Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ferienhaus für eine Leiche: Schweden-Krimi mit Rezepten (German Edition)

Ferienhaus für eine Leiche: Schweden-Krimi mit Rezepten (German Edition)

Titel: Ferienhaus für eine Leiche: Schweden-Krimi mit Rezepten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
Vom Netzwerk:
Langsam beruhigte sich Sven Lundquists Puls wieder, er spürte, wie die Hitze aus seinem Gesicht verschwand und der unangenehme Druck hinter der Stirn nachließ. Vor der nächsten Reise würde er sein Gepäck sorgfältig inspizieren, nahm er sich vor und fragte sich im selben Moment, wie viele Reisen er wohl überhaupt noch unternehmen könnte. »Pessimist!«, schimpfte seine innere Stimme.
    Lars seufzte, stand auf, ging einige Minuten unruhig hin und her und meinte schließlich, er wolle sich vor dem Flug noch etwas die Füße vertreten. Lundquist nickte seinem Freund zu und beobachtete durch die großen Fenster, wie eine winzige Chartermaschine startete. Wohlig lehnte er sich zurück und genoss den Blick über Rollfeld und Startbahn. Schon als Kind hatte er voller Begeisterung den Flugzeugen nachgesehen und eine Zeitlang hatte er sogar Pilot werden wollen.
    Lundquist ließ seine Gedanken treiben.
    Kurze Zeit später zuckte er heftig zusammen, als Knyst sich schwer in den Stuhl neben ihm fallen ließ.
    »Sie geht nicht ans Telefon!«, murmelte er und Lundquist hörte die Verbitterung deutlich heraus. Ein ungewohnter Ton bei seinem sonst meist unbeschwerten Freund.
    »Wenn wir zurück sind, müsst ihr miteinander sprechen. Über das, was ihr von einer Beziehung und vor allem voneinander erwartet.« Na hör dich bloß mal an, Lundquist, dachte er, mein Gott, bist du alt geworden! Wer spricht schon in so schulmeisterlichem Ton mit seinem Freund! Schauderhaft!
    »Na, du bist gut; wie denn?«, brauste Lars dann auch erwartungsgemäß auf, »Weihnachten habe ich mit Sicherheit auch wieder Dienst. Ich gehöre nämlich zu den unverheirateten Kollegen ohne Familie!«, schnaubte er entrüstet und setzte desillusioniert hinzu: »Dr. Kramps Dienstplanung verhindert allerdings auch höchst erfolgreich, dass ich eine gründe!«
    Der Flug verlief ruhig und die beiden schwiegen sich beharrlich an. Lundquist kämpfte tapfer gegen eine anund abschwellende Übelkeit, eine der zu erwartenden Nebenwirkungen seiner ersten Interferondosis. Dr. Palm hatte ihn schon darauf vorbereitet, und so befand sich in seinem Gepäck auch ein Medikament, das ihm im Notfall helfen würde. Grippesymptome könnten sich einstellen, hatte der Arzt gewarnt, Müdigkeit, Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit. Lundquist beschloss, nicht zu tief in sich hinein zu horchen – wer weiß, was sich sonst noch an Missempfindungen einstellte! Dennoch konnte er nicht verhindern, dass seine Nase anfing zu laufen. Einige der Fluggäste sahen ihn abweisend und misstrauisch an, als er immer häufiger zum Taschentuch greifen musste. Sie hatten wohl Angst vor Ansteckung. Tja, Brittas Virus oder Nebenwirkung? Lundquist wusste es nicht. Hatte er sich nicht schon vor der Spritze vergrippt gefühlt – oder spielte ihm jetzt auch noch seine Erinnerung einen Streich?
    Knyst ächzte und atmete schwer, dann strich er sich mitseinen Händen durchs Haar. Die wohlgefälligen Blicke der Stewardessen bemerkte er nicht – oder reagierte jedenfalls nicht darauf. Verdrossen blätterte er in einer deutschen Zeitung, aber Lundquist hatte nicht den Eindruck, dass sein Freund tatsächlich darin las. Aggressives Verbinden von Buchstaben ohne Sinnentnahme, diagnostizierte der Freund.
    »Weißt du, was Gitte heute für ihre Geburtstagsgäste kocht? Jede Menge Köttbullar*! Sie hat das Rezept von ihrer Oma. Manche servieren die Bullar ja mit Sahnesoße, aber Gittes Oma hat immer Petersilienkartoffeln und Preiselbeeren dazu gemacht. Damals haben sie die noch selbst gesammelt und eingekocht – heute kauft Gitte sie im Glas. Sind auch gut.« Er verstummte, starrte auf die Zeitung, als könne er sich nicht mehr erinnern, was er damit vorgehabt hatte, knüllte sie zusammen und setzte zornig hinzu: »Bestimmt wird sie nie wieder Annalenas Köttbullar für mich machen! Scheiße! So wie es aussieht, wird sie sogar nie mehr mit mir sprechen!«
    In der großen, modernen Abflughalle sahen sie sich nach ihrer Landung in Frankfurt suchend nach den Kollegen aus Süddeutschland um. Zwei Beamte der Mordkommission sollten sie erwarten und in den Schwarzwald bringen. Schnell hatte Knyst zwei der ebenfalls wartenden Herren ausgemacht, die auch ein wenig unschlüssig und verloren herumstanden. Beide trugen einen grauen Trenchcoat, ihr Haar war streng gescheitelt und der linke hatte sich eine eindeutig dienstlich aussehende Aktenmappe unter den Arm geklemmt.
    Knyst stieß Lundquist mit dem Ellbogen in die Seite und

Weitere Kostenlose Bücher