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Ferien mit Patricia

Ferien mit Patricia

Titel: Ferien mit Patricia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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ihre Augen und das Zucken um ihre Mundwinkel Wiedersehen, ihr sagen, daß er sie liebe, sie um Verzeihung bitten, sie fragen, ob sie ihn heiraten wolle, damit sie ihn nie wieder verließe.
    Er sprang vom Bett auf, und das Packen beruhigte seine Nerven für einen Augenblick, bis ein schrecklicher Zweifel, was wohl Pat sagen würde, ihn ergriff. Was dann, wenn sie ihn gar nicht liebte? Was dann, wenn diese Reise ihr nicht halb soviel bedeutet hatte wie ihm, wenn alles für sie nur ein fröhliches Abenteuer gewesen war? Wenn sie ihn liebte, dann hätte sie doch gewiß ein wenig geweint beim Abschied oder sich sonstwie verraten...
    Zweifel und Furcht ließen ihn weitergrübeln, um der Sache auf den Grund zu kommen. Er kämpfte gegen seine Unruhe, rief sich Augenblicke ihres Beisammenseins in Erinnerung und stellte sich vor, was er ihr sagen würde, wenn er sie wiedersähe, all das, was er ihr längst schon hätte sagen müssen: »... Pat, ich liebe dich ja so sehr... du mußt mich lieben, mich heiraten, Pat, du mußt... in der ganzen weiten Welt gibt es niemand außer...«
    Mitten im Packen hielt Jerry inne, sank auf einen Stuhl, die Hände vor dem Gesicht, und sagte:
    »Himmel, ich glaube, ich werde verrückt...«
    Er hatte plötzlich an Catharine denken müssen. Gewiß, er hatte sie niemals ganz vergessen, aber sie war doch in den Hintergrund gedrängt worden, wie ja überhaupt die ganze Welt versunken war, bis nur noch Pat und er und ihre gemeinsamen Tage voll eines romantischen und zärtlichen Glücks übriggeblieben waren.
    Jetzt war Catharine wieder da. Sie lebte, war vorhanden. Und er war mit ihr verlobt. In diesem Augenblick mochte sie seinen Brief lesen und wieder lesen, den er ihr vor zwei Wochen nach Absolvierung seines dreißigsten Fluges über den Kontinent geschrieben und in dem er ihr angedeutet hatte, die Zeit sei nun nicht mehr fern, daß sie heiraten könnten.
    Catharine... Pat... Liebe... Hochzeit... was für ein schreckliches Durcheinander. Wenn er Pat sagte: »Ich liebe dich, es gibt niemand auf der Welt außer dir«, dann hörte er sie antworten: »Und was ist mit dem Mädchen, das du zu Hause heiraten willst, Jerry?« Er konnte doch jetzt nicht zu Pat gehen und erst recht nicht mit ihr sprechen, denn er war ja nicht frei. Er war Leutnant Jerry Wright aus Westbury, Offizier der amerikanischen Luftwaffe und stand vor seiner Hochzeit mit Catharine Quentin, die in der St.-Johns-Kirche in Westbury stattfinden sollte... Orangenblüten, wallender Tüll, Sam Bognano als Trauzeuge, Brautführerinnen J in Seide, die Eltern in der ersten Bankreihe, Catharines Mutter einige Tränen vergießend, Reis, der an der Kirchentür gestreut würde, Hochzeitsessen im Klub...
    Pat... Catharine... Jerry rang mit sich selbst. Wie konnte er neben Catharine durch die Kirche schreiten, mit Pat im Herzen? Zurückkehren nach Kenwoulton und zu seinem Stützpunkt, in die Nähe von Pat, sie sehen, ihre Gegenwart fühlen und nie mit ihr über sein Gefühl sprechen? Catharine schreiben und sie damit gleichsam vernichten? Sein Versprechen halten, Catharine heiraten und nie, auch nicht für einen Augenblick, der Erinnerung an Pat und der verzweifelten Sehnsucht nach ihr entfliehen können?
    Er fand keine Antwort auf seine Fragen, keine Fluchtmöglichkeit, keinen Plan. Er ließ seinen Koffer offen in der Mitte des Zimmers stehen, setzte seine Mütze auf, stieg die Treppe hinunter, überquerte, ohne sich auch nur umzusehen, die Straße und trat in die Bar gegenüber dem Bahnhof. Nachdem er einen Platz an der Theke gefunden hatte, bestellte er sich einen doppelten Whisky.
    Da drehte sich ein hochgewachsener amerikanischer Pilot zu ihm um, starrte ihn an und rief:
    »He, rupf mir alle meine Federn aus, bis ich nackt bin, du kleiner Bastard! Was machst du denn hier, Jerry, unter Dornen und Disteln?«
    Jerry stellte sein Glas wieder hin. Es war Eagles Wilson, der Pilot eines Transportflugzeuges, der in der Schulmannschaft in Westbury als Verteidiger gespielt hatte. Sie umarmten sich — war es doch drei Jahre her, seit sie sich zum letzten Mal gesehen hatten. Einen Augenblick lang erschien ihm Eagles wie ein Hauch aus der Heimat, und doch spürte er plötzlich, daß er nicht wußte, was er ihm sagen sollte. Er goß seinen Schnaps hinunter, um
    sich zusammenzureißen, bestellte einen neuen und begann Eagles zu erklären, daß er eben einen Erholungsurlaub genieße und daß ihm davon noch fünf Tage blieben.
    »Ich hatte vor, nach Prestwick

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