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Ferien mit Mama und andere Katastrophen

Ferien mit Mama und andere Katastrophen

Titel: Ferien mit Mama und andere Katastrophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kasch
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noch keinerlei Ermüdungserscheinungen. Von mir aus, sollte er seine innere Mitte suchen. Ich suchte Nikos. Aber plötzlich beschlich mich ein komisches Gefühl, dieses Sophie-Fischer-hat-es-mal-wieder-vermasselt-Gefühl . Ich schaute mich um, während ich mein Handtuch ausschüttelte. Doch Nikos war weg. Und das würde er wohl auch bleiben, denn nach meiner Hampelei am Strand dachte er bestimmt, ich wäre Zadeks Yogagruppe beigetreten und wollte gar nicht mit ihm schwimmen.
    Ein dicker Knoten wuchs in meinem Hals. Hinter dem Hotel tauchten bereits die ersten Bergspitzen aus der Morgendämmerung. Was sollte ich denn jetzt machen? Ich lief bis ans Ende des Hotelstrandes, wo mich niemand mehr sehen konnte, und setzte mich schließlich auf einen alten Fischerkahn. Konnte nicht ein Mal etwas gut für mich ausgehen? Nur ein einziges Mal?
    Ich wollte mit einem Jungen schwimmen gehen. Was war denn schon groß dabei! Aber vielleicht hatte Hekate ja inzwischen einen Rachefeldzug gegen mich angetreten. Wegen Missbrauchs heiliger Kultstätten. Oder Anbetung fremder Götter. Und das war jetzt ihre Antwort.
    Plötzlich fiel mir etwas in den Schoß, ein kleiner Strauß mit weißen Blüten. Ich drehte mich um. Da tauchte Nikos lachend hinter einer Oleanderhecke auf.
    »Kalí méra, Sophie«, sagte er und gab mir einen Kuss auf die Wange.
    »Kalí méra«, stotterte ich.
    Als unsere Kommunikation wieder in ein deutsch-griechisches Schweigen abzudriften drohte, zeigte Nikos aufs Meer. Eigentlich wäre ich gern noch ein Weilchen neben ihm sitzen geblieben, weil ich hoffte, er würde wieder meine Hand nehmen, so wie auf dem Friedhof. Doch irgendwie schien er heute nicht in Kuschelstimmung zu sein.
    Also legte ich den Strauß auf mein Handtuch und dann rannten wir beide ins Wasser. Nikos machte eine Menge alberner Sachen. Zuerst tauchte er wie ein quiekender Delfin durch die Wellen, dann startete er einen Haiangriff auf mich und wollte anschließend unbedingt mit mir Wettschwimmen machen. Und weil ihm das immer noch nicht reichte, veranstalteten wir eine Wasserschlacht.
    Am Ende waren wir beide so erledigt, dass wir keuchend auf unsere Handtücher fielen. Und dann schauten wir uns einfach nur noch an. Obwohl mittlerweile die Sonne aufging, funkelten seine Augen schwarz wie die Nacht. Ich kam gar nicht mehr davon los. Doch irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und sah in den hohen blauen Himmel, über den einsam ein silbernes Flugzeug flog.
    Drei Tage, dachte ich. Nur noch drei Tage. Ich drehte mich auf den Bauch und legte den Kopf in meinen Arm.
    »Du heute Ausflug?«, fragte er leise.
    »Hm«, seufzte ich. »Höhlenwanderung.«
    »Das wird das Highlight eures Kretaurlaubs«, hatte Kubasch uns versprochen.
    Für mich gab es nur ein Licht in meinem Leben, und das hieß Nikos. Als ich den Kopf hob, lächelte er mich an. Und dann nahm er meine Hand und malte mit meinem Zeigefinger ein langes Spiegelei in den Sand. Irgendwo am Rand machte er ein Kreuz.
    »Hier, Sophie«, sagte er und tippte meinen Finger darauf.
    Na, großartig, mein Motorradfahrer wollte mit mir im Sand spielen. Er fuchtelte mit meiner Hand über dem Gebilde herum, bis ich endlich mitbekam, dass es sich um eine Karte von Kreta handelte. Und was sollte das Ganze nun? Irgendwie war ich ein wenig sauer. Uns blieben noch drei Tage. Die sollten wir nicht mit solchem Kinderkram vergeuden.
    Plötzlich musste ich laut loslachen. Seine Zeit nicht vergeuden – jetzt dachte ich schon wie Mama. Dabei wollte ich nichts lieber als das, mit Nikos faul am Strand herumliegen und Bilder in den Sand kritzeln. Nikos grinste mich an. Genau. Denn schließlich waren Ferien.
    »Höhle hier?«, wollte er wissen und zeigte auf die Sandkarte.
    Bisher hatte ich mich nicht allzu sehr für die Reiserouten unserer Ausflüge interessiert. Wir stiegen frühmorgens in den Bus und eine Weile später irgendwo wieder aus. Aber ich erinnerte mich, dass die Höhle irgendwo im Süden lag.
    Nikos wiegte den Kopf wie die alte Oma auf dem Esel gestern und schnalzte mit der Zunge. Keine Ahnung, was das bedeutete. Dass er mir einen guten Tag wünschte oder dass er mich bedauerte? Er nahm meine Hand und pustete vorsichtig den Sand von meinen Fingern. Dann streichelte er sie kurz und ich wusste, er musste gehen.
    Rasch zog er seine Jeans über die Badehose und ein frisches blaues Hemd an, auf dessen Brusttasche Hotel Corissia Beach stand. »New job«, erklärte er stolz und zeigte irgendwo über die Berge.
    Mir fiel

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