Wir könnten doch morgen schwimmen gehen. Was hältst du davon? Nur wir beide, vor dem Frühstück.«
    Ich erhob mich nur widerwillig, denn mir war plötzlich ein Gedanke gekommen. Wenn Nikos oben an der Bucht auf mich gewartet hatte, dann musste er uns ja schon vom Hotel aus gefolgt sein. Oder drüben vom Hafen. Was hieß, dass er ganz in meiner Nähe war, trotz des Verbotes des Hoteldirektors. Vielleicht war er auch jetzt hier und ich sah ihn nur nicht, weil er sich ja verstecken musste.
    »Kommst du?«, rief Mama, die schon ein Stück zum Hotel hinaufgegangen war.
    Ich starrte in die Dunkelheit. Den fünften Luxusstern hatten sie der Nobelhütte für die ruhige Lage verpasst, was nichts weiter hieß, als dass man in der letzten Einöde wohnte. Nikos konnte praktisch hinter jedem wilden Oleanderbusch stecken.
    »Sophie, jetzt komm endlich!«
    Als ich im Bett lag

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