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Ferien mit Patricia

Ferien mit Patricia

Titel: Ferien mit Patricia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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nicht mehr derselbe Jerry Wright war, der vor zwei Jahren mit seinen zwei gestickten Flügeln auf der Brust und Catharine im Herzen Westbury verlassen hatte, und daß er nie mehr dieser alte Jerry sein konnte. Und plötzlich empfand er Sehnsucht nach seinem Zuhause, nach seinen Eltern, seinem Zimmer und seinen Sachen. Ertrat aus der Tür und schritt rasch davon.
    Um zu vermeiden, an Catharines Haus vorüberzukommen, das dem seiner Eltern gegenüberlag, ging er durch eine Neben- Straße. So erreichte er das Haus von der Hinterseite, betrat die von weißen Säulen gestützte Vorhalle und drückte auf den Klingelknopf.

...und die andere nicht lassen — ach, könnte man immer das Angenehme mit dem Schicklichen verbinden! Denn oft ist es so: Man entscheidet sich vernünftig für die oder das eine und wünscht sich sogleich herzlich die oder das andere.
    Zum Beispiel: Man will endlich weniger rauchen, und schon schmecken die Zigaretten noch mal so gut. Oder: Man entschließt sich zu sparen, und gleich sehen alle Schaufenster verlockender aus als je zuvor. Zum Trost: Mit einem bißchen Geduld nur kann man, spart man richtig, sich bald doppelt soviel leisten.

Tief aus dem Innern des Hauses hörte er den altvertrauten Ton der Glocke, dann ein kurzes Bellen, und zum erstenmal hatte er nun das Gefühl, daß das Traumgewand, das ihn bis dahin eingehüllt hatte, zerriß und daß er wirklich ein lebendiger Mensch war.
    Die Berührung des Klingelknopfes, der Klang der Glocke, der Eingang mit dem glänzenden Messingbriefkasten, die Kerbe im Holz, die er einst an einem Wintertag mit seinem Hockeystock geschlagen hatte, als er dort ausgeglitten war, die vertraute dicke Matte unter seinen Füßen, dies alles brachte ihn in die Wirklichkeit zurück und war wie eine Verheißung des Köstlichen, das dieses Haus barg.
    Als Reston, der Diener, die Tür öffnete, blickte er ihn mit weitaufgerissenen Augen an und fiel ganz aus seiner gewohnten Ruhe und Sicherheit.
    »Mister Jerry, Himmel...«
    Ein wildes Kratzen auf dem glatten Parkettboden, und Skipper, Jerrys hellhaariger Cocker, stürzte sich auf ihn und in seine Arme, heulend und bellend und wie toll sein Gesicht leckend. Oben öffnete sich eine Tür, und eine Frauenstimme rief:
    »Reston, was gibt es denn? Ist etwas passiert?«
    Jerry ging zum Treppenabsatz und rief hinauf: »Mutter...«
    »Jerry, Jerry! Ich kann’s gar nicht glauben! Harman, hörst du, Jerry ist da...«
    Helen Wright kam die Treppe hinuntergerannt, und Jerry nahm sie in die Arme und drückte sie an sich. Sie weinte ein bißchen und küßte ihn. Dann kam auch der Vater hinunter und wischte sich den Rasierschaum aus dem Gesicht.
    »Jerry, warum hast du uns denn nicht benachrichtigt? Gott, laß dich mal ansehen, mein Sohn!«
    Jetzt war er zu Hause, und es war genauso, wie er es sich ausgemalt hatte, Vater und Mutter, die Aufregung, Überraschung und Freude, Restons Kugelaugen und der außer Rand und Band geratene Skipper.
    Er lachte sie an:
    »Ich bin doch erst vor dreiviertel Stunden gelandet, und ich habe gedacht, es lohne sich gar nicht erst, anzurufen, da ich ja doch gleich hier sei. Mutter, du siehst ja prächtig aus, und du, Pap, bist selbst für empfindliche Augen sogar halbrasiert ein schöner Anblick.«
    Helen Wright sagte immer wieder:
    »Jerry, Jerry, Liebling... ich kann’s fast nicht glauben.« Sie war eine kleine, lebhafte, meist etwas aufgeregte Frau, die immer noch ein hübsches Gesicht, eine gute Figur und ausdrucksvolle Augen hatte und gern den Mittelpunkt bildete. Mit ihrem nachsichtigen und sie verehrenden Gatten verband sie eine vollendete Gemeinschaft, deren ganzes Glück ihr Sohn war. Und doch stand sie immer in Kampfbereitschaft gegen irgendwelche Kleinigkeiten.
    Der Vater weidete sich an den Bändern auf Jerrys Uniform und hatte vor Erregung und Stolz ein ganz rotes Gesicht. Er war Jerrys älteres, würdigeres Ebenbild, mit demselben glänzenden dunklen Haar und denselben blauen Augen. Er hatte das gesunde Aussehen eines Mannes, dem alles nach Wunsch gegangen ist. Wie er so dastand in seinem seidenen Morgenrock, wirkte er schwerer als Jerry, aber ebenso gepflegt und muskulös. Ohne Zweifel waren sie Vater und Sohn, wenn man sie auch für Brüder hätte halten können.
    »Himmel«, sagte er, »Flugmedaille und Silberstern hast du erhalten und Gott sei Dank nichts anderes...«
    Helen trat etwas zurück, um ihn besser betrachten zu können.
    »Jerry, du bist größer geworden und siehst noch

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