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Ferien mit Patricia

Ferien mit Patricia

Titel: Ferien mit Patricia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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an einen Satz, den Major Harrison einmal in der Bar des Offiziersklubs gesagt hatte (wie lange lag dies plötzlich zurück!): »Teufel, die ganze Welt ist drunter und drüber.« Jerry hatte es ja sich nicht selber gewünscht, in diesen Wirbel hineingerissen, an einen fremden Strand geworfen zu werden und durch den eisigen todbringenden Himmel zu fliegen, um selber Tod und Vernichtung auf die darunter liegende Erde auszuschütten. Hier zu Hause kam er sich vor wie ein Junge, der auf dem Kopf stand, während die anderen weiterhin aufrecht dahinschritten.
    Pat war kein Traum. Alles Geschehene war wirklich. Wenn er sie auch nie mehr Wiedersehen sollte, ‘konnte sein Leben doch nie mehr ein Ganzes bilden, nie mehr würde er Frieden finden und nie mehr ganz er selbst sein.
    Harman Wright unterbrach seine Gedanken:
    »Jerry...«
    »Ja, Dad...«
    »Macht’s dir etwas aus, wenn ich dir eine kleine Geschichte erzähle? Aus dem letzten Krieg, als ich in Frankreich war...«
    Jerry blickte auf, neugierig, was da kommen sollte. Harman betrachtete ihn mit einem halb humorvollen Ausdruck und schaute nach der Tür, bevor er zu sprechen anfing. Mit leicht verhaltener Stimme sagte er dann:
    »Gott verhüte, daß Mutter jemals etwas davon vernimmt. Es war in Paris nach dem Waffenstillstand. Damals war ich mit Mutter verlobt, obgleich sie zu der Zeit natürlich in St. Louis war. Ja, und da lernte ich ein bildhübsches Geschöpf kennen, so ein kleines französisches Mädchen, namens Adrienne. Du kennst ja diese jungen Französinnen. Ich begegnete ihr in einem Restaurant im Bois de Boulogne, und wir zogen uns irgendwie gegenseitig an. Sie war tatsächlich sehr schön. Vermutlich würdest du sagen, ein Bombenmädel.
    Kurzum, wir fuhren zusammen an die Riviera, in einen Ort namens Mentone. Dort blieben wir eine Woche in einem Hotel. Es war ein wundervolles Abenteuer für einen Jungen wie mich, der noch nie weit herumgekommen war. — Sagtest du etwas?«
    Jerry schüttelte nur den Kopf. In seinem Geist sah er, wie durch einen unerklärlichen Trick, das Bild des Hotels und seinen Vater in der Uniform des Ersten Weltkriegs mit Adrienne, die wie eines der Mädchen auf den Postkarten aussah, die Kameraden aus Frankreich mitgebracht hatten. Plötzlich spürte er in der Magengrube ein merkwürdiges Gefühl.
    »Ich war ganz vernarrt in Adrienne«, fuhr Harman fort, »das heißt, ich liebte sie. Wir sprachen sogar vom Heiraten. Als ich hierher zurückkehrte, versprach ich ihr, wiederzukommen, und ich glaube, ich hatte das damals sogar ernstlich vor.«
    Harman streifte die Asche von seiner Zigarre ab und beugte sich in seinem Stuhl etwas vor.
    »Ja, Jerry, und so ist das nun! Ich habe es nie bedauert — nie auch nur einen Augenblick. Ich habe sehr viel darüber nachgedacht, als ich nach Hause kam und Mutter wiedersah. Diese kleine Französin war gar nicht so leicht zu vergessen. Es steckte viel in ihr. Dann heiratete ich Mutter, und ich möchte nicht, daß es anders gekommen wäre.«
    Reston klopfte an die Tür und meldete:
    »Es ist angerichtet. Und Mrs. Wright läßt sagen, daß sie sich nicht wohl genug fühlt, um herunterzukommen.«
    Auch Jerry hatte nicht das geringste Verlangen, etwas zu essen. Am liebsten hätte er sich jetzt irgendwo verkrochen.
    »Gut, Reston«, sagte Harman, »wir kommen gleich.« Und als der Diener die Tür hinter sich zugezogen hatte, schloß er:
    »Ich habe Mutter sehr geliebt und werde sie immer lieben. Wir haben zusammen ein wunderschönes Leben gehabt, und ich möchte es um nichts in der Welt dahingeben. Wir verstehen einander, und alles, was wir gemeinsam haben, bedeutet uns sehr viel, Jerry.«
    Sie stiegen die Treppe hinunter und aßen bei Kerzenlicht in dem mit Nußbaumholz, getäfelten Eßzimmer. Es war wie immer: makelloses Leinen, der weiche Glanz des alten Silbers und des alten Holzes, in dem sich das Kerzenlicht spiegelte, das leise Geräusch der sich öffnenden Tür und die ruhigen Schritte Restons.
    Jerry stocherte in seinem Essen und versuchte, in höflichem Ton die Fragen seines Vaters über den Krieg, das Leben in England drüben, über den Dienst, seine Auszeichnungen, sein Flugzeug und seine Mannschaft zu beantworten. Zu jeder andern Zeit würde er geradezu übergeflossen sein, denn gerade das hatte er sich doch immer gewünscht, nach Hause zu kommen und zu erzählen und ein bißchen zu prahlen mit dem Militärleben und seinem Flugzeug. Aber die Geschichte von der kleinen Französin, die ihm sein

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