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Ferienhaus für eine Leiche: Schweden-Krimi mit Rezepten (German Edition)

Ferienhaus für eine Leiche: Schweden-Krimi mit Rezepten (German Edition)

Titel: Ferienhaus für eine Leiche: Schweden-Krimi mit Rezepten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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klebt seit einiger Zeit ein völlig unpassender Neubau dran.« Karl grunzte ungehalten: »Ein Kino! Das, was ihr hier seht ist einfach nur eine architektonische Katastrophe! Eine Beleidigung für das Auge und den guten Geschmack.«
    Die Gäste aus Schweden begannen die tiefen Gräben zu ahnen, die sich bei dieser Architekturdiskussion auftun konnten und sahen sich schmunzelnd an. Wer hätte das von Karl und Volker gedacht.
    »Die Konservativen wollen eben immer, dass alles so bleibt wie’s schon immer war. Bloß kein Fortschritt und etwa Erneuerung, gell?«, feixte Volker mit einem Seitenblick auf Karl, der aber so tat, als könne sich das Gesagte mit keiner noch so kleinen Silbe auf ihn beziehen.
    Karl führte die kleine Gruppe nach links und nach einigen Kurven standen sie auf dem Rathausplatz. Volker erklärte den Besuchern das Glockenspiel, leitete die Gruppe dann in Richtung Schlossberg und bog dann mit ihnen in eine Gasse ab, die so schmal war, dass Lundquist, wenn er die Arme seitlich ausstreckte, mit den Händen die gegenüberliegenden Wände der Häuser berühren konnte. Ein schmaler Bogen überspannte die Gasse. Karl erklärte ihnen umständlich, dass dieser Bogen verhindern sollte, dass die Häuser sich zueinander neigten. Er war also keine Dekoration, sondern statische Notwendigkeit der Architektur.
    Überall war die malerische Altstadt von Gräben durchzogen, in denen klares Wasser floss. Weil es in diesem Herbst noch so warm war, konnten sie auch einige Kinder beim barfüßigen Durchwaten der im Mittelalter als Abwasserkanäle genutzten ›Bächle‹ beobachten und andere, die kleine Schiffe dort fahren ließen.
    »Für eine Großstadt wirkt das hier alles sehr idyllisch«, meinte Knyst und führte weiter aus: »Keine Leute in Hetze, kein Gehupe, keine Abgase … hier wirkt nichts nach Stress.«
    Sie gelangten über das grobe Kopfsteinpflaster auf dem Münsterplatz zum wundervoll restaurierten, alten Kaufhaus und bestaunten das gewaltige Sandsteinmünster, das zwar den 2. Weltkrieg nahezu unbeschadet überstanden hatte, aber jetzt ein Opfer von saurem Regen und aggressivem Taubenkot wurde.
    »Leider könne mir uns jetzt nur da ins Café setze und was trinke. Ins Münster rein könne mir leider nicht. Das ist im Moment nur mit einer Führung erlaubt«, schnaubte Volker verächtlich und Knyst lächelte amüsiert über den Eifer des Kollegen seine schöne Stadt zu präsentieren.
    »Warum? Normalerweise sind solche Kirchen doch für Besucher offen?«, wollte Lundquist wissen.
    »Ach …«, begann Karl seine Erklärung etwas zögerlich, »da hat sich mal im Sommer jemand splitterfasernackt ausgezogen. Irgendein armer Verwirrter, Protestler oder Wichtigtuer. Und jetzt meinen die Leute eben, das sei ein Sakrileg und deshalb darf man nur noch in Begleitung rein.«
    »Als ob Adam und Eva nicht auch völlig nackt g’wese wäre. Ich glaub ja nicht, dass der Anblick den liebe Gott so erschüttert hat, dass man glei so drastische Maßnahmen ergreife muss.« Volker war zornrot geworden, und Karl versuchte ihn abzulenken, indem er zielstrebig auf eines der Cafés zusteuerte, die noch Stühle draußen stehen hatten. Sie suchten sich einen etwas abgelegenen Tisch in der Sonne, bestellten ihre Kännchen Kaffee und beobachteten die vielen Menschen auf dem Marktplatz.
    Lundquist war fasziniert von dem Treiben auf diesem lebendigen, bunten Markt.
    »Ein El Dorado für Taschendiebe«, flüsterte Knyst ihm ins Ohr, der offenbar auch in einem solchen Moment den ›Polizeiblick‹ nicht ausschalten konnte.
    »Sieh mal«, lästerte Volker genüsslich, »das ist ja mal ’ne auffällige Haarfarbe. Wenn deine Freundin so lila Haare hat, dann findest du sie auch im größten Einkaufsgetümmel ganz prima wieder.« Dabei wies er mit seinem stoppeligen Kinn auf eine Gruppe junger Leute, die vor einem der Stände mit Grillwurst Halt gemacht hatten.
    »Studenten!«, klärte er dann die anderen mit einer lässigen Handbewegung auf. »Die meinen in dem Alter noch, sie können machen, was sie wollen. Aber jetzt stell dir bloß vor, ich würde morgen so zum Dienst komme. Ha, das gäbe ein Affentheater!«
    »Das wäre eine schöne Zwickmühle fürs Amt.« Volker lachte. »Aber vielleicht würde sie mich suspendiere und ich hätt so lang frei, bis die Farbe rausg’wachse ist. Natürlich bei vollen Bezügen, gell«, träumte er, schloss die Augen und lehnte sich entspannt zurück.
    Doch Karl meinte trocken: »Die würden dir einfach die

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