Ferien mit Patricia
hatte er in der Angst, Pat für immer zu verlieren, in Gedanken Catharine all das erzählt, was er Pat bis jetzt nicht gesagt hatte.
Da hatte er noch geglaubt, daß Catharine ihn verstehen werde, ja, daß sie ihn gar nicht mehr haben wolle, nachdem sie von Pat und seiner Liebe zu ihr gehört haben würde. Und während des langen dröhnenden Fluges über den Ozean hatte er sich die Worte zurechtgelegt:
»Es ist etwas, das noch nie über mich gekommen ist. Ich muß es dir sagen, Catharine, und du wirst es gewiß verstehen. Sie ist ein Teil meiner selbst. Sie lebt in mir, in meinem Herzen. Sie ist meine Qual und mein Entzücken und mein Atem. Sie ist in meinem Geist und in meinem Blut, wo ich auch gehe, was ich auch tue. Ich wußte gar nicht, was Liebe ist, bis ich Pat getroffen habe. Von meinem alten Ich ist nichts geblieben, alles gehört nur noch ihr und wird ihr immer gehören...«
Als er vor dem Telefon stand, diesem schwarzen Apparat, aus dem ihm so oft die Stimme Catharines entgegengeklungen war, wurde Jerry plötzlich von einem solchen Gefühl der Scham, des Schreckens und der Niedergeschlagenheit überwältigt, daß er glaubte, es nicht mehr länger ertragen zu können. Seine Knie schienen zu wanken. Er sank in einen Sessel und vergrub das Gesicht in den Händen. Wie ein Blitz durchfuhr ihn die schreckliche Erkenntnis, daß sich ein Abgrund vor ihm geöffnet hatte.
Denn jetzt, da er zu Hause war — hier in seines Vaters Haus, wo er seine Kinderjahre verlebt, wo man ihn die Haltung eines Gentleman gelehrt hatte — , hier kam ihm zum ersten Male zum Bewußtsein, seitdem er über seine Liebe nachzudenken begonnen hatte, daß die Idee, die ihn zu der tollen Fahrt mit Eagles getrieben hatte, völlig unsinnig war.
Es war eine Verrücktheit gewesen, sich vorzustellen, daß er ohne weiteres in das Haus Catharines gehen und sie bitten konnte, ihn freizugeben. Das Leben war nicht so einfach.
Wie konnte man vor ein Mädchen hintreten, das man sein ganzes Leben gekannt und verehrt hatte und mit dem man verlobt war, in dessen Händen noch der letzte Brief lag, in dem man geschrieben hatte, daß man nun bald heiraten könne, und sie um ihr Mitgefühl und Verständnis bitten, weil man sich in ein anderes Mädchen verliebt hatte?
Harman Wright erhob sich, ging zu seinem Sohn hinüber und legte ihm die Hand auf die Schulter, denn er glaubte, die Schlacht gewonnen zu haben. Er war der Meinung, daß seine Argumente den Sieg davongetragen hatten, woran er im übrigen nicht einen Augenblick gezweifelt hatte. Doch war er vernünftig genug, dies nicht sofort zu zeigen, wenigstens so lange nicht, bis er der Sache völlig sicher war. Der Kummer Jerrys hatte ihn tief bewegt, da er auch in ihm Dinge aufgerührt hatte, die er seit langem für immer vergessen zu haben glaubte.
»Nimm’s nicht so schwer«, sagte er. »Es ist nie so schlimm, wie es zuerst den Anschein hat.« Nach einer Pause fuhr er fort: »Schau, Jerry, du hast nicht alles bis zu Ende überdacht. Du kannst doch so etwas Schwerwiegendes nicht mit einer solchen Überstürzung unternehmen. Geh hinauf und ruh dich ein wenig aus. Mach gar nicht den Versuch, Catharine heute abend zu sehen. Niemand weiß, daß du heute hier gewesen bist. Niemand braucht es zu wissen. Geh nach England zurück, bis du deinen Dienst hinter dir hast. Unternimm nur nichts Törichtes. Ach, ich weiß ja, daß du das nicht tun wirst. Dann komm wieder nach Hause, und dann wirst du sehen, wie dir zumute ist. Was sagst du dazu? Ich werde dich selbst zum Flugplatz hinausfahren, und alles wird in Ordnung sein. Ich weiß, daß du Mutter damit sehr glücklich machst.«
Der alte Aufruhr brandete in Jerry wieder auf. Seine Mutter glücklich machen! Catharine glücklich machen! Jedermann glücklich machen — außer sich selbst! Und doch begannen die Fäden seines früheren Lebens ihn bereits wieder zu binden und zu halten.
Eines war gewiß. Er konnte nicht einfach zu Catharine hinübergehen und kurzerhand seine Verlobung auflösen. Es war zuviel für ihn, und er konnte sich dies nicht auch noch aufbürden. Er trug bereits genug an der übrigen Last. Aber er wünschte verzweifelt, allein zu sein, nachdenken zu können und mit sich ins klare zu kommen.
»Nun gut«, sagte er, »ich... ich kann Cat jetzt nicht sehen, Dad. Ich gehe eine Weile hinauf. Glaubst du, daß ich zu Mutter gehen sollte?«
»Wenn du soweit bist, ihr sagen zu können, daß du zurückfliegst und warten wirst, bis...«
»Ich werde
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