Ferienhaus für eine Leiche: Schweden-Krimi mit Rezepten (German Edition)
John starrte noch immer auf die Tischplatte.
»Kann ich bitte etwas zu trinken haben?«, murmelte er heiser.
Henning Bengtson warf Bernt einen auffordernden Blick zu und der Inspektor verschwand durch die Tür. Aggressive Stille breitete sich wieder in dem karg möblierten Raum aus und alle lauschten dem Geräusch der Schritte auf demGang. Das Schweigen lastete auf den Zurückgebliebenen, wie eine unerträgliche Schwüle im Sommer und Lasse begann auch tatsächlich zu schwitzen. Er knotete die Finger zusammen, zerrte sie wieder auseinander, um sie erneut zu verschränken. Er wird nervös, stellte der Staatsanwalt fest, als erste Schweißperlen auf der Oberlippe des Beschuldigten sichtbar wurden.
Kurze Zeit später kehrte Bernt mit einem Glas Wasser zurück.
Er stellte es auf dem Tisch ab und Lasse trank gierig. Erneut wurde die Tür geöffnet. Lars Knyst machte dem Staatsanwalt ein Zeichen, flüsterte ihm ein paar Worte ins Ohr und nahm ebenfalls auf einem der unbequemen Stühle Platz.
»Inga Hilmarström hat ausgesagt, dass sie von dir im Flur niedergeschlagen wurde. Danach hast du sie ins Bad geschleift und sie in die Wanne gelegt. Das kalte Wasser sollte ihren Körper so lange auskühlen, bis sie gestorben wäre. Du hast ihr sogar erklärt, warum du das gemacht hast: Würde ihre Leiche später gefunden, sähe es aus, als sei sie im Wald gestürzt, verletzt liegengeblieben und dann in der kalten Herbstnacht erfroren. Warum sollte Inga sterben?«
Lasse John starrte weiter vor sich hin.
»Wenn sie dir nicht gefährlich werden konnte – warum sollte sie dann in deiner Badewanne jämmerlich erfrieren?«, bohrte Bernt weiter.
Lasse John brannte mit seinen Augen Löcher in die Tischplatte und schwieg.
»Inga wurde von dir mit einer Rasierklinge geschnitten. Die Ärzte haben über fünfzig Einschnitte gezählt, mal mehr mal weniger tief. Hat dir das Spaß gemacht? War esgeil, diese wehrlose Frau zu quälen?«, Bernt brachte sein Gesicht immer näher an Johns Ohr, so dass dieser den Lufthauch beim Sprechen spüren musste.
Er rückte ihm auf die Pelle.
Lasse Johns Atem ging heftig.
Er atmete stoßweise und pumpte dabei mit dem Oberkörper. Schweiß tropfte von seiner Stirn und lief auch an seinem Nacken entlang. Bernt konnte sehen, wie das Rinnsal unter dem Rand des Shirts verschwand.
»Na, war es nicht ein tolles Gefühl, so überlegen zu sein?«
Keine Antwort, nur noch mehr Schweiß.
»Du warst so besessen von dem Gedanken sie zu töten, dass du sogar auf unseren Hauptkommissar geschossen hast, um zu verhindern, dass er dir dein ›Spielzeug‹ wegnimmt! Warum war es so wichtig für dich Inga zu töten?«, Bernts Stimme war kalt und schneidend.
Lasse John sah plötzlich auf und fixierte Britta mit seinem Blick.
Erschrocken hielt sie die Luft an.
Oft hatten Angeklagte sie bei Verhören wütend angesehen, aber noch niemals flackerte ein solcher Hass in den Augen.
Völlig unerwartet sank der bullige Mann dann in sich zusammen, stürzte krachend von seinem Stuhl, bevor auch nur einer der Ermittler ihn erreichen konnte, wälzte sich auf dem Boden und jaulte immer dasselbe Wort: »Schandmaul, Schandmaul, Schandmaul, Schandmaul, Schandmaul, Schandmaul, Schandmaul …« Tränen strömten dabei über sein Gesicht. Er versuchte sich bis zur Wand zu schlängeln und wehrte jeden Arm ab, der sich ihm entgegenstreckte.
Bengtson war auf den Flur geeilt und hatte die Polizisten draußen alarmiert. Jetzt lehnte er am Tisch, hörte zu, wie Lars Knyst über Telefon einen Psychiater anforderte. Abschließend gab er zu Protokoll, dass die Befragung abgebrochen werden musste.
Lasse John hockte mit dem Rücken an der Wand, hatte die Knie hochgezogen und weinte jämmerlich. Zu beiden Seiten waren Polizisten postiert worden und die Hände des starken Mannes wurden von Handschellen zusammengehalten.
Hilflos sahen sich die Inspektoren an.
»Ekbjerk wird gleich hier sein. Er wird sich um ihn kümmern und auch gleich versuchen, ein vorläufiges Gutachten zu erstellen. Wenn er mit seinem Profil auf dem richtigen Weg war, ist Lasse John unser Mörder. Wir haben genug, um die Anklagen wegen Mordversuchs zu begründen, keine Frage, er kommt also auf jeden Fall in Verwahrung. Und die Mordanklage muss einfach warten, bis die Spurensicherung genug gefunden und das Labor die Auswertung gemacht hat. Dann können wir ihn ganz ohne sein Mittun festnageln.« Bengtson sah zu dem schluchzenden Riesen hinüber, schüttelte beinahe angewidert
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