Ferien mit Patricia
besser aus. Ist es wirklich wahr, daß du hier bist? Ich kann es fast nicht abwarten, daß du uns alles erzählst. Erst gestern haben wir von dir einen Brief erhalten. Schau, Skipper ist ganz außer sich...«
Sie gingen in die Bibliothek hinüber, wo Jerry den vertrauten Geruch von Leder und Büchern wieder schnupperte.
»Aaah, ist es schön, zu Hause zu sein«, sagte er.
»In deinem Zimmer ist alles genauso, wie du es verlassen hast«, sagte sein Vater. »Mein Junge, es freut uns ja so, und wir sind so aufgeregt, daß du wieder da bist, daß wir gar nicht wissen, wo wir anfangen sollen. Ich nehme an, Mutter geht es genauso. So, und nun erzähle der Reihe nach...«
»Ja, erzähle, Jerry! Und wie lange kannst du denn...«
Mitten im Satz hielt sie inne und rief:
»Catharine! Jerry, weiß Catharine, daß du da bist? Natürlich nicht, denn du bist ja gleich hierhergekommen. Willst du sie nicht sofort anrufen? Sie ist bestimmt zu Hause.«
Jerry blickte seine Mutter an. Das Vergnügen, daheim zu sein, und die Freude, seine Eltern wiederzusehen, hatten ihn für einen Augenblick alles andere vergessen lassen.
»Nun, das mußte ja kommen«, dachte er.
Helen schmiedete bereits Pläne und malte sich den romantischen Augenblick des Wiedersehens von Jerry und Catharine aus.
»Aber natürlich, du wirst jetzt erst zu ihr gehen wollen. Jerry, du solltest sie doch darauf vorbereiten. Ich will sofort Millicent anrufen und nur vorsichtig andeuten...« In ihrer Aufgeregtheit ging sie schon zum Telefon, als Jerry sagte:
»Bitte, Mutter, ich glaube... nein...«
»Jerry weiß sicher selber, wie er es Cat beibringen will, Mutter... Wir sind eben so verdammt aufgeregt, weil du so unvermutet gekommen bist...«
Jerry blickte sie beide an und sagte in ernstem, bekümmertem Ton:
»Schaut, ich vermute, ihr haltet mich für etwas verdreht. Aber ich bin ja gar nicht richtig zurückgekommen. Um zwei Uhr morgens muß ich schon wieder fort. Ich war gerade auf einem Urlaub in Schottland, als ich einen Kameraden traf - Eagles Wilson, erinnert ihr euch ? — , er war für einen Flug kommandiert. In zweiundsiebzig Stunden muß er hin und zurück sein. Da nahm et mich mit.«
Harman Wright warf den Kopf zurück und lachte:
»Himmel, was für ein Krieg!«
»Niemand weiß, daß ich hier bin. Mein Urlaub dauert noch bis Mittwoch. Am Sonntagabend bin ich wieder in Schottland.«
Helen sank in einen Sessel und rief:
»Ach, Lieber, das halte ich nicht mehr aus. Jerry, du wirst gewiß noch unser Tod sein.« Doch plötzlich fuhr sie hoch. »Aber, Jerry, das ist doch noch ein Grund mehr, Catharine sofort aufzusuchen. Sie wird ja so glücklich — und so enttäuscht sein. Oh, ich möchte gern jede Minute, solange du hier bist, mit dir verbringen, aber wir begreifen...«
Harman Wright sah zu seinem Sohn hinüber und bemerkte dabei die Schatten auf seinem Gesicht und die Augen, die weder jung noch glücklich waren. Gleichsam tastend sagte er:
»Natürlich, Jerry, geh, wenn du willst. Vielleicht kannst du Catharine überreden, daß sie hierher zum Essen kommt.«
Jerry stand mitten im Zimmer und dachte:
»Wie soll ich es ihnen nur sagen...?« Dann erwiderte er: »Ich werde später hinübergehen, nach einer Weile, denn ich möchte zuerst allein mit euch sprechen. Catharines wegen bin ich nämlich hergekommen.«
»Jerry!« rief Helen, und die Unruhe, die in ihrer Stimme mitklang, ließ ihn schon das Kommende ahnen. »Stimmt etwas nicht zwischen dir und Catharine?«
Durch den Nachdruck, den seine Mutter in diese Frage legte, wurde diese bereits zu einer Anklage, ob zwischen ihm und Catharine alles in Ordnung war. Jerry wurde sich zum erstenmal bewußt, in was für einer schwierigen Lage er steckte und wie sich das auf die anderen auswirken mußte. Plötzlich fühlte er sich tausend Jahre alt. Sein Herz füllte sich mit Dankbarkeit, als sein Vater ruhig sagte:
»Ich nehme an, du würdest jetzt gern mal etwas trinken, mein Junge. Du hast ja eine höllisch lange Fahrt hinter dir.«
Erging zu einem kleinen Tisch, wo der Whisky und das Sodawasser standen, schenkte ihm ein Glas voll ein und bemerkte aber auch, wie seine Hand zitterte, als er nach dem Glase griff.
Jerry setzte sich rittlings auf seinen Stuhl, wie es seine Gewohnheit war, und versuchte zu überlegen, was er sagen sollte. Voller Ruhe kam ihm sein Vater zu Hilfe:
»Erzähle einfach, wie es dir zumute ist, Jerry...«
Der angstvolle Blick seiner Mutter und die nervöse Unruhe ihrer Finger
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