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Ferienhaus für eine Leiche: Schweden-Krimi mit Rezepten (German Edition)

Ferienhaus für eine Leiche: Schweden-Krimi mit Rezepten (German Edition)

Titel: Ferienhaus für eine Leiche: Schweden-Krimi mit Rezepten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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deutete mit einem leichten Kopfnicken auf die beiden.
    »Die zwei da! Jede Wette! Das sieht man doch schon vonweitem. Jetzt weiß ich auch, warum die Bösen in den deutschen Krimis immer gleich erkennen, dass sie es mit Polizisten zu tun haben!«, flüsterte er und griff nach seiner kleinen Nylonreisetasche. »Mein Gott – sehen die vielleicht verklemmt aus. Und mit denen sollen wir eng zusammenarbeiten? Das kann ja heiter werden!« Er seufzte entnervt und sie gingen auf die beiden Herren zu.
    In diesem Moment sprach sie ein junger Mann mit schulterlangen Zottelhaaren an.
    Über seiner verwaschenen Jeans trug er mehrere Pullover unterschiedlichster Farben und in verschiedenen Stadien der Alterung. An seiner linken Schulter baumelte eine zerschlissene Lederjacke lässig herunter.
    »Entschuldigt bitte, ihr seid doch bestimmt die Kollegen von der schwedischen Polizei, gell?«
    Während Knyst verstört in das verlebte Gesicht mit ungepflegtem Dreitagebart starrte und, weil er vor lauter Verblüffung kein Wort herausbrachte, nur zustimmend nickte, streckte sein Gegenüber leutselig die Hand zur Begrüßung aus. Knyst schlug überrumpelt ein. Lundquist vergaß seine Übelkeit und versuchte, sein breites Grinsen hinter einem Taschentuch zu verbergen. Wie gut, dass wir als aufgeklärte Menschen und global denkende und handelnde Europäer keinerlei Vorurteile mehr haben, dachte er ironisch.
    »Ja – also. Mein Name ist Volker. Ich bearbeite den Fall ›Frauenleiche im Ferienhaus‹. Und das …«, damit trat er einen Schritt zur Seite und stellte seinen Kollegen vor, »das ist mein Kollege Karl.«
    Bei der nun folgenden allgemeinen Vorstellung und Begrüßung bemerkte Lundquist amüsiert die Erleichterungbei Knyst, als er feststellen durfte, dass Karl, der fortgeschrittenen Alters war und eine beginnende Glatze hatte, sehr viel mehr seinem Bild eines deutschen Polizisten im gehobenen Dienst entsprach.
    Als sie gemeinsam auf der Rolltreppe ins Untergeschoss standen, konnte Knyst seine Neugier nicht mehr zügeln und fragte in sorgfältig moduliertem Deutsch: »Das ist wirklich ganz erstaunlich, dass du uns gleich erkannt hast bei dem Gewusel hier. Woher wusstest du, dass wir die Richtigen sind?«
    »Ach, das ist eigentlich kein Problem gewesen!«, beschied ihm Volker jovial mit einer entspannten, wegwerfenden Handbewegung: »Ihr seht einfach genau wie schwedische Polizisten aus. Das erkenne ich sofort, gell!«
    Das verdutzte Gesicht seines Freundes würde Sven Lundquist für immer im Gedächtnis bleiben.
    Die Kollegen aus dem Schwarzwald waren mit dem Zug gekommen. So nahm die Gruppe die nächste S-Bahn zum Hauptbahnhof und suchte sich dann im Zug Richtung Basel ein gemütliches Abteil. Sie wollten die Fahrt nutzen und sich gegenseitig über die recherchierten Ergebnisse informieren, und so war es ihnen nur recht, dass der Zug diesmal gähnend leer war. Mit ein bisschen Glück würde das auch so bleiben, meinte Karl, unter der Woche sei der ICE weniger ausgelastet – aber an den Wochenenden platze er immer aus allen Nähten.
    »Ja, stimmt schon«, bestätigte Volker, »aber Zugfahren ist immer noch schneller, weil du mit dem Auto nur noch im Stau festhängst, gell. Ich hab schon mal sieben Stunden gebraucht, um von Frankfurt nach Freiburg zu kommen.« Lundquist lehnte sich in seinem Sitz zurück. Volker bemühte sich offensichtlich um ein gut verständlichesHochdeutsch. Allerdings sprach er manche Worte in einem ungewohnten Tonfall, der offenbar regionaltypisch war. Knysts manchmal in dicken Falten liegende Stirn bedeutete wohl, dass er nicht alles verstehen konnte. Das würde sich geben. Es war eine Frage des Sich-hinein-Hörens.
    Als der Zug sich mit einem unsanften Ruck in Bewegung setzte, der Lundquists latente Übelkeit wieder zu neuem, intensiven Leben erweckte, zog Karl einen Stapel eng beschriebener Seiten aus der Aktentasche, die ordentlich auf seinen Knien lag. Lundquist schielte auf die Papiere und war erleichtert: Die Vernehmungsprotokolle waren hochdeutsch. Das konnte er ohne Schwierigkeiten lesen.
    Volker fischte aus der Mitte des Stapels eine blassgrüne Akte, schlug sie auf und begann darin zu blättern. Als er die gesuchte Stelle gefunden hatte, deutete er mit ausgestrecktem Zeigefinger auf die aufgeschlagene Seite und meinte: »Seht ihr, das ist das Protokoll der Vernehmung der Familie. Wir haben sie einzeln befragt, weil wir dachten das wäre geschickt – so konnten sie sich nicht gegenseitig im Auge

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