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Ferien mit Patricia

Ferien mit Patricia

Titel: Ferien mit Patricia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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zu kommen, um mal nach dir zu sehen«, fügte er hinzu.
    »Was gibt’s denn Neues? Wie schade! Ich habe nur noch Zeit, um schnell ein Bier zu trinken, bevor ich wieder wegfahren muß. Draußen steht mein Jeep mit den anderen Burschen. In wenigen Stunden schon muß ich starten, und zwar mit einer sehr wichtigen Persönlichkeit. Komm doch mit und sieh dir draußen die Bande an!«
    Ohne es sich überlegen zu müssen, wußte Jerry sofort, daß er keine Lust dazu verspürte. Es war ganz nett, Eagles zu treffen, aber er war jetzt nicht imstande, eine ganze Bande Piloten zu ertragen. Er hatte das Bedürfnis, allein zu sein. Der Schmerz, der ihn quälte, brannte zu nahe an der Oberfläche.
    Er bestellte sich noch einen doppelten Whisky zu zehn Schilling und sagte zu Eagles:
    »Nimmst du auch noch einen?«
    Der Pilot antwortete mit einem Kopfschütteln. »Ich nicht, ich habe noch etwas vor. Einen Nonstop-Flug nach New York. Mit einer sehr, sehr wichtigen Persönlichkeit.« Und dann fügte er ganz obenhin hinzu:
    »Du willst wohl was ersäufen, Bürschchen?«
    Jerry antwortete nicht, sondern leerte sein Glas mit einem einzigen Schluck und setzte es dann mit einer energischen Bewegung auf die Theke zurück. Er versuchte, der Bardame ein Zeichen zu geben, doch sie übersah es geflissentlich und machte sich am anderen Ende der Theke zu schaffen.
    »Komm, Junge, gehen wir«, sagte Eagles. »Wir haben uns noch viel zu erzählen.«
    Dann nahm er Jerry am Arm und führte ihn zu seinem Jeep, der draußen stand. Darauf fuhren sie los. Prestwick war fünfundzwanzig Meilen entfernt, und Eagles steuerte den Jeep schweigend durch den Straßenverkehr, bis sie aufs Land gelangten. Plötzlich bemerkte er, wiederum so nebenbei:
    »So ‘ne Art Sehnsucht nach deinem Mädchen, Bursche?«
    Überrascht blickte Jerry auf. Wie konnte Eagles erraten, was unablässig in seinem Inneren nagte? Stand das so deutlich auf seinem Gesicht geschrieben?
    »Ich mach’ dir doch keinen Vorwurf«, fuhr Eagles fort. »Catharine ist ja auch einmalig. Ich habe sie letzthin gesehen, als ich zu Hause war. Sie ist wenn möglich noch schöner geworden. Allein für dich, Junge!«
    In Jerrys Gesicht zuckte es, und als er sprach, klang seine Stimme heiser: »Jaaa, Catharine ist ein wundervolles Mädel...«
    Schweigend fuhren sie weiter. Plötzlich fragte Eagles:
    »Und wie würde dir ein kleiner Besuch passen?«
    Jerry schaute auf, leicht gereizt, und sagte:
    »Was, zum Teufel, redest du daher? Ich muß doch nächsten Dienstag wieder bei meiner Truppe sein, und heute ist Freitag.«
    Etwas von oben herab und mit einem Anflug von Spott antwortete Eagles:
    »Das spielt doch keine Rolle. Seit wann sind denn Raum und Zeit ein Hindernis für einen unerschrockenen Vogel?« Und in ernstem Ton fuhr er fort: »Schau mal, Junge. Es gibt doch gar nichts, was ein Blick in die Augen deines Mädels nicht wieder in Ordnung brächte. Und ich habe doch diese Spezialaufgabe, und wir bleiben nur acht Stunden in New York und kehren dann gleich zurück! Sonntag sind wir wieder da. Einer von unserer Bande wird dich auf dem Weg nach London bei deiner Einheit absetzen. Da bleiben ja immer noch zwei Tage übrig, wenn es das ist, was dich plagt.«
    Jerry starrte ihn an, und Eagles lachte:
    »Erschrocken? Was ist schon dabei? Das machen wir doch jederzeit. Es ist ja nur ein Sprung für eine Nacht.«
    In Jerrys Kopf drehte es sich... heim... Catharine... ein Katzensprung... Sogar für den Piloten eines Bombers, der doch daran gewöhnt war, mit seinem Blechvogel zwölfhundert Meilen umherzugondeln, um seine Eier fallen zu lassen, war die Heimat ein Ort, der Äonen entfernt lag, von dem er getrennt war durch einen Ozean, durch die Zeit, die Entfernung und fünfzig Kampfeinsätze.
    Die Schuppen und die weiten flachen Felder des Transatlantik-Flugplatzes von Prestwick begannen in der Ferne sichtbar zu werden. Prestwick! Und der nächste Halt war auf dem La Guardia-Flugplatz in New York. Das Zuhause lag ja gleich jenseits der niedrigen halbrunden Gebäude...
    Seine Gedanken jagten sich. Er konnte Catharine sehen und mit ihr sprechen. Zu ihr gehen, ihr sagen, was geschehen war, damit sie begriffe. Sie mußte es ja begreifen, wenn er die Möglichkeit hatte, mit ihr zu reden, ihr zu erklären, wie es um ihn stand und was er für Pat fühlte. Solche Sachen kamen doch vor. Was man nicht einfach kalten Blutes zu Papier bringen konnte, ließ sich von Angesicht zu Angesicht aussprechen. Dies war der einzige

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