Ferienhaus für eine Leiche: Schweden-Krimi mit Rezepten (German Edition)
den Kopf und stürmte aus dem Zimmer.
»Viel beschäftigter Mann, der seine Emotionen lieber unterdrückt und nicht auslebt. Bestimmt findet er das unmännlich«, kommentierte Britta den Abgang des Staatsanwalts.
»Was ist mit Lundquist? Kommt er schnell zurück zur Truppe?«, wollte Ole wissen: »Ich habe gerade Bengtson davon sausen sehen und dachte, ihr seid fertig«, fügte er dann entschuldigend hinzu, als er Lasse John auf dem Boden entdeckte.
Britta und Bernt traten zu ihm auf den Flur hinaus undließen den Beschuldigten mit seinen Bewachern allein zurück.
Lars Knyst kam gerade den Gang zurück: »Ich musste Sven fast ans Bett binden, das könnt ihr euch ja denken. Er hat vor, morgen wieder zum Dienst zu kommen. Gibt’s was Neues?«
»Nein. Er weint und schweigt.«
»Der Arzt kommt sofort«, beruhigte Knyst. »Und Sven wollte am liebsten gleich mitkommen, um das Verhör zu übernehmen.«
»Aber das ist ja wieder typisch Sven. Hart im Nehmen«, meinte Bernt mit unverhohlener Bewunderung. »Ich glaube nicht, dass ich einen Anschlag so schnell wegstecken könnte.«
Lars erzählte den Kollegen nicht, dass er sich große Sorgen machte, weil er genau das auch von seinem Freund nicht glaubte. Hoffentlich muss er nicht zu viel wegstecken, dachte er.
Laut sagte Lars: »Ihr kennt ihn ja – er wird die Zähne zusammenbeißen. Inga geht es auch ganz gut. Sie wird sanft aufgewärmt und darf sich einige Zeit verwöhnen lassen. Ich denke, das Ermitteln von Straftätern wird sie wohl in Zukunft uns überlassen.«
»Aus John haben wir nichts rausgekriegt. Erst hat er nicht geantwortet und dann hatte er diese Art hysterischen Anfall. Dr. Ekbjerk ist jetzt der Mann der Stunde. Er wird hoffentlich gleich hier sein und sich um Lasse kümmern.« Bernt warf einen unruhigen Blick auf die geschlossene Tür zum Vernehmungsraum.
»Was wird eigentlich aus Jan und Knut?«, fragte Britta.
»Eben – die beiden haben ganz schön Mist gebaut. Eigentlich sind sie dafür verantwortlich, dass wir erst so spät auf John gekommen sind!«
Bevor sie zu einer Antwort kommen konnten, sahen sie den Psychiater Paul Ekbjerk und den Staatsanwalt über den Gang auf sie zuhasten. Der Psychiater war eine asketische Gestalt mit langen grauen Haaren und einem wehenden weißen Kittel. Bei jedem seiner raumgreifenden Schritte schleuderte er die Arme mit und man hörte lautes Geklapper in seiner altmodischen Arzttasche, die bei jeder Armbewegung auf der rechten Seite gnadenlos mit hochgeschleudert wurde.
»Mein Gott«, flüsterte Britta beeindruckt, »der sieht ja aus, wie direkt einer Arztserie entstiegen. Das ist mir neulich gar nicht so aufgefallen. Wir sollten vorsichtshalber überprüfen, ob bei einem Set ein Darsteller entsprungen ist! Vielleicht ist er nicht echt!«
»Dr. Paul Ekbjerk kennt ihr ja schon, nicht wahr?«, stellte der Staatsanwalt etwas atemlos seinen Begleiter vor. Sie nickten sich gegenseitig kurz zu, bevor der Psychiater Bernt zu sich winkte und mit ihm im Vernehmungszimmer verschwand.
»Er ist eine echte Koryphäe«, erklärte der Staatsanwalt noch immer kurzatmig seinen Mitarbeitern. »Diesen Fall hat er übernommen, weil er ihn so interessant findet. Er möchte versuchen herauszufinden, was Lasse John zu den Taten bewogen hat. Ich persönlich glaube, er hat schon eine ziemlich genaue Vorstellung von dem, was dieses Verhalten ausgelöst hat.«
»Er wird nachweisen, dass John unzurechnungsfähig war. Und dann endet es wie immer: Wir dürfen ihm zu einem ruhigen Leben unter Betreuung gratulieren, aber für seine Taten wird er nicht zur Verantwortung gezogen«, fauchte Ole.
»Themenwechsel!«, entschied Lars Knyst bestimmt.
»Du hast mir vorhin zugeflüstert, unseren Patienten gehe es ganz gut. Das zumindest ist doch sehr erfreulich. Weiß man schon, wie lange Lundquist im Krankenhaus bleiben muss?«, fragte der Staatsanwalt.
»Er wollte sich am liebsten sofort selbst entlassen – aber wir haben das auf morgen verschoben«, grinste Knyst. »Der Arzt allerdings ist der Auffassung, er sollte für ein paar Tage bei ihnen bleiben«, setzte er nun wieder ernst hinzu. »Ich glaube auch, dass das eine vernünftige Entscheidung wäre. Aber Sven wird ohnehin das tun, was er für richtig hält.«
»Was wird aber nun mit Jan und Knut?«, fragte Ole aggressiv. »Schließlich haben sie den ganzen Schlamassel mit verschuldet! Vielleicht wäre weder Sven Lundquist noch Inga etwas passiert, wenn die ihre Arbeit richtig gemacht
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